Szekszárdi Vasárnap 1993 (3. évfolyam, 1-51. szám)
1993-01-31 / 4. szám
6 * , SZEKSZÁRDI USARNAP 1993. JANUÁR 24. Deutsche Seite Entdecken heisst sehen, was jeder gesehen hat, und dabei denken, was niemand gedacht hat (Bernal) Josef Michaelis Sturmvolle Zeiten Benedek Kiss, unser zeitgenössischer Dichter schreibt irgendwo: „Das Gedicht dient und liefert sich aus." Wenn wir alsó die Wahrheit dieser ÁuBerung annehmen, liefert sich das Gedicht noch besser aus, wenn es aus dem Boden des Minderheitendaseins aufschieBt und alle seine Spezifika in sich tragt. Die Vergangenheit (mit allén seinem Opfer), die Brot verdienenden Alltagssorgen, den aus der künstlerischen Existenzform schöpfenden sprachlichen Zwang. DaB der Vers Macht ist zur Besserung des Gedanken, des Charakters, des menschlichen Geflihls und der Tat. Diese Gefühle, Gedanken strömen auch aus dem unlángst erschienenen Gedichtband des ungarndeutschen Dichters Josef Michaelis, der vom VUdAK (Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler) als erstes Bándchen dieser Serie ausgegeben wurde, Michaelis, bewahrend dies sprachliche Virtuositát seines früheren Bands (Zauberhut), dienl mit neuen Überraschungen. AuBer Elementen der konkrétén Poesie, verdient die Gedankenwelt seiner Gedichte Aufmerksamkeit. Die Reihe der Bildgedichte, die eigenartige Mischung der Gemeinschafts- und Liebeslyrik machen die Auswahl bunt. Die Bildhaftigkeit von Michaelis werden durch in der Branau gefertigte Federzeichnungen verstárkt, die Johann Mandulás aufs Papier tráumte, die zur Region und Gegend knüpfende Gefühle des Dichters illustrieren. Michaelis ist ein treuer Mensch. Genauso zur Muttersprache, wie zur Umgebung (Schomberg), aus der er stammt und die er für sich hált. Er gehört zu denen seltenen Mitmenschen, von denen schon immer weniger ihr Leben fristen in unserer sich stürmisch geschleunigten Gegenwart. Als Beispiel sollen hier einige Gedichte von ihm stehen. „ Bela Baver Josef Michaelis Heutige Propheten Tagtiiglieh streuen Hochstapler Windworte im Mikrophone: „Wie lange noch bleibt dieses Land Paradies der Parasiten?" Ich baute mir eine Welt Mit vierzehn Jahren war ich fremd in der Stadt und alléin in der Welt, wie nur ein vierzehnjáriger alléin in der Welt sein kann. Ich baute mir eine Welt für mich, sie reichte von Sophokles bis Verlaine und Rilke und hiefi Die Welt der Reinen Kunst. Selten versuchte ich zu schreiben: was ich hatte schreiben können, pafite nicht in jene Welt. Stundenlang pflegte ich einer bestimmten belebten Kreuzung zu stehen, starrte die Leute an, in ihre Gesichter, auf ihre Hánde, sah zu, wie sie sich bewegten, wie sie redeten, sich begrüfiten, verabschiedeten, sah tausend Gesichter, hungríge, altejunge, weise, dumme, leere, satte und in dem Schnellimbifi in der ich zu Mittag afi, hockten Vertreter in guten Anzügen und kratzten Pfenige in der Geldtasche zusammen für eine Suppe. (Wie heutzutagel). In einer Kneipe lehrte ich einen Mann Schach spielen, ein Brötchen und Bockwurst für eine Partié. I Ich lebte in meiner Welt der Reinen Kunst, darin war kein Platzfür^tie Leute an der Strafienecke und in dem Schnellimbifi. In meine Reine Kunst redete mir weder die Spellerhütte im Steinbruch hinein noch der Gesindetisch, an dem meine Brüder safien. So schien es, und so wollte ich es, aber die Realitát unterwanderte die Reine Kunst. - b •ine irftte Ein Primus der Piste „Neuer Senna", „Himmelsstürmef", „Senkrechtstarter" - die Superlative gelten Michael Schumacher, der zu den erfolgreichsten Talenten der internationalen Formel-1 Szene záhlt. Mit einer Blitzkarriere hat sich der 23jariger Rennfahrer Medien, Fans und Werbe-Manager im Sturm erobert: Der Star aus dem kleinen Körpen verkörpert für sie den netten Jungen von nebenan. - y Dorf der Störche Wir sind mit dem Bus nach Jink (Gyönk) gefahren. Als wir am KaposUfer bei Regöly entlangrollen, zeigt meine Tochter Petra auf die Wiesen: „Sieh, Vati, drei Störche, und dort noch zwei, ftinf Störche!" Das ist hier nichts Seltenes. Auf dem sumpfingen Gelende finden die Störche reichlich Nahrung. „Oh, ja und hier wohnen so liebaMlle Menschen die sie lieben. Das is^Pr das allerwichtigste, Vati!" So ist das, mein Kind. - y Die Worte solls du... Blicke dich noch einmal um, damit du nichts vergiBt, wenn du wieder hier stehen wirst, blüt vielleicht zum zehnten Mai das Heidekraut. Lauf zu! Nicht jeder stirbt, wo er geboren wird! Wenn du einkehrst, verschweige nicht, wo du herkommst. Frage den Wirt nach den Leuten, was sie tags und abends tun. LaB dich zum Bleiben nicht vom Glanz der Theke verführen. Verweile aber ohne Zögern, wenn das Holz im Ofen brennt und der Stuhl schnell warm wird, die Kartofielsuppe dampft und dir der Wirt die Tauben im Nufibaum vor dem Fenster zeigt. In wessen Hauser du auch immer gehen magst, betrachte die Dacher. Und die Worte der Mutter solls du behalten... DAS SCHÖNE GEDICHT Untenstehende Lieder - es handelt sich ja um echte lyrische Stücke - gehören zum klassischen Kultur- und Sprachgut des Deutschtums. Ihre Verfasser sind hier fast unbedeutend, wichtig ist aber der Ausklang und die beinahe schlaue Schlichtheit der Gedichte, die einen auch heute noch ergreifen können. Das erste Stück ist angeblich das erste Lied in deutscher Sprache, diesmal in hochdeutscher Überschrift. Das andere entstand viel spáter, und die gewolte Vereinfachung des Textes durch den Sprachgestalter gleicht die Strophen dem Volkslied an... Du bist mein... Du bist mein ich bin dein des sollt du gewiss sein Du bist beslossen in meinem herzen verloren ist das slüsselein du musst auch immer drinnen sein (mit origineiler Orthographie) Ein kleines Lied Ein kleines Lied, wie geht's'nur an, dass man so lieb es habén kann, was liegt darin? - erzdhle! Es liegt darin ein wenig Klang, ein bisschen Wohllaut und Gesang und eine ganze Seele. (Überliefert von Attila J. Drescher)