Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Gernot Peter Obersteiner: Von der Monarchie zur Republik. Eliten in Politik und Verwaltung der Steiermark (1890-1945)

mitglied des Verbandes der Österreichischen Industriellen und wurde 1919/20 in die Konstituierende Nationalversammlung in Wien berufen. Auch der verdiente christlichsoziale Landtagsabgeordnete Franz Hagenhofer gehörte dem Wohlfahrts­ausschuss an; er sollte 1919 Alterspräsident des neuen Landtages werden. In der ersten Novemberwoche 1918 konstituierte sich ein Graz eine „Proviso­rische Landes Versammlung” mit je 20 Angehörigen der christlichsozialen, sozialde­mokratischen und deutschnationalen Fraktionen. Der Deutschfreiheitliche Kaan wurde einstimmig zum Landeshauptmann gewählt, zu seinen Stellvertretern Josef Pongratz (Sozialdemokrat; Beruf Tischlergehilfe; Direktor der Bezirkskrankenkasse in Graz) und Anton Rintelen von den Christlichsozialen. Ein Landesausschuss mit zwölf Mitgliedern bildete die neue Regierung - darin saßen u. a. August Einspin­ner, Goldschmied und Vizepräsident der Handels- und Gewerbekammer, zuvor Militärbevollmächtigter des Wohlfahrtsausschusses; Hans Resel, Journalist, zuvor schon Landtagsabgeordneter, ebenfalls Militärbevollmächtigter des Wohlfahrts­ausschusses; Franz Hagenhofer, Bauer und Obmann des Katholisch-konservativen Bauernbundes für Mittel- und Obersteiermark, zuvor schon Landtags- und Reich­ratsabgeordneter; Dr. Michael Schacherl, Arzt und Chefredakteur des „Arbeiter­willen”, zuvor Landtags- und Reichsratsabgeordneter; Michael Schoiswohl, Maschi­nenzeichner und Werkstättenaufseher, christlichsozialer Abgeordneter und zuvor schon Landtags- und Reichsratsabgeordneter, und der Weber und Maurer Josef Hartmann, leitender Sekretär des Verbandes der Bauarbeiter Österreichs in Graz. Diese Landes Versammlung erklärte das deutsche Siedlungsgebiet des alten Kron- landes Steiermark zur Provinz sowie deren Beitritt zur Republik Deutschösterreich, ausgerufen vom sozialdemokratischen Soldatenrat Ludwig Oberzaucher vom Balkon des Grazer Schauspielhauses. Landeshauptmann Wilhelm von Kaan entstammte einer 1825 katholisch getauften jüdischen Familie aus Böhmen; sein Vorfahre hatte 1872 den Offi­ziersadel erhalten. Seit 1905 Grazer Gemeinderat, zog der deutschnationale Kaan 1908 in den Landtag ein und wurde erfolgreicher Finanzreferent. Von November 1918 bis Mai 1919 im Amt, musste sich Kaan Laxheit in der Frage der Abtrennung der Untersteiermark vorwerfen lassen. Auch aus den Wahlen zum Steiermärkischen Landtag im Mai 1919 gingen - wie in der Nationalversammlung in Wien - die Christlichsozialen unter Univ.- Prof. Dr. Anton Rintelen als Sieger hervor; sie stellten 35 der (noch) 70 Abgeord­neten. Die Sozialdemokraten unter dem Krankenkassendirektor Josef Pongratz er­reichten 24 Mandate, die Steirische Bauernpartei (später Landbund) von Leopold Stocker und Dr. Erich Klusemann neun (ein Mandat hatte Karl Hartleb aus St. Georgen bei Neumarkt inne; er war später Präsident der Landwirtschaftskammer und von 1927 bis 1929 Vizekanzler), während die Deutschdemokraten mit dem Buchdruckereidirektor Franz Pichler und dem Rechtsanwalt Dr. Wilhelm Dantine 20

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