Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Goran Hutinec: Das Bürgertum von Zagreb im Urbanisierungsprozess von 1918 bis 1931

Architekt verkehrte Heinzei in hohen Zagreber Kreisen noch zur Zeit Österreich- Ungams, doch erst nach der Gründung des jugoslawischen Staates erreichte er die höchsten Würden und die Stellung des Zagreber Bürgermeisters, mied dabei jede tiefere Verbindung mit der kroatischen politischen Opposititon, die der Belgrader Regierung entgegengesetzt war. Auf diese Weise gelang es ihm Ausein­andersetzungen mit der Regierung zu vermeiden, so dass sein Bürgermeisteramt durch eine ganze Reihe großer Bauunterfangen gekennzeichnet war. Sie haben die Zagreber infrastrukturalle Grundlage entschieden verbessert und ein zunehmend schnelleres Wachstum ermöglicht. Die Einwohnerzahl von Zagreb wuchs in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts von etwa 110 000 auf 118 000. Ein so schnelles Populationswachstum hat sich in keiner späteren Dekade wiederholt. In derselben Zeit sicherte sich die Zagreber Stadtelite das Überleben und behielt ihre mit anderen europäischen Met­ropolen vergleichbare Lebensweise. In dieser Periode ist Zagreb eine der Stationen des Orient-Expresses, so dass Luxushotels für die Unterkunft der angesehenen Gäste gebaut wurden. Personenwagen ersetzten allmählich Kutschen und die Stadtelite spielte Tennis und Polo. Andererseits war eine große Anzahl der Arbeiterklasse angehörigen Einwanderer oft in ihren Grundbedürfnissen gefährdert. Sie machten keinen Gebrauch von öffentlichen Transportmitteln, sondern gingen immer zu Fuß. Sie fanden keinen Gefallen an Elitesportarten, sondern vergnügten sich vor allem mit Fußball, der in niedrigsten Zagreber Schichten eine große Anzahl von Begeisterten fand. Die soziale Schichtung war auch aus der räumlichen Verteilung unterschiedlicher Klassen ersichtlich - während der nördliche Stadtteil für die Elite reserviert war und der alte Stadtkern aus der österreichisch-ungarischen Zeit von der Mittelklasse besetzt, zogen die niedrigsten Schichten in die Randbezirke ein, bar jeglicher Merkmale einer urbanen Siedlung. Oft. Waren das Dörfer am Stadtrand, überrolt von der schnellen Entwicklung der Stadt, mit einem unregel­mäßigen Straßenraster und niedrigen Häusern ohne infrastrukturelle Anschlüsse oder asphaltierte Straßen. Diese Vororte waren oft durch den Eisenbahndamm und schnell wachsende Industriezonen entlang den Eisenbahnschienen vom Rest der Stadt abgetrennt und gleichzeitig den Überschwemmungen des Flusses Sava ausgesetzt. In diesen Vororten gab es keine Kinos, keine Apotheken und auch keine anderen Voraussetzungen für städtisches Leben, so dass die „Stadt” im Be­wusstsein der Bewohner der Randbezirke auch weiterhin auf den alten Stadtkern begrenzt blieb. Ihre soziale Beweglichkeit war sehr eingeschränkt und sie konnten mit dem Aufstieg in einen höheren sozialen Status nicht rechnen. Neben den Be­wohnern von Vororten gehörten auch Pendler zu den niedrigeren Schichten der damaligen Zagreber Gesellschaft. Aus der Zagreber Umgebung kamen sie täglich zur Arbeit oder um Arbeit zu suchen. Im Grunde behielten sie ihre rurale Lebens­weise und hielten sich in der Stadt nur wegen der Arbeit auf. 113

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