N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Buda - Unser Budapest (Budapest, 2002)
Dazu bot sich im Inneren des Berges eine Möglichkeit: die ursprünglichen beiden inneren Höfe des Palastes wurden versenkt und je ein zwölfgeschossiger Stahllagerturm darin hochgezogen. Ebenfalls Lagerräume bzw. Buchbinder- und Restauratorenwerkstätten und Büros wurden in den schon früher vorhandenen Räumlichkeiten hinter der Stützmauer eingerichtet. Die Geschosse über und unter dem Eingang zum Palasthof (5. Stock) wurden durch Aufzüge und Treppenhäuser verbunden. Die Bücher liefert ein separater Aufzug in die Lesesäle und zurück an ihren Platz. Der Lastenverkehr wird aus dem Csikós-Hof an der Palota út über den 2. Stock des Gebäudes abgewickelt. Die Planer hatten zu Beginn der sechziger Jahre damit gerechnet, daß die Lagerräume der Bibliothek für mindestens ein halbes Jahrhundert genügen müßten. Das Gebäude wurde jedoch erst 1985 seiner Bestimmung übergeben und die Sammlung nahm auch schneller als geplant zu. Zur Jahrtausendwende waren alle Lagerungsräumlichkeiten voll; der Bau des neuen Tieflagers war unabwendbar. Als Ort dafür kam vor allem das Gebiet neben der südwestlichen Ecke in Frage, hier konnten jedoch die großangelegten Bauarbeiten nicht beginnen, da es Schwierigkeiten bei der Grundlegung gab. Auf allen Vieren unter der Palota út - die Entwässerung der Ybl-Stützmauer Die Besucher der Landesbibliothek Széchényi oder des Museums, welche mit dem Aufzug in das Gebäude gelangen, ahnen kaum, daß unter der gußeisernen Platte am Fuße der wappenverzierten, ziegelverkleideten Stützmauer sich ein 14 Meter tiefer Schacht befindet. Dieses ist der Abstieg zum Entwässerungswerk der Ybl- Stützmauer. ln der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zog man beim Bau der monumentalen Stützmauer schon die bei der Errichtung des nahegelegenen Tunnels erworbenen Erfahrungen in Betracht. Die aus dem Mergel der steilen Budaer Bergwand sickernden Wassermassen wurden in zwei senkrecht zueinander stehenden Zisternen gesammelt und in den nahegelegenen Teufels-Graben geleitet. Lassen wir uns durch die Öffnung der Deckplatte in die Tiefe, so gelangen wir in einen kleineren Hohlraum. Aus diesem entfernt sich das angesammelte Wasser durch eine dunkle, enge Öffnung in westlicher Richtung. Von hier aus führt ein etwa 60 Meter langer, 1,2 Meter hoher, ziegelverkleideter Kanal nach Norden, an welchen sich von oben zwei senkrechte, brunnenartige Schächte anschließen. Die Schächte sowie der in den Budaer Mergel gebohrte Tunnel zapfen die angesammelten lauwarmen Wasser aus dem Gestein. Von unserem Ausgangspunkt führt auch in östliche Richtung ein Tunnel mit zwei Schächten, ihre Aufgabe ist die Entwässerung 36