Szatmári Gizella: Zeichen der Erinnerung - Unser Budapest (Budapest, 2005)
Kozma hatte als junger Rechtsanwalt am Freiheitskrieg teilgenommen, deshalb wurde er zur Strafe in die österreichische Armee eingemustert, dann in Somogy interniert, wo er längere Zeit unter Polizaufsicht stand. Später nahm er neben Ferenc Deák an den Vorbereitungen des Ausgleichs teil, war Parlamentsmitglied. Er arbeitete dann im Justizministerium, welches damals von Boldizsár Florváth, ebenfalls einem Mitglied der Deák-Partei, geleitet wurde, später an der königlichen Kurie. Diese befand sich bis 1896 in einem Mietshaus am Franziskanerplatz, bis Alajos Hauszmann den neuen Palast-am Kossuth Lajos Platz baute. (Hausz- mann hatte schon früher ähnliche Aufgaben erfüllt: Er hatte für den Buda- pester königlichen Gerichtshof und das Kreisgericht des V.-VI. Bezirks neue Gebäude errichtet. Die Kurie war eine großangelegtere Anlage als obige, ihre Einweihung wurde im Rahmen der Milleniumsfestlichkeiten abgehalten: Den Schlußstein legte der Kaiiser und König Franz Joseph 1. am 6. Oktober 1896.) Seine Fachkenntnis und seine außergewöhnlichen menschlichen Eigenschaften machten aus Kozma einen geborenen Vorgesetzten: 1871 wurde er zum Oberstaatsanwalt ernannt und zu seinen Aufgaben gehörte auch die Organisation der Staatsanwaltschaft, die vom 1 Januar 1872 tätig war. Der Oberstaatsanwalt zeichnete sich durch eine große Wahrheitsliebe und wahren Humanismus aus. Einmal sagte er über sich selbst: „Ich bin vorsichtig, nachsichtig, wenn Sie wollen, milde in der Ausübung meines kalten Berufes. Weil ich die Menschenrechte achte, die persönliche Freiheit, ja sogar das Mißgeschick." Das „Mißgeschick" war hier, in kriminalistischem Sinne, ein Synonym für das „Vergehen", die „Schuld", und Kozma „verteidigte die Unglücklichen korrekt” — wie er sagte. Diese paar Sätze können auch als seine „Ars poetica" verstanden werden, sein Glaubensbekenntnis, dessen Grundprinzipien er während seiner langen und erfolgreichen Laufbahn nie aus den Augen verlor. 1882 — die Ungarische Königliche Staatsanwaltschaft hatte da schom 10 Jahre lang gewirkt — überraschten'seine Kollegen ihn zum Jubileum mit einem Album und einer silbernen Justitia-Skulptur. Die Ausstattung des Albums war das Werk des Architekten Albert Schickedanz, die Skulptur hatte Alajos Strobl entworfen — beides bedeutende ungarische Künstler. Die kleine Silberstaue verkörpert die zu den Haupttugenden zählende Gerechtigkeit in der Gestalt einer römischen Patrizierin, die auf einem mehrstufigen Sockel thront. Indem sie auf die staatsanwältischen und menschlichen Eigenschaften Kozmas hin52