Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)

■ Skizzen von József Fischer für die drei Ausschreibungsentwürfe der Häusergruppe in der Németvölgyi út (Archiv des Kunst- geschichtlichen Forschungsinstituts der Ungarischen Akademie) Norden blickten. Der vorgeschlagene und mit dem ersten Preis belohnte Entwurf (von István Medgyaszay) umgeht diesen Fehler größtenteils durch seine unter­brochenen Rahmen, gleichzeitig ist aber der Abstand zwischen den Seitenflügeln der drei nach Norden hin geöffneten Rahmen so klein, daß sie sich gegenseitig Schatten zuwerfen und den Durchblick zwischen den gegenüberliegenden Wohnun­gen stören. Der ältere Medgyaszay, ein Architekt mit Routine und Talent, öffnete zu den schmalen Seitenrahmen und den dunkleren Innenhöfen hin bloß anspruchs­losere Einzimmerwohnungen, die Zweizimmerwohnungen mit Flur und die Drei­zimmerwohnungen blicken alle zur Straße hin. Auch das Problem der Ecken wurde auf korrekte Weise gelöst. Der Grundriß und die Fassade der Mietshausgruppe ähnelt den von Medgyaszay 1927-28 gebauten Mehrfamilienhäusern im Bezirk Lágy­mányos, d. h. sie erwecken im Betrachter nicht das Gefühl sozialer Wohnungen. Wir können der von einem unbekannten Autor stammenden Beschreibung in der Zeitschrift Magyar Építőművészet (Ungarische Architektur) nur zustimmen: „Die Dienlichkeit der Häuser befriedigt die verfeinerteren bürgerlichen An­sprüche, ihre Ausführung hingegen die höchsten künstlerischen Ansprüche." Der Architekt, welcher sein ganzes Leben lang die lechnerischen Regeln der un­garischen Formensprache befolgte, hat hier versucht, dem Ensemble einen eige­nen ungarischen Charakter zu geben. Er tat dies durch die massive, blockartige Formgebung der Gebäude, die orientalischen Dachformen, die meist spitzbogen­förmigen Loggien, die reiche Textur des Bruchsteins und des verschiedenartigen 30

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