Szekszárdi Vasárnap 1993 (3. évfolyam, 1-51. szám)

1993-09-19 / 37. szám

16 , SZEKSZÁRDI VASARN14P 1993. SZEPTEMBER 12. Deutsche Seite Alles Alté sollten wir lieben; aber für des Neue sollten wir leben. (Tolstoi) Schulpartnerschaft: Aalen Fast in jeder Schule von Szekszárd wird Deutschunterricht erteilt. Die Grundschule in der Kecskés-Ferenc­StraBe machte sich jedoch schon vor Jahren einen Namen. Das Können und Wollen der Schüler erklang oft an Veranstaltungen, deutsches Lieder­gut, deutsche Kindertanze brachten sie auf die Bühne und erfreuten schon so manchen Zuschauer. Ihr Singen und Tanzen wollen aber nur Mittel zum Ériemen der deut­schen Sprache sein. Die Kinder sollen am Singen, Tanzen und Spielen ihre Freude habén und dabei mit Lust an das Wesentliche, an das Erlernen der Sprache herangehen. Aus den Worten der stellvertreten­den Direktorin, Frau farkas geht her­vor, daB der Deutschunterricht für Schule und Schulleitung von groBer Wichtigkeit ist. Der Schulleiter, Herr Zsolt Vitéz will alles tun, damit sich die Schüler ihr Deutsch leichter und erfol­greicher aneignen. Deutsch soll nicht nur in den Lehrbüchern verbleiben, Deutsch ist eine lebende Sprache, Deutsch soll und will gesprochen wer­den. Mit diesem Grundgedanken machte man sich an die Organisation­sarbeit. Man wollte die Schüler in die deutsche Wirklichkeit versetzen, sie sollten Land, Schule und Leute ken­nenlernen, sie sollten die gesprochene Sprache erieben. Im September 1992 kam Herr Vitéz mit einer Delegation aus Szekszárd nach Aalen. In Aalen lernte er einen Schulleiter kennen, Aus der neuen Be­kanntschaft ging dann die Partner­schaft der beiden Schulen hervor. Im November hat man auch schon zwei Lehrerinnen aus Szekszárd nach Aalen eingeladen, um die Reise der Szekszárder Schüler vorzubereiten. Das freundliche Entgegenkommen der deutschen Kollegen erleichterte die Arbeit von Frau Farkas und Frau vDrinóczi, die dann im Mai auch die Schüler begleiteten. Róbert Lemle aus der 8. Klasse erinnert sich noch immer gern an die schönen Tage, an die Schü­ler in Aalen, an die Freundlichkeit der Leute. (Er spricht ein verhaltnismáBig gutes Deutsch!) Für die Schüler war die Reise und der Aufenthalt in Deutschland ein sehr schönes Erlebnis, für die Schule in der Kecskés-Ferenc-StraBe ein Beweis da­für, daB der Deutschunterricht in der Schule erfolgreich ist. Die meisten Scherzfragen Welche Frage kann man nie mit,ja" beantworten? (Schláfst du?) Welcher Stuhl hat keine Beine? (Fahrstuhl) Was ist fertig und wird doch jeden Tag gemacht? (Bett) Schüler in den deutschen Klassenzü­gen machen ihre staatliche Sprachprü­fung, der Aufenthalt in Aalen bezeugte jedoch daB die Schüler aus Szekszárd Deutsch nicht nur lernten, sondern auch erlernten. Die Möglichkeit, nach Deutschland zu fahren, munterte die Kinder zum Lemen auf. 20 Schüler konnten mit­machen. Die besten aus der 7. und 8. Klasse. Es ging alles wie am Schnür­chen. Im Schwarzwald, in Gersbach im Schullandheim erwarteten Lehrerund Schüler die Szekszárder. Es folgten 5 schöne Tage im Láger. Man wollte es ermöglichen, daB sich die Kinder ken­nenlernen und befreunden. Es stellte sich bald heraus, daB die Kinder aus Ungarn gleichwertige Partner sind, die es auch sprachlich schaffen. Man erinnert sich in Szekszárd im­mer noch an die netten, freundlichen Leute in Aalen. Die Szekszárder Kin­der wurden bei deutschen Familien untergebracht. Unsere Kinder konn­ten so den Alltag, etwas Familienmi­lieu mitbekomen und immer wieder erkennen, daB ihr Deutsch aus der Szekszárder Schule keine Schulmei­sterei sei, sondern Wissen und Kön­nen, das über die Rundén hilft. Zufállig feierte man in diesen Tagén den 60. Jahrestag der Gründung der Schule in Aalen. Unsere Kinder feier­ten mit ihren Freunden aus der BRD. Sie brachten ein Programm auf die Bühne, das groBen Beifall und An­klang fand. 20 Schüler botén eine Kost­probe aus dem Schatz des Szekszárder Chores und der Tanzgruppe. Die Reise war ein voller Erfolg. Schöne, unvergeBliche Tage für die Kinder aus der Schule in der Kecskés­Ferenc-StraBe und voller Erfolg für die Schule: Es hat sich in der Praxis erwie­sen, daB die Deutschlehrer erfolgrei­che Arbeit leisteten. _ j, _ Es war der 17. April, ein wunder­schöner Frühling­stag, wie man ihn sich nur wünschen kann. Die Sonne schmeicheite so miid wie das streichein des Geliebten. Die Obstbáume standén in voller Blühte und Duft. Es war eine Blühtenpracht, die das schlichte Familienhaus umhüllteso, dass es kaum zu sehen war. Der Krieg ging dem Endezu, in ergreif­barer Nahe stand der Friede, nach dem man sich schon so sehr sehnte. Doch in der Luft herrschte eine grosse Spannung und A ngst über uns, denn schon Tage her hörte man von der Vertreibung der Volksdeutschen. „Nein, das darf nicht wahrsein", sagte mein liebes Mütterchen immer wieder. „Das ist mein Haus, das ich von meinen Eltern erbte, das kann mirniemandwegnehmen. Wirgehen ein­fach nicht heraus, wir habén nie etwas böses getan, neimanden ein Leid verur­sacht, wieso wurden sie uns bestrafen?" Kurz nach dem Frühstück geschah etwas unerwartetes. Drei bewaffnete Manner stürzten zum Tor hinein, mehrere Schüs­se fielen ab in die Luft und bőse Worte verliesen dessen Lippen. Sie schimpften uns deshalb, weil wirSchwaben sind. Vor lauterAngst undSchrecken vergasen wir auf einmal, das wir ja Zuhause sind, in unserem Eigenthum. Wir zitterten vor Schreck und folgten dem Befehl der Man­ner. „Hinaus" lautete der Befehl. Ja so wie wir waren, habén wir das Haus ver­lassen, das sie hinter unserem Rücken abgeschlossen habén. Kein einziges Wort konnten wir sagen, wir waren wie geláhmt. Der Weg bis in, s Dorf dauerte eine halbe Stunde, wei! wir einschichtig, aus­serhalb des Dorfes wohnten. Die drei Manner-mit den Waffen auf uns gerich­tet - begleiteten uns. Wir bildeten eine Gruppé von 10-12 Personen. Ich war damals 16, hatta furchtbare Angst vor der Verschlep­pung nach Russ­land. Wir waren am Rande des Dorfes. Wie kannst Du hier entkommen, was ja fast unmöglich schien. Doch esgab einen Augenblick in dem die drei Manner miteinander disku­tierten. Diesen Augenblick nützte ich aus, rannte hinter eine Mauer und als sie vorbei waren, flüchtete ich weiter. Nach einigen Minuten bemerkte ich, dass je­mand hinter mir her ist. Einer der bewaff­neten Manner suchte nach mir. Erliefhin und her in der Umgebung meines stecks. Auf einmal kommt er auf WK Maistaub zu, steckte das Gewáhr ins Laub, rüttelte es und ich tag dort auf dem Boden vor dem Gewáhr. Jetzt drückt er ab, was soll ich machen, soll ich schreien nicht bitté, ich komme ja. Aber der Schock war so gross, dass kein Laut aus meiner Kehle kommte. Ich lag da bewe­gungslos und still und vor meinen Augen das Rohrvom Gewáhr. Erhat mich nicht gesehen, weil ersich nicht bückte. Erging weiter, ich habe es überstanden. Es war ganz still um mich herum, das Dorf war wie ausgestorben. Am spáten Nachmittag hörte ich aus der Ferne das Weinen undJammern der Leute, dieneben dem Dorf auf der Waidezusammen-getrie­ben wurden. „Lasst uns noch einmal Nach­hause." Scha11te es immer wieder. DieAnt­wort waren Schüsse in die Luft. Jetzt wurde es mir erst klar was ich ange­richtet habe. Ich habe meine Mutter verlas­sen, um mich zu retten. Habe ich mich gerettet, was wird mit mir, wohin, wasj ge ich an, und was wird mit einer Mutter? Solche und áhnliche Fragen qualten mich. Am besten gehe ich auch dorthin, wo die Mehrheit ist, aber ich hatte Angst vor der Strafe. M. Kercsmár Herbstlied Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, áls atmete man kaum, und dennoch fallen raschelnd, fern und nah die schönsten Früchte ab von jedem Baum. 0 stört sie nicht, die Feier der Natúr! dies ist die Lese, die sie selber halt; denn heute löst sich von den Zweigen nur, was von dem milden Strahl der Sonne falit. Friedrich Hebbel 1813-1863

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