Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)

Nach der Unterbrechung teilt ein kleines Gässchen die Fassade, ein Gehweg mit Treppen führt in das Innere des Blocks. Die quer durch die Siedlung führende Kecske utca erweitert sich in der Mittelachse zu einem Platz, den die elliptische Wölbung des rückwärtigen Gebäudes dem Zuschauerraum eines antiken Theathers ähneln läßt. In der Mitte des gewölbten Flügels führt ein Tor weiter bis zur nächsten Querstraße, wo das vierte Gebäude die Komposition mit einem kleinen Platz abschließt. Zum Ensemble gehört noch ein separat stehendes Gebäude Ecke Kecske und Nagyszombat utca.

In den fünf Gebäuden gab es zusammengenommen 460 Wohnungen (59 Einzimmer-, 178 Zweizimmer-, 124 Zweizimmer-Wohnungen mit Bad, 95 Dreizimmer- und 4 Vierzimmer-Wohnungen). Aus der Zusammensetzung der Wohnungen wurde ersichtlich, daß die Siedlung eher für Beamte als für Arbeiter gebaut war. Dieses zeigte auch die bessere Ausführung (zu den Treppenhäusern gehörten z. B. Aufzüge), sowie die anspruchsvolle Architektur. Architekt des Ensembles war Rezső Hikisch, sein Mitarbeiter Ferenc Paulheim jr. Nach seinem Studium an der Technischen Universität hatte Hikisch bei Theodor Fischer in München und Paul Wallot in Dresden gearbeitet. Von den 1910er Jahren an hatte er einen eigenartig wortkargen, gleichzeitig jedoch monumentalen neoklassizistischen Stil entwickelt, der Ähnlichkeiten mit dem französischen und dem deutschen romantischen Klassizismus vom Ende des 18. Jahrhunderts aufwies und auch in der deutschen und russischen Architektur der 1910er Jahre sowie in den zwanziger Jahren in ganz Skandinavien aüftauchte. Die Hikisch-Wohnsiedlung erinnert also nicht bloß an die Typologie des Wiener sozialen Wohnungsbaus - die symmetrisch komponierten, geschlossenen „Höfe" -, sondern auch an den „nordischen Klassizismus", der damals die^dänische, schwedische und finnische Architektur gleichermaßen beherrschte. Die mit signalartig klassizisierenden Elementen „bekleideten" Fassa27