Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)

1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - Schell, Csilla: Eugen Bonomis Briefwechsel mit Heimatvertriebenen. Zur geographischen Zuordnung der Briefe und zur Bedeutung der Korrespondenz

Schell, Csilla: Eugen Bonomis Briefwechsel mit Heimatvertriebenen 85 3 Ausblick und abschließende Anmerkungen Die obigen kurzen Datenanalysen dürften einen ersten Eindruck von relevanten quantitativen Gegebenheiten des Briefbestandes bieten. Die spannendsten Frau­gen werden jedoch die qualitativen sein: Welche Informationen hegen in den Briefen verborgen? Was erfahren wir von und über die Heimatvertriebenen? Welche Änderungen widerspiegeln die Briefe? Worüber berichten und wie äußern sich die schreibenden Männer und Frauen im Vergleich? Die Briefe wer­den, darüber hinaus, dass sie einmalige Quellen der donauschwäbischen Schrift­lichkeit darstehen, manche interessante Einblicke in die Verhältnisse nach der Ankunft in der neuen Heimat (nord-badische und nord-württembergische Regi­on) geben können und die subjektive und vertraulich verfasste Beurteilung der eigenen Situation widerspiegeln. Bei längerem Briefwechsel könnte manches über die Veränderungen in der Lebens- und Denkweise (Rückkehrwunsch oder Neuorientierung) sowie über die der existenziellen Situation der Menschen zum Ausdruck kommen. Zeugnisse donauschwäbischer Schriftlichkeit aus der Zeit nach der Ver­treibung aus erster Hand stehen einen hohen dokumentarischen Quellen-Wert dar, zumal Ungamdeutsche, insbesondere die aus der bäuerlichen Schicht, nicht zu den häufig korrespondierenden Menschen gehörten. Das wirklich Besondere der Bonomi-Korrespondenz wird vermutlich, um dies noch einmal zu betonen, die hohe Authentizität der Selbstauskunft der Be­troffenen sein, durch den bereits beschriebenen Umstand, dass die Vertriebenen Bonomi aus der alten Heimat gut kannten und somit zu dem Landsmann und dem verehrten Gelehrten ein starkes Vertrauensverhältnis entwickelten. Lassen wir abschließend dies Bonomi selbst erklären: ln Ungarn bestand die Notwendigkeit eines schriftlichen Gedankenaustausches nicht, kam ich doch recht häufig auf die Dörfer, um volkskundliche Erhebungen durch^uführen; dabei fand sich immer auch Zeit c(u persönlichen Gesprächen. In Deutschland mussten die Deute notgedrungen cgir Feder greifen, wenn sie mich erreichen wollten, denn mit einem Besuch konnten sie nicht mehr oder nur selten rechnen. [...] Infolge der Vertreibung ergaben sich allerlei Fragen, die sie jemandem vorlegen wollten, den sie schon von früher her kannten und dem sie auch Vertrauen hatten. Ihr festgefügtes bäuerliches heben war \erschlagen wor­den, die neue Umwelt ängstigte sie, manches bedrückte sie. Gewiss gingen ihnen kirchliche Organisationen und landsmannschaftliche Vereine an die Hand, aber einer amtlichen Stelle öffnet man nicht auch sein Her% (Bonomi 1961/64: 157).

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