Szegő Dóra - Szegő György: Synagogen - Unser Budapest (Budapest, 2004)

in repräsentativer Funktion als Siegel oder in magischer Funktion als Schild - der in kabbalistischen Handlungen Schutz bot. Der Judaist Gershom Sholem hebt in seiner Arbeit Die Geschichte eines Symbols hervor: „ln Polen erscheint, genau so wie bei den ägyptischen und marokkanischen orientalischen Juden, das Symbol nur in magischem [...] Zusammenhang." Wir können also auch orien- talische-polnische Verbindungen voraussetzen. Den schrägen Buchstabenformen nach schließt Scheiber jedoch auf die zur Türkenzeit hier lebenden türkischen Juden. Der primitive Charakter der Male­rei stimmt gar nicht mit den münzprägerischen-handwerklichen Traditionen der damals schon fast zweihundert Jahre angewendeten westlichen Metallbe­arbeitungstechnologie der Budaer jüdischen Gemeinde überein. Bei der Erklä­rung des orientalischen Einflusses erwog man jedoch die andere Auslegung der Bogenform gar nicht. Weshalb zeigt das Wandbild eine Waffe der Völkerwan­derungszeit? In der einstigen europäischen Malerei hingegen erschien die Arm­brust, eine im Spätmittelalter, vom 12.-16. Jahrhundert verbreitete Waffe auch in Themen, welche biblische Zeiten und Orte darstellten. Der Bogen des Syna- gogen-Freskos ist eine Waffe aus der Nomadenzeit, was auch durch seine cha- sarisch-chabarische Etymologie erklärt werden kann. Die Aufschriften datierte Scheiber als aus der Türkenzeit stammend, Tatsache ist jedoch, daß das Haus aus einer viel früheren Zeit, wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert stammt. Ursprünglich war es ein Wohnhaus, seit der Zeit des 15. Jahrhunderts aber, als die Große Synsgoge gegenüber gebaut wurde, diente es möglicherweise als Bethaus. Einige Forscher sind der Meinung, daß das aus dem Wohnhaus entstandene Bethaus Andachtsort der Budaer sephardischen Juden war, die Große Synagoge auf der gegenüberliegenden Seite hingegen derjenige der aschkenasischen Gemeinde. Andere wieder behaupten, das Bet­haus wäre schon viel früher von den noch nicht aschkenasichen, sondern mit den Türken verwandten „chasarischen" Juden benützt worden. Die Frage steht seit Zuschüttung der gegenüberliegenden Synagogenfunde offen. Die heute sichtbare Gassenfront des Hauses in der Táncsics Mihály utca 26 wird von einer hervorstehenden, auf Konsolen gestützten Bogenreihe gegliedert. Im Synagogenraum befindet sich ein bescheidenes Museum mit Funden der Budaer Juden, einigen Grabsteinen der alten Budaer Friedhöfe und Originalstücken des einstigen Gebäudes. Über den Gewölbebogen wurde auch ein steingerahmtes Fenster rekonstruiert, welches sich wahrscheinlich vom abgeteilten Betraum der Frauen zum Synagogenraum hin öffnete. In die hin­tere Mauer des Hofes hingegen wurde - als ein vom Standpunkt des Denkmal­schutzes wenig motivierter Schritt - ein gotischer Pfeiler der Großen Jakob­12

Next

/
Oldalképek
Tartalom