Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Gernot Peter Obersteiner: Von der Monarchie zur Republik. Eliten in Politik und Verwaltung der Steiermark (1890-1945)

„Regierungsdirektor” ab. Die Personalstände der Jahre 1930 und 1936 sind nahezu deckungsgleich, die höchstrangigen Landesjúristen begegnen als Abteilungsleiter in der Landeshauptmannschaft, im Präsidium oder als Bezirkshauptleute, einer (Dr. Wöllersdorfer) war der Sicherheitsdirektion dienstzugeteilt. Der neue Landeshauptmann Stepan war gebürtiger Wiener, hatte in Rechts- und Staatswissenschaften promoviert. Als Christlichsozialer und Mitglied der katholischen Studentenverbindung „Carolina” wurde er 1928 Generaldirektor der Anstalten des Katholischen Pressvereines in Graz, trat aber 1932 aus der Partei aus und wurde 1933 Bundesleiter der Vaterländischen Front. In der Landesregierung hatte er das Kul­turressort inne. Offener Gegner der Nationalsozialisten, musste er Anfang März 1938 auf Drängen des Innen- und Sicherheitsministers Seyß-Inquart zurücktreten und kam nach dem Anschluss sowie neuerlich 1944 ins Konzentrationslager. Für nicht einmal zwei Wochen folgte auf Stepan der Staatsrat Dr. Rolph Trümmer, ein gebürtiger Oststeirer, als Landeshauptmann; der Freund Bundes­kanzler Schuschniggs war u. a. auch im Katholischen Pressverein Direktionsrat ge­wesen. In der Nacht von 12. auf den 13. März 1938 schlug schließlich die Stunde der „braunen Elite”: Trümmer musste der NS-Ubermacht weichen und übergab das Amt des Landeshauptmannes an den Nationalsozialisten Dipl.-Ing. Sepp Flelfrich. Der Banaterdeutsche war von Beruf Bauingenieur und seit 1928 Landes­beamter, seit 1936 illegaler Gauleiter der NSDAP. Noch im Mai 1938 unterlag er in innerparteilichen Richtungskämpfen und wurde von Dr. Sigfried Uiberreither abgelöst. Aus Salzburg stammend, hatte Uiberreither in Graz Jus studiert, war vor 1938 hoher SA-Funktionär, 1938 kommissarischer Polizeipräsident in Graz und seit Mai 1938 Gauleiter der NSDAP, die mit ihren Gliederungen die Bevölkerung bis ins letzte gleichzuschalten versuchte. Das Ostmarkgesetz von 1939 mit der Trennung von staatlicher Verwaltung und autonomer Gauverwaltung ließ ihn zum Reichsstatthalter aufrücken, 1941 wurde Uiberreither nach der Besetzung der Untersteiermark Chef der dortigen Zivilverwaltung. Sein Stellvertreter war der Burgenländer Dr. Tobias Portschy, oberster Verwaltungsbeamter des Reichsgaues Steiermark der aus Niedersachsen stammende Regierungspräsident Dr. Otto Mül- ler-Haccius. Gauhauptmann der autonomen Verwaltung wurde Dr. Ing. Armin Dadieu. Dadieu stammte aus Marburg an der Drau und lehrte seit 1932 als ao. Pro­fessor an der Technischen Hochschule in Graz. Seit 1937 nach außen hin volks­politischer Referent der Vaterländischen Front, war Dadieu im Geheimen schon seit 1932 Mitglied der NSDAP und betrieb massiv den „Anschluss”, als deren stei­rischer Hauptexponent im März 1938 er gilt. 1939 Gauhauptmann und Chef der Gauselbstverwaltung, war er u. a. zugleich auch Wirtschaftsberater, Sturmbann­führer der SS und 1943 Rektor der Grazer Universität. 1938 ließen die neuen Machthaber die „Verordnung zur Neuordnung des ös­terreichischen Berufsbeamtentums” verlautbaren. Deren Bestimmungen zufolge 26

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