Matits Ferenc: Protestantische Kirchen - Unser Budapest (Budapest, 2003)
reformierten Kirchen durch wiederholte Unterstützung ausländischer, meist holländischer Schwesterkirchen ermöglicht wurde. Beim Bau der Budapester protestantischen Kirchen im 20. Jahrhundert bemühte man sich neben dem Gottesdienst auch einen entsprechenden Rahmen für das Gemeindeleben zu gestalten; deshalb wurden neben den Kirchen oder in ihrem Souterrain Ver- sammlungs- und Theaterräume errichtet, wo die Gläubigen ihre gemeinsamen Mahlzeiten oder andere gesellschaftlich-kulturelle Zusammenkünfte abhalten konnten. Von 1945 bis Mitte der 1980er Jahre wurden in Ungarn zusammengenommen 250 Kirchen gebaut, 165 davon waren römisch-katholisch, 20 reformiert und 15 evangelisch. In Budapest gibt es außer den sogenannten historischen protestantischen Kirchen die im Rat der Freien Kirchen zusammengeschlossenen „Kleinkirchen" wie die Baptisten Ungarns, die Adventisten, die Methodisten, die Christliche Gemeinde, die Freichristen, die Pentekostler u.a. Außer ihnen verfügen in der Hauptstadt noch zahlreiche, von den protestantischen Kirchen ausgetretene, als Sekten eingestufte Gemeinden über Bethäuser oder Kirchen. Anfang der 1990er Jahre begann mit der demokratischen Entwicklung nach der Wende eine verstärkte Entfaltung nicht bloß der historischen Kirchen, sondern auch die Verbreitung verschiedenster Glaubensgemeinschaften und Sekten oft ausländischen Ursprungs. ln unserem Band werden wir der Reihe nach die evangelischen, dann die reformierten und schließlich die unitarischen Kirchen in chronologischer Reihenfolge vorstellen. Die evangelische Kirche am Deák Platz V. Bezirk, Deák Ferenc tér 4 Das zum Kirchenbau angeforderte Baugrundstück erhielt die Pester Evangelische Pfarrgemeinde 1792 mit Unterstützung des Oberkommandeurs von Pest-Buda, Feldzeugmeister Fürst Josia Coburg. Das 565 Quadratklafter große Grundstück neben der damaligen Granaten-Kaserne befand sich außerhalb der Stadtmauern und wurde deshalb ausgewählt, da es nicht bloß für die evangelische Bevölkerung der Stadt, sondern auch für die 700 Soldaten evangelischen Glaubens in der Kaserne gebaut wurde. Die Evangelischen hatten bis zur Errichtung dieser Kirche jeden Sonntag die im 15 km entfernten Cinkota befindliche Kirche besucht, bzw. die in der Kaserne abgehaltenen Gottesdienste. Einen erheblichen Beitrag leisteten zu den Baukosten die beiden bedeutenden Gönnerinnen der lutherischen Gemeinde, die Gattin des Grafen Miklós 9