Ferenc József: Kleiner Unitarier-Spiegel. Kurzer inbegriff der geschichte, der dogmen, der kirchenverfassung und der ceremonien der unitarier-kirche (Bécs, 1879)
I. Geschichte
4 Unitarier Spiegel. in Siebenbürgen die „nichttheilbare Einheit Gottes“ bekennende Kirche, welche sodann den „Unitarier“ Namen entschieden angenommen — einzig und allein die über den Unitarismus volle dreihundert Jahre dahinbrausenden Stürme bestanden hat. Die Unitarier-Religion begann sohin im sechszehnten Jahrhunderte schon in Siebenbürgen historisch zu bestehen, und wenn auch Blandrata der Vorbote gewesen ist, so ward doch Franz Dávid deren belebende Seele. * Franz Dávid ist im J. 1510 — sohin sieben Jahre vor Beginn der Reformation — zu Klausenburg geboren. Seine Erziehung, seine Studienzeit, wo doch die zum Guten geschaffene junge Seele am empfänglichsten ist, fiel in eben jene Zeit, in welcher die Religions-Idee die Herzen von dem einen Ende Europa ’s bis zu dem Änderen beherrschte. Er war auch in Wittemberg, diesem Brennpunkte der Reformation. Einer näheren Erklärung bedarf es daher nicht warum er im J. 1540. gelegenheitlich der Reformation Klausenburgs, seine Stellung als röm. kath. Geistliche aufgegeben , und dieselbe .mit der eines lutherischen Geistlichen vertauscht hat. — Dieses sein Vorgehen beweiset indesz nur so viel noch, dasz unter den millionen Menschen auch er von dem Gefühle der Nothwendigkeit einer Erneuung des kirchlichen und religiösen Lebens durchdrungen gewesen ist — Die Geschichte der Reformation liefert uns überhaupt den Beweis dessen, dasz die Menschen sich sehnten aus jener Kirche heraus zu treten, deren Fenster den Strahlen geistigen Lichtes verschlossen und deren Thüre mit päpstlichen Bullen und Conciliarbeschlüszen vernagelt gewesen ist ; sie suchten nur und vermochten es mit einem Male nicht zu finden, wie eine erleuchtetere, freiere und gereinigtere Kirche beschaffen sein müsze. — Daher rührt es auch, dasz zunächst auch in Siebenbürgen „die zwinglische Religionsbewegung mit der Lutherischen fast zur gleichen Zeit, einander sozusagen in die Fusztapfen tretend — auftauchten und in ihren Kämpfen der Unitarismus auch schon hie und da der Art aufglimmt, dasz es auf den ersten Anblick schwer zu entscheiden gewesen wäre , in welcher Gestaltung die Reformation eigentlich sich stabilisiren werde.— Diese That-