Szegő Dóra - Szegő György: Synagogen - Unser Budapest (Budapest, 2004)
mányos wuchs die einige hundert Mitglieder umfassende Budaer jüdische Gemeinde plötzlich auf fast zehntausend. Damit konnten die Institutionen nicht Schritt halten und die Notwendigkeit der Vereinigung mit der Pester Glaubensgemeinde wurde mehrmals aufgeworfen. Die auf ihre Vergangenheit stolzen Budaer deklarierten 1921, daß sie es als ihre „heilige Verpflichtung hielten, die Selbständigkeit und Autonomie der uralten Glaubensgemeinde zu erhalten". Die Überlebenden des Holocaust vereinten sich erst 1949 mit der Pester Kultusgemeinde, doch sogar diese dezimierte Gemeinde war nicht für eine Verschmelzung. Nach der auf staatlichen Druck erfolgten Vereinigung wurden die Immobilien der Budaer Gemeinde verstaatlicht. Die während der Belagerung Budapests im Jahre 1944 beschädigte Synagoge ließen die Behörden nach dem Krieg abtragen. Den einst außerhalb der unteren Burgmauern liegenden jüdischen Friedhof hatte man schon vorher im Zuge der Stadtvergößerung aufgelöst. Pester Anfänge: das einstige Orzy-Haus und die Synagogen der Vereine Nach der Vertreibung der Türken verbot das Gesetz - ähnlich wie in Buda - ein ganzes Jahrhundert hindurch die Anwesenheit von Juden. Sie durften weder in der Stadt absteigen, noch durch die Stadt reisen. Das erste Zugeständnis machte eine Verordnung des Jahres 1755: die Juden durften durch die Stadt ziehen und auch an Märkten teilnehmen. In den 1760er Jahren durften sie dann zur Zeit der Märkte als Schankwirte für eine bestimmte, kurze Zeit in der Stadt verweilen. Doch schon damals lebten einige Juden in Pest, die sogenannten geduldeten Juden - Commorans - die eine Aufenthaltsgenehmigung für unbegrenzte Zeiten besaßen. Einen bedeutenden Durchbruch bedeutete das schon erwähnte Toleranzpatent Kaiser Josephs II. Von dann an konnten die Städte die Ansiedlung der Juden - damals noch als Pächter - auf ihrem Gebiet nicht mehr verhindern. Die ersten Pester Juden waren größtenteils Händler aus Óbuda und Újlak, die von den Märkten angezogen wurden. Die Budaer Wochenmärkte am Deinstag und Samstag konnte - der Budaer Verordnung aus dem Jahre 1689 zufolge - jedermann ungestört besuchen. (Samstags waren die Juden — indirekt — trotzdem ausgeschlossen.) 1694 gewährte Leopold I. der Stadt Pest jährlich drei weitere freie Wochenmärkte und zwar in den Wochen um die Tage des heiligen Medar- dus, heiligen Johannes und heiligen Leopold, beginnend mit dem Montag. Dieses erwies sich für die jüdischen Händler als günstiger, außerdem waren die Märkte direkt am Donauufer - am Donauer Raitzenmarkt (heute Roosevelt tér) und am 22