Prakfalvi Endre: Römisch-katholische Pfarrkirchen in Budapest - Unser Budapest (Budapest, 2003)

„Sein Haus sind wir..." (Hebr 3,6) Die Kirche ist der geheimnisvolle Leib Christi - lehrt Paulus, der Apostel der Heiden in seinem ersten Brief an die Korinther (iKor 6,15; 12,27) und an die Kolosser (Kol i, 18). Der Apostel Petrus - „der Fels", auf welchen Christus die Kirche baut (Mt 16,16—19), bekennt vor dem Hohen Rat der Juden, den Psalmisten zitierend (Ps 118,22), daß Christus jener Stein sei, welchen die Bauleute weggeworfen hat­ten und der trotzdem der Eckstein (lapii angularis) wurde, denn „sonst keiner kann die Rettung bringen" (Apg 4,11-12). Der Apostel Petrus sagt in seinem ersten Brief: „Lasst euch selbst als lebendige Steine in den Tempel einfügen, den der Geist Gottes baut” (domus spirituális, iPtr 2,5-7). Dot Apostel Paulus schreibt ähnlich in seinem Brief an die Epheser: „Ihr seid in den Bau eingefügt, dessen Fundament die Apostel und Propheten bilden; der Schlußstein aber ist Jesus Christus. Er hält das ganze Gebäude zusammen, und durch ihn seid auch ihr in diesen Tempel ein­gefügt, der sich durch den Geist Gottes aufbaut"; templum sanctum in Domino (Eph 2,19-22). Das Gleichnis deckt vor allem die geistigen Momente des Baus auf. Doch schon in den ersten Jahrhunderten nach Christi, als nach Kaiser Konstantin das Christen­tum zur Staatsreligion wurde, sprengten die Stätten des Kultes und Orte der Eucha­ristiefeier, sowohl der Form als auch der Eigenschaft nach, den Rahmen eines einfachen Hauses der Gemeinde (domus ecdesiae). Das Kirchengebäude nahm das neue, himmlische Jerusalem vorweg, als sein irdisches Abbild. Diesen Ge­danken finden wir in Buch der Oftbenbarung (Offb 21) und in der Baupolitik Konstantin des Großen verwirklicht, vor allem in der Heiligen Grabes Kirche und der Auferstehungs- und Martyrion-Basilika in Jerusalem (326-335,348 n.Chr.) Die Funktion und die theologische Interpretation der Kirche standen in enger Wechselwirkung zueinander. Wie es im Briet an die Hebräer steht, ging Christus nach seinem Kreuzestod nicht in ein von Menschen errichtetes Heiligtum, welches nur eine unvollkomme­ne Nachbildung des wirklichen Heiligtums ist (exemplaria verorum), sondern er ging in den Himmel selbst (Hebr 9,24). Die Kirche auf Erden (ecclesia) ist ein Symbol der geistigen Kirche - wie es im Mittelalter hieß. Stephan, der apostolische König und Gründer des christlichen ungarischen Staates ordnete vor fast tausend Jahren an, daß je zehn Dörfer eine Kirche (ecc- lesiam) bauen sollten. Der lange und schwierige Weg der ungarischen Geschichte führte von hier dann bis zum gegenwärtigen Pfarrgemeindenetz von Budapest. Anfang des 20. Jahrhunderts bestand die Landeshaupstadt als Kirchenbezirk aus 17 Pfarrgemeinden, mit 21 Kirchen. Nach dem Ersten Weltkrieg, den Revolutio­5

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