Faurest, Kristin: Zehn Budapester Plätze - Unser Budapest (Budapest, 2010)
gang in der Magyar utca stellt im Sommer Tische und Stühle auf die Straße und lässt den kleinen Platz dadurch noch einladender werden. Dann ist da auch noch im Hintergrund die „geborgte Kulisse" der Türme der Universitätskirche (gebaut zwischen 1725—44, am Ort einer türkischen Moschee) am Ende der Achse der Henszl- mann Imre utca. Die Straßen um den Platz herum — Magyar, Ferenczy István und Henszlmann Imre utca — sind es wert, sorgfältig betrachtet zu werden, mit ihrer abwechslungsreichen und wertvollen Architektur, wo klassizistischer, Neorenaissance-Stil, romantisierender Neobarockstil u. a. sich abwechseln. Das Gebäude in der Károlyi Mihály utca 12 wurde zwischen 1866-68 von Miklós Ybl im Neorenaissancestil erbaut. Es beherbergte zuerst die Erste Pester Heim-Sparkasse, wurde dann zur Zentrale der Wasserwerke und ist heute das Ybl Palast Event Center. Károlyi-kert war einst der Garten des benachbarten Károlyi Palastes, der seit 1957 das Petőfi Literaturmuseum beherbergt. Das Museum, welches historische Aufzeichnungen ungarischer Literatur sammelt und aufbewahrt, wurde nach dem ungarischen Dichter Sándor Petőfi benannt, der im Freiheitskrieg von 1848—49 sehr jung ums Leben kam und zum Symbol der ungarischen Dichtung wurde. Das Museum umfasst ein Manuskriptenarchiv, eine Bibliothek, eine Kunst- und Reliquiensammlung und eine audiovisuelle Bibliothek. Schon bevor der Palast gebaut wurde, verfügte der Ort über eine Geschichte - es wurden hier Funde aus dem 11. und 12. Jahrhundert entdeckt, darunter auch Schmuckstücke. Im Laufe der Jahre hatte der Palast zahlreiche Besitzer - seit 1744 befand er sich im Besitz des Erzbischofs Gábor Patachich, seit 1747 kam er in den Besitz des Bischofs von Erlau (Eger) Ferenc Barkóczy. 1768 erwarb ihn die Familie Károlyi. Der letzte Privatbesitzer des Palastes und Gartens war Graf Mihály Károlyi, zuerst Ministerpräsident, dann Präsident Ungarns während der kurzen demokratischen Zeitspanne von 1918—19. Der Palast ist ein u-förmiges klassizistisches Gebäude mit einem aufgebauten Geschoß und einem barocken zentralen Teil. Einzelne Dekorationselemente weisen Merkmale des spätbarocken, klassitistischen, früheklektischen sowie neobarocken Stils auf. Graf György Károlyi vergrößerte und modernisierte 1832 das Gebäude. Die Pläne hatte der Wiener Architekt Anton Pius Riegel entworfen, die Ausführungsarbeiten leitete der Pester Baumeister József Hofrichter. 1833 wurde Riegel von Heinrich Koch abgelöst, der später auch die Schlösser der Familie Károlyi auf dem Land 22