Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Andrej Pančur: Eliten des Wirtschaftslebens im slowenischen Raum

Andrej Pandúr (Maribor) ELITEN DES WIRTSCHAFTSLEBENS IM SLOWENISCHEN RAUM Die Geschichte der letzten Jahrzehnte der Habsburger Monarchie ist in großem Masse geprägt von der Geschichte der Völker, die auf diesem Gebiet lebten. Men­schen, die im Zeitalter der Nationswerdung lebten, waren überzeugt davon, dass Eliten immer auch nationale sein sollten. Führende Positionen in der slowenischen Gesellschaft sollten Vertretern der slowenischen politischen, kulturellen und wirt­schaftlichen Elite Vorbehalten bleiben, die jeweils auf ihrem Gebiet entscheidenden Einfluss auf die slowenische Gesellschaft und aktuelle gesellschaftliche Veränderun­gen haben sollten. Die slowenische Wirtschaftselite sollte Schlüsselpositionen in der Wirtschaft besetzen und dadurch eine aktive Weichenstellung des wirtschaftlichen Lebens im slowenischen Raum ermöglichen und somit mehr oder weniger erfolgreich auch die übrigen Bereiche des slowenischen gesellschaftlichen Lebens beeinflussen. Vertreter wirtschaftlicher Eliten wiess einerseits ihr Vermögen aus und an­dererseits ihr gesellschaftlicher Einfluss. Jedoch nicht jeder Wohlhabende war automatisch ein Angehöriger der gesellschaftlichen Elite, konnte er doch ein Le­ben als Rentier führen und sich daher nicht aktiv am wirtschaftlichen Leben betei­ligten. Andererseits konnte er aufgrund seines Vermögens und gesellschaftlichen Ansehens in das politische Leben eingreifen und war so vornehmlich ein Vertreter der politischen Elite. Wieder ein anderer konnte ein Teil der Wirtschaftselite sein, obwohl er nicht über ein nennenswertes Vermögen verfügte, aber dennoch, zum Beispiel in Form von Aktiengesellschaften, ein riesiges Vermögen verwaltete und so großes gesellschaftliches Ansehen und Einfluss besaß. In vorindustrieller Zeit hatte zweifellos der Adel den wohlhabenderen und einflussreicheren Teil der Gesellschaft gebildet. In Slowenien überwog der niedere Adel, vermögende und einflussreiche Familien waren relativ selten. Auch Bürger oder sogar Bauern konnten in ihre Reihen aufsteigen, insofern sie über ein an­gemessenes Vermögen und eine öffentliche Stellung verfügten. Bereits etablierte Vertreter der gesellschaftlichen Elite, die durch Handel, das Verlagswesen und in immer größerem Masse auch durch Industrie zu Reichtum gekommen waren, investierten sehr gerne in Grundbesitz. Einer davon war Fidelis Terpinc (1799— 1875), der auch als einflussreicher slowenischer Wirtschaftsführer und erster In­dustrieller bezeichnet wurde. Terpinc zeichnete sich als ein engagierter Modemi- sierer der Landwirtschaft aus. Im Jahr 1849 wurde er schließlich sogar Vorsitzender der Krainer Bauerngesellschaft.1 56

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