Vas megye múltjából 1976 - Levéltári Évkönyv 1. (Szombathely, 1976)

Kiss Mária: Szombathely kereskedelme a 18-19. században

Der Handel befriedigte zu Beginn nur den lokalen Bedarf in der Stadt und erst später auch jenen der Einwohnerschaft ihrer Umgebung. Die Verkaufstätigkeit erstreckte sich ungefähr bis zu den Ko­mitatsarenzen aber die Szombathelyer Kaufleute trugen ihre Waren auch in die Gemeinden und Klein­städte der benachbarten Komitate Sopron, Veszprém, Győr und Zala. Die Handwerker und Händler fingen aber auch über Ungarns Grenzen hinaus und sie suchten auch Graz und Wien auf. In das be­nachbarte Österreich lieferten sie Nahrungsmittel, Getreide, Vieh und Fische. Dort kauften sie für den Weiterverkauf Gewürze, feinere Gebrauchsgegenstände und Textilien ein. Der Austausch der Produkte wurde in erster Linie auf den Märkten und Jahrmärkten abgewik­kelt. Einige der ansässigen Handwerker verkauften ihre Produkte in Geschäften. Der aus der Handelstätigkeit stammende Nutzen, das Marktgeld und die Abgabe für das Han­delsrecht, bildeten Einnahmen der Stadt. Der Stadtrat achtete sorgfältig darauf, daß seine Statute und Beschlüsse über den Handel in der Praxis durchgeführt wurden. Der Landesherr der Stadt, der Bischof von Győr, versuchte des öfteren den Gewinn aus dem Handel für sich zu sichern, aber die Stadt wiedersetzte sich seinem Willen. Der Stadtrat leitete bei dem Kurialgericht für seine Rechte einen Prozeß ein, der zu seinen Gunsten entschieden wurde. Szombathelys Handel trug im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts noch lokalen Charakter. Eine Ursache dessen war die Nähe der freien Königsstadt Kőszeg, die über ein viel fortschrittlicheres Ge­werbe verfügte. Die berühmten Kőszeger Messen suchten Verkäufer und Käufer aus weit entfernten Ländern auf. Die Entfaltung eines regeren Handelsverkehrs verhinderte auch der Umstand, daß der Komitatssitz Szombathely außerhalb der wichtigeren Handelsstraßen lag. Im 19. Jahrhundert lebten im Vergleich zur Einwohnerzahl wenig Kaufleute Ín Szombathely. Zur Befriedigung des Warenbedarfs trugen die Aktivitäten der Hausierer, vornehmlich jüdischer Kauf­leute, in großem Maße bei. Die in den Gemeinden Óperint, Szent Márton in Szőkefölde, auf den Gü­tern des Bischofs und der Aristokratenfamilie Batthyány angesiedelten Juden, die mit ihren Waren nicht nur hausierten sondern auch in ihren Wohnungen Handel trieben, waren eine Konkurrenz für die städtischen Kaufleute, die vor allem mit Hilfe ihrer im Rat sitzenden Bsrufsgenossen verschiedene Beschränkungen der Tätigkeiten der jüdischen Kaufleute durchzusetzen versuchten- Es wurde ihnen auch verboten, sich z. B. auf dem Stadtgebiet niederzulassen oder Lager dort zu halten. Bald ein Jahr­hundert hindurch waren auch Griechen eine Konkurrenz der ansässigen Kaufleute. Es waren weniger Griechen als Juden tätig, aber die geschickten, alle Möglichkeiten ausnützenden Händler bedeuteten für die lokalen Kaufleute gefährliche Gegner. Die Griechen gewannen mit Hilfe von Vergünstigun­gen, die sie der Stadt gewährten, das Wohlwollen und die Unterstützung des Stadtrates, so daß er ge­gen sie weniger streng vorging als gegen die jüdischen Händler. Die Griechen, die auch den Salzhan­dcl in ihren Händen hielten, wurden sehr vermögend. Aus ihrem akkumulierten Kapital liehen sie ähnlich wie die jüdischen Kaufleute Geld und boten Warenkredite auf hohe Zinsen. Auch die Zunftmeister bedeuteten für die Kaufleute eine Konkurrenz, besonders die ihre Pro­dukte in ihrem eigenen Laden verkauften. Die Einwohnerzahl wuchs im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts nur langsam an. Über Zwei­drittel der Einwohnerschaft fiel der in den Jahren 1710 und 171.1 wütenden Pest zum Opfer. Die Ein­wohnerzahl erreichte 4000 auch am Anfang des 19. Jahrhunderts noch nicht. Mit der langsam zu­nehmenden Einwohnerzahl vermehrte sich aber die Zahl der Läden nicht in gleichem Maß. Die Be­dürfnisse der Einwohner konnten natürlich nicht befriedigt werden. Die Haushalte stellten den Groß­teil der Agrarprodukte für ihren eigenen Konsum selbst her und die Industrieartikel kauften sie bei den Handwerkern ein. Mit der Verbreitung der Industrie traten immer mehr ausländische Kaufleute, vor allem österrei­chische Händler, in Szombathely auf. Die Produkte der entwickelten österreichischen Industrie fanden in der Stadt einen guten Markt, da es weder eine Fabrik noch eine Manufaktur in ihrer Umgebung gab. Den Absatz ihrer Produkte in Ungarn förderte auch das österreichische Zollsystem, um die Aus­landsbeziehungcn Ungarns dadurch einzufrieren und Ungarn vom österreichischen Handel abhängig zu machen. In Ungarn entstand nicht genügend Handelskapital, da die Schicht der städtischen Kaufleute ver­hinderte, daß ein breiterer Warenaustausch entstehe, wie sie auch verhinderten, daß die Zünfte wei­tere Läden eröffneten. Der kraftlose Zustand des Marktes beinflußte die Entwicklung der Industrie ungünstig. Im Wirtschaftsleben vön Szombathely trat erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Änderung ein. Die von der Herrschaft des Landesherrn 1848 befreite Stadt wurde durch die in den 1870er Jahren fertiggestellte Eisenbahnlinie in den Blutkreislauf Ungarns eingeschaltet. In dieser Zeit stieg auch die Zahl der Einwohner sprunghaft. Der Eisenbahnverkehr ermöglichte die Industrialisie­rung, die mit Hilfe von ausländischem Kapital begonnen wurde. Das Kreditlcben entfaltete sich, es kamen Banken und Sparkassen zustande. Die schnelle Entwicklung des Wirtschaftslebens führte eine Veränderung des gesamten Bildes der Stadt herbei. Szombathely war am Ende des letzten Jahrhunderts schon eine Stadt mit regem Verkehr, blühendem Handel und einer beachtenswerten Industrie. 139

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