Tóth Vilmos: Grabmalkunst - Unser Budapest (Budapest, 2006)

Friedhöfen keine Skulpturen zu finden sind. Das 1890 eingweihte Werk von Lajos György Mátrai kann, wenn es auch portraitartig die Züge Izsös wieder­gibt, im weiteren Sinne als Allegorie der Bildhauerei interpretiert werden: Die robuste Hauptfigur erscheint in einer an Michelangelos Moses erinnern­den Haltung, mit Hammer und Meißel in der Hand. Die Grabmäler Huszárs und Izsös bezeichnen auch die beiden thematischen Richtungen der begin­nenden Glanzzeit der Budapester funeralen Plastik: die symbolische Dar­stellung des Todes bzw. die Wiedergabe des Verstorbenen als Lebenden. Dieser Themenkreis bestimmte auch das Wirken Gyula Donáths eindeutig; er war außerdem der erste ungarische Bildhauer, für den der Friedhof den Hauptwirkungskreis bedeutete, ln seinen empfindsam modellierten allegori­schen Hauptgestalten kombinierte er eine selbsterfundene individuelle Sym­bolik mit traditionellen Motiven, wobei die Darstellung des Verstorbenen in den Hintergrund geriet oder stilisiert wurde, diesbezüglich noch auf die vor­hergehende Epoche hinweisend. Ein gutes Beispiel ist das 1902 eingeweihte Grabmal des Károly Csemegi (K 28), wo die Gestalt der schwertbewaffneten lustitia sich über einer an antike Hermen erinnernden Portrait-Skulptur erhebt. Hermen fertigte er auch 1901 für das Grab des Jenő Péterfy an (K 28), wo die Gestalt der Pallas Athene auf die Säule kam, das Portrait des Verstor­benen hingegen auf den Schild der Göttin, an den Ort des Gorgonen-Hauptes, wobei ein späterer Betrachter vielleicht auch etwas Ironie bemerken könnte. Den Höhepunkt erreichte die Laufbahn Donáths zur Zeit der Anlegung der Ehrengräber um das Deák-Mausoleum herum. So wurden fünf seiner Werke hier aufgestellt: Außer den Grabmälern von Péterfy und Csemegi diejenigen des Barons Béla Lipthay (K 28) und István Teleszkys (K 28), sowie das 1901 eingeweihte Kamermayer-Grabmal (K 28), bei welchem als einzigem von den fünf sich die Proportionen umkehrten: Die Büste kam auf einen hervorge­hobenen Platz, und wurde so akzentuierter als die ganzgestaltige Figur der Muse Klio. Zu seinen bedeutenden Werken gehörte noch das Grabmal der Ge­mahlin Vendel Petényis aus dem Jahre 1898 (K Mauer), sowie die beiden Löwen der Moscowitz-Gruft am Friedhof in der Salgótarjáni utca, das erste figurale Kunstwerk der hauptstädtischen jüdischen Friedhöfe. Seine Arbeiten sind in jeder Beziehung souveräne Kunstwerke, was auch die Titel (Klagelied, In me­móriám, Ci war...) bezeugen — eine eindeutige Neuheit, die von einer Aufwer­tung der Gattung zeugte. Neben Donáth schuf auch das Universaltalent Alajos Strobl bedeutende Grabskulpturen, bei ihm stellten die funeralen Arbeiten jedoch nur eine von vielen Kunstgattungen dar, in welchen er mit Niveau und Erfolg arbeitete. Sein 22

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