Prakfalvi Endre: Römisch-katholische Pfarrkirchen in Budapest - Unser Budapest (Budapest, 2003)

qualifiziert hatte. Finanzielle Gesichtspunkte hatten bei der Stilauswahl ebenfalls eine Rolle gespielt, da eine moderne Kirche mit viel weniger finanziellem Aufwand errichtet werden konnte, als eine, welche historische Stile wiederbelebt. András Ferkai, der Historiker jener Epoche meint folgendes: „Die mediterrán anmutende Pasaréter Kirche bedeutet - ähnlich der Kirche im Városmajor - einen Meilenstein in der ungarischen Kirchenkunst: durch sie wurde der moderne Stil in unserer Kirchenarchitektur akzeptiert." Der Fürstprimas Jusztinján Serédi weihte die flach gedeckte Kirche am 14. Okto­ber 1934 — ihr Inneres wurde in Anspielung auf die Armut in der Farbe der Fran­ziskaner - hellbraun - ausgemalt. Die Kirche ist reich an damals zeitgenössischen Kunstwerken: der Hauptaltar und die Kanzel weisen Reliefs von Béla Ohmann auf, ebenfalls von ihm stammt auch die Statue des heiligen Antonius. Die Sgrafitto- Bilder des Chors und des Schiffes entstanden nach Kartons von Sándor Unghváry. Der Kunsthistoriker Ervin Ybl lobte zwar die großzügige Idealisierung der Figu­ren durch den Maler, war jedoch der Meinung, daß es vom Standpunkt der Wirkung angebrachter gewesen wäre, „ätherischere Wesen" anzuwenden, die mit dem Stil des Gebäudes eher in Eintracht gewesen wären; außerdem lobte er bezüglich der Formen des Gebäudes die wohltuende Wirkung des Kubismus der Malerei. Die farbigen Glasfenster der Seitenkapellen sind Werke von Lili Sztehló-Árkay, die hier befindlichen Altäre sind Arbeiten von Éva Löte und István Karla, ln letzter Zeit hat der Maler Dezső Váli dem Ordenshaus eine Bilderfolge vom Kreuzweg geschenkt, die Bilder wurden jedoch leider übermalt. Die Brunnenfigur des heiligen Franziskus im viereckigen Hof des Ordenshauses ist ein Werk des Bildhauers Miklós Borsos. Auf beiden Seiten des Portikus sehen wir die beiden größten Heiligen der Fran­ziskaner, den heiligen Franziskus von Assisi und den heiligen Antonius von Padua (1195-1231) - die beiden flachen Relief-Figuren sind Arbeiten von Tibor Vilt. Der Wolf neben Franziskus deutet auf die Legende, in welcher der Heilige die Wölfe, welche die Bewohner von Gubbio bedrohten, veranlasste, sich zu entfernen. Auf die Wunder der Predigt weisen die Fische zu Füßen des heiligen Antonius-, die Bewohner Riminis hatten nicht, die vernunftlosen Fische jedoch aufmerksam den Predigten des Heiligen zugehört. Im Mittelpunkt am Platz vor der Kirche steht die Brunnenfigur der Madonna von Sándor Farkas Boldogfai (1939). Die Autobus-Endstation, von Rimanöczy eben­falls im modernen Stil gebaut (1937) schließt den Platz bogenförmig und bildet vom architektonischen Gesichtspunkt ein einheitliches Ganzes mit der Kirche. Es ist heute ein Denkmal-Ensemble. (Auch die zweite Kirche, die Rimanöczy entwarf, wurde zu Ehren des heiligen Antonius gebaut und zwar im XIV. Bezirk, am Bosnyák tér, 1941-48.) 58

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