Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

József Vonyó: Ein Versuch der Ablösung der herrschenden Schicht durch eine neue Parteielite in Ungarn (1932-1936)

Über die territorialen, Dorf- und Stadtleiter ist nur im Komitat Baranya eine bei­nahe vollständige Unterlagensammlung aufrecht erhalten.22 Von anderen Gebieten des Landes verfügen wir nur über fragmentarische Angaben. Diese gewähren jedoch auch eine ausreichende Basis dafür, zu zuverlässigen Schlussfolgerungen über gesell­schaftliche Verbindungen eines ausgewählten Kreises der Parteileiter zu gelangen. Die Landesleitung strebte an, in alle Funktionen Leute zu bringen, die bereit waren, ihre Arbeit unter „voller Treue und Hingabe” zum Parteiführer und zur Be­wegung der Nationalen Einheit zu erledigen. Dies erwarteten sie in erster Linie von Soldaten, Mitgliedern des Vitéz Ordens und den Intelligenzlern, deswegen betrie­ben sie ihre Ernennung. Vor allem im Falle der bei der Organisierung der Partei in den Dörfern und Wahlkreisen eine Schlüsselrolle spielenden, große administrative Tätigkeit ausübenden Sekretäre.23 Bei der Leitung und Kontrolle der ländlichen Organisationen, bei der Durch­setzung des Willens der Landeszentrale spielten die zentralen Komitatssekretäre eine determinierende Rolle, die als besoldete Parteiangestellten die Ortschaften ihres Gebietes aufsuchten und die Arbeit der Organisationen (Dörfer, Wahlkreise) und ihrer Leiter kontrollierten. Sie gingen immer nach den Direktiven des Landesgene­ralsekretärs vor, sie waren ihm gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet. Diese Posten wollten sie pro Komitat mit 1-2 „arbeitslosen Gentlemen (pensionierte Offizieren) mit Diplom” besetzen,24 von denen man annehmen konnte, dass sie aufgrund ihres Berufs und ihrer Lage einerseits den Offizieren Gömbös und Marton ähnlich denken, an­dererseits konnte man sie durch die Lösung ihrer existenziellen Probleme für den Par­teiführer und die NEP verpflichten. Von den diese Funktion tatsächlich Ausübenden haben wir aus dem Zeitraum 1933-1935 über 12 Personen auswertbare Kenntnisse. 8 von ihnen waren Offiziere, einer war ein arbeitsloser Wirtschaftsinspektor, einer ein städtischer Oberstaatsanwalt. Von zwei Sekretären mit unbekanntem Beruf haben die Komitatsleiter der Partei notiert, dass sie Existenzprobleme haben und aus morali­scher Hinsicht nicht unbescholten sind. Einer von ihnen war aber Sekretär der EME, der andere übernahm eine aktive Rolle in der Konterrevolution. Von denen, wo wir nur die Namen kennen, verfügten 3 Personen über einen Doktortitel. Sie waren mit Sicherheit (arbeitslose) Juristen. In den übrigen Fällen müssen wir in Betracht ziehen, dass überwiegend Offiziere mit dieser Aufgabe betraut wurden. Ein Hinweis darauf ist, dass der Landesparteivorsitzende im Komitat Baranya trotz Argumente und Unterstützung des Komitatsvorsitzenden und Obergespanns nicht bereit war einen, das Gebiet ausgezeichnet kennenden, über gute Beziehungen verfügenden Wirt zu ernennen. Sie haben auf die Ernennung einer den ursprünglichen Erwartungen ent­sprechenden Person bestanden.25 Von den bekannten zentralen Komitatssekretären war die Mehrheit in ihren 30-er, 40-er Jahren. Die berufliche Zusammensetzung der Wahlkreisvorsitzenden und -Sekretäre ent­sprach an den meisten Orten den Erwartungen von Marton. Im Komitat Baranya 37

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