Szekszárdi Vasárnap 1993 (3. évfolyam, 1-51. szám)

1993-08-01 / 30. szám

6 , SZEKSZÁRDI MS4RI4P 1993. AUGUSZTUS 1. Deutsche Seite Es gibt nicht Gutes aufier: man tut es. (E. Kástner) Manfréd Herzog Weifi e Elefanten Jeden Sommer ist mein Vati Máhdrescherfahrer. Ich schaue ihm oft bei der Arbeit zu, am lieb­sten von weitem. Da sehen die Mahdrescher wie Raupen aus, die über das Feld kriechen und lange, helle Spuren hintersich lassen. Mir gefallen Mahdrescher. Sie helfen den Bauern bei ihrer Arbeit und sind stark und fleiBig - wie Elefanten. Vati hat mir erzáhlt, daB deshelb Mahdrescher in In­dien auch weiBe Elefanten ge­nennt werden. Von ihm weifi ich aber auch, daB dort zum Máhen und Dreschen keinen Maschinen da sind, dauert die Arbeit lange. Viele Mánner und Kinder habén dann Arbeit. Sie können sich auch jeden Tag ein par Korner in den Mund und in die Taschen stecken. Das hilft gegen den Hunger. Wenn sich die reichen Grundbesitzer aber Maschinen kaufen, gibt es weniger Arbeit und noch weniger satte Menschen. Deshalb nennen die Kinder die Mahdrescher dort nicht weiBe Elefanten. Aber das liegt nicht an den Ma­schinen, sagt Vati, sondern daran, daB die Felder und Maschinen noch nicht alle den Bauern gehören. BELA BAYER Aquarell Der Kirchhügel geht schlafen nur ein Klatschmohn hallt sich wach. Der Abendstern kreist leise auf m Láger unsrer Nacht. Bald sink alles in Ruhe die Sonne winkt zum Aschied Von endlos-weiten Stoppeln, Schober summen ein Lied. Rátzel und Scherzfragen Es sind vier Brüder in einer Kammer, und keiner kann aufma­chen. Was ist das? (oi3>ignM J3Q) Wer spricht alle Sprachen und behált immer das letzte Wort? (otpg st?Q) Wenn jemand acht Kinder und dreizehn Apfel, und jec^ Kind soll gleich viel davon bekom­men - wie macht er das? (iaiqpjdy jqoo5j jg) In den Armen habén wir noch die Last der schwe­ren Kippwagen, ab und zu zuckt auch noch das Dröhnen und eiseme Klirren, dann und wann schmerzt der harte Schwung der Keilhaken, unsere schwieligen, borkigen Hánde liegen aber schon da auf dem karierten Tischtuch, alle sitzen wir im Gar­tenlokal am Tisch mit dem karierten Tischtuch, und unsere Gesichter, ja unsere Gesichter verlie­ren immer mehr das schimmelige Gelb der Lehm­grube. Saubere Hemden, Lácheln in den Augen, die Freude auf ein schönes Stündchen. „Wollen wir auf ein Bierchen?" Man ist froh, daB mans so schön hat. Schwalben kritzeln auf den gráulich blauen Himmel, am Rande des Gartenlokals legen Flie­derbüsche ihre violetten Schatten nieder, aus dem Nachbargarten wehen weiB und rosa Blüten der Apfel- und Pfirsichbaume. Mit feierlicher Miene sitzen wir da. Wir wollen nicht mehr an den erle­digten Tag denken. In den Glásern das kuhle Bier, blau und rot karierte Tischtücher, an unserem Tisch kommen hin und wieder Frauen vorbei, hei­ter, jung und hübsch sind sie. Wer denkt da noch an den erledigten, an den abgelegten Tag? Man greift nach dem kühlen Glas. „Prima hier!" „Schön." „Das war ja ganz doof heute!" „Schon. Bis wir die Erde flir 60 000 Ziegel aus der Grube karrten." „Ganz mies!" „Mensch, laB doch das Zeug! Ich habe die Nase von der Ziegelei voll!" „So ein Tag macht müde." „Ist mir schnuppe, wenn ich mit meinen Knast­brüdern an einem Tisch sitze! Bier her, sonst dampfe ich ab! Wir müssen nicht im Rinnstein ster­ben, wenn wir etwas Bier trinken. Wir habén den ganzen Tag geleistet." Man langt nach den kühlen Glasern. „Prosit!" „Prosit!" Müller ist langst nicht mehr der stille Riese, der pustend seine Keilhake schwingt und hinter dem áchzenden Kippwagen dahinstampft. „Zum Wohl, Freunde! Wir sind es schon wert!" Alle habén wir's in den Augen, in den Bewegun­gen habén wir's, daB wir froh sind, daB es uns freut, den schweren, den unendlich langen Tag abgelegt zu habén. Müller kommt in Schwung. Ludwig Fischer lm Gartenlokal „Rudi! Herr über! Noch eine Rundé für meine Freunde!" Tische unter den altén Báumen. Lindenbáume, Kastanienbaume. Tische mit karierten Tischtü­chern, de violette Fliederduft, Gemütlichkeit. Wir wollen uns nicht mehr an den nebelgrauen Morgen erinnern, nicht an die miese Laune des Werkmeisters. Immer wieder war er hinter uns her. „He Jungs! Zugreifen, nicht auf der faulen Haut liegen!" Jetzt wollen wir uns nicht an ihn erinnern, nicht an seine bissige Stimme, nicht an die steinharte, fe­ste Erde in der Lehmgrube, nicht an die eisern krei­schenden Kippwagen, nicht an das Surren und Klirren der Ráder. Ein schönes Stündchen. Gemütlichkeit. Wei­zenblondes Haar, unbeschwerte Gesichter. Schwarzes Haar. Müller setzt sich in Gang. Er schaukelt an uns vorbei. Er schaut noch zurück. Dann steuert er der Theke zu. Spater schwankt er mit fünf Flaschen zurück. „Keine Angst. Freunde, Müller weiB schon Be­scheid. Fünf Flaschen Wein bringe ich meinen Freunden. Die feinsten Weine, Jungs, in der Ziege­lei wird nicht auf Schreibmaschinen herumge­hackt. Ihr habt auch in der Lehmgrube euren Mann gestellt, Freunde. Feiern wollen wir." Die Schatten werden immer kühler. Frohe Geselligkeit. „Das macht froh, daB auch dieser Tag zu Ende geht!" „War kein Honigschlecken!" Lácheln zieht durch die Gesichter, in den Hánden das Kühl der Gláser. Die Schatten verblassen immer mehr. Vom Weinberge schaudert kalte Abendluft durch das Gartenlokal. Weit hinter den Bergen mait der heranbrehende Abend sein Kupferrot auf den Himmel. In der Ziegelei ruht schon das Dröh­nen, auch die Kippwagen stehen verlassen auf dem Gelande. Die abgeplagten Pferde horchen in ihreig Stállen in die Stille. ™ Langsam erlischt der Tag. Wir sitzen noch im Gartenlokal, auf dem weiten Gelande der Ziegelei frösteln Angst und Verlas­senheit. Vom Walde ruft ein Vogel in die Stille. Mir schaudert die Frage durch die Seele: Was blieb vom heutigen Tag? Was? In den Bergen lauert die Nacht. Ich sitze am Tisch eurer Freude. Am Nachmittag war es auch meine Freude noch, jetzt ist es aber nur noch eure Freude. Man macht sich bald auf den Heimweg. Be­kannte Háuser, bekannte Gassen. „Das Abendessen ist fertig", wirst du sagen. Gewohnte Bewegungen beim Schöpfen. „Müde?" „Ja, einen schweren Tag hatten wir schon." D u wirst mir lange zusehen, wirst mir wortlos ins Gesicht sehen. Du wirst in meinen Zügen nach deiner Trauer suchen. Was blieb vom heutigen Tag? Wir werden noch lange am Tisch sitzen, wer­den in den Abend horchen. Es wird uns frösteln, Angst wird uns durch die Seele schaudern, vieleicht vernehmen wir auch den Schrei der Ein­samkeit in der Stille, in der stillen Seele... Vie­leicht. i I

Next

/
Oldalképek
Tartalom