Szekszárdi Vasárnap 1993 (3. évfolyam, 1-51. szám)

1993-04-11 / 14. szám

26 , SZEKSZÁRDI VASARNAP 1993. ÁPRILIS 25. Deutsche Seite Die Gedanken veiflüchtigen lassen die Freude empfangen und grófi werden lassen macht den Blick frei für das Helle für das Heute für das Jetzt. (W. Herich) Unsere Ecke In der Erzahlung „Es war einmal" beschrieb ich den Werdegang eines Dorfjungen, der in die Stadt kommt, um an einem Gymnasium zu lemen, spater studierte er an der Universitát. „...Er las immer mehr deutsch. Er suchte in den Bibliotheken nach deut­schen Büchem, Novellen, Gedichten. Es gab Zeilen, die den ganzen Tag in ihm weiterklangen. Er saB oft mit einem Gedicht dahin­sinnend. Er lieB die Klange der Spra­che in sich weitersingen. Er verschafTte sich Wörterbücher. Es war eine reizende, erfreuende Ar­beit? Er brachte unbekannte Wörter auf seine Zettei. Hatte sie auch wáh­rend des Tages in der Tasche. Er konn­te sein Wissen auch wahrend des Ta­ges kontrollieren. Er merkte kaum, wie sein Wissen, seine Kenntnisse immer reicher wurden... Er wollte alles erler­nen, wollte alles wissen. Es machte ihn nie müde, ja, es machte ihm immer mehr SpaB... Nach Jahren brachte er sein Inge­nieurdiplom nach Hause. Dann heira­tete er. Am FuBe des Mecsek bauten sie sich ein nettes Familienhaus. Etwas Weingarten. Einen schönen Hof legten sie sich an. Obstbaume, Blumen, eine Laube. Und wenn er etwas Zeit hatte, hatte man ihn oft in der Laube. Diese Stun­den wollte er sich nicht nehmen lassen. Er bastelte an seinen deutschen Sprachversuchen herum. Er nahm sich aus den Románén Redewendungen, bildhafte Möglichkeiten, schmiedete an Zeilen herum, er wollte Gedanken, Stimmungen festhalten. Bticher, Hef­te, kleine Aufzeichnungen, Versuche auf der Gartentisch... Vor Jahren bewunderte er noch die deutsche Sprache, jetzt, mit grauen Haaren bemáchtigte er sich dieses Wunders..." Diese „Laube", eine kleine Ecke bietet uns „Szekszárdi Vasárnap" mit der Deutschen Seite an. Es ist in groBer Mode Fremdsprachen zu lemen. Es wird an allén Ecken und Enden Englisch- und Deutschunterricht erteilt. In den Schulen bleibt aus den schö­nen Tráumen leider nur zu oft die Pau­kerei: Grammatik, das mühsame Ér­iemen von Wörtern. Lektionen folgen Lektionen, ein Schuljahr dem andern, und man wird dabei müde, überdrüs­sig, schlapp. Wir erieben unseren Alltag unga­risch, trinken unser Bier ungarisch, sprechen auch zu Hause ungarisch. In den meisten Fallen überlassen wir auch Deutsch den Lehrbüchern, wie die Chemie, Physik, Deutsch bleibt auch nur ein Lehrgegenstand, nur ein Pflichtfach... Daran liegt es auch, daB die schönen Traume, mit denen wir uns ans Lemen machten, allmahlich verwelken, daB viele beim Lemen der Sprache scheitern. Die Sprache kann und darf nicht wie ein Datenverzeichnis behandelt werden. Die Sprache muB man erie­ben, man muB bei ihr verweilen, man muB sich mit ihr über das Schulische hinaus bescháftigen. Die Sprache hat Geist und Seele. Bastelt man an der deutschen Sprache herum, hat man's bald, daB sie uns Geist und Seele des deutschen Volkes übermitteln kann. In den Wörtern stecken Erinnerungen, Klang und Melodie. Man braucht nur Zeit und Lust dazu, man muB sich Zeit nehmen und Zeit lassen, man muB sich eine stille Ecke finden. Dabei will uns die Deutsche Seite zweiwöchent­lich helfen. Diese Seite der Zeitung „Szekszárdi Vasárnap" könnte mit ih­ren deutschen Texten unsere „Laube", unsere Ecke werden. fischer Besuch Der Bonyháder Deutscher Gesang und Musik Verein will, als Benutzer des Ungarndeutsches Hauses, den um Bonyhád lebenden, und wirkenden Nationalitaten Vereinen und Kultur­gruppen das Haus bekannt machen. Im kamen dieses Entscheidungs lu­den sie den Szekszárder Deutscher Verein ein. Die mehr, als 10 Jahre le­bende wahre Freundschaft weiterpfle­gend, findete das Treffen am 25. Márz 1993 statt im Deutschen Haus. Nach Frau Maria Jenei ihr GruBworte erzáhlte Anton Rittinger von der Idee, durch den Kauf und Umbau, bis zum Besitznahme des Hauses, alles Wis­senswertes. Im Namen der Szekszár­der bedankten sich fűr die Einladung Frau Maria Simon, und Mihály Szen­drei. Alle auBerter sich anerkennend über den neuen Heim des Bonyháder Vereines! Sie können darauf stoíz seir^^ auch, wenn sie nur Benutzer, und nicli^P Eigentümer sind. Trotz den unfreund­lichen Wetter, war der Empfang warm. Dafur sorgten die Gastgeber mit fro­hen Singen, guten Essen und Trinken. Viele alte Freunde trafen sich wieder neben ein Glásel Wein. Auch die lusti­ge Dorfgeschichten und Spiele fielen nicht von freundlichen Treffen. Natürlich blieb auch das Lieder ler­nen, und gemeinsamer Gesang nicht aus. Die traditionelle alte Freund­schaft wurde wieder mit einem Seil hárter gebunden. Nach den 4 kurzen frohen Stunden töhnten wieder aus allén Munden: „Aufs frohe Wiedersehen, das nach­stenmahl in Szekszárd!" M. schrieb damals das Jarh 1738 im Kalen­der. Ein Schiffkam die Donau abwárts, an Bord mit Lisbeth aus Hessen, die schon seit einem Monat un­terwegs war. Das arme Mádchen warso unschön, dafi es fast von niemanden angesprochen wurde. Sie sqji im Hinterschiff. Keiner wollte sich dorthin setzen, denn man wujite, wenn das Schiff strandét, hebt sich sein Vorderteil, und die Hinterseite geht zuerst unter. Sie hatte nur wenig Gepáck, die drei Bündel hatten ge­nug Platz unter ihrem weiten Rock. In einem war ihr Essen, im anderen die Kleider, und im dritten brachte sie Hafer mit. Das war ein Hafersack, den man dem Pferd an den Hals hangt. Hendrik, der Steuermann, kam jeden Tag zu ihr und machte sich über sie lustig. - Nuu, alsó, Lisbeth. hast du noch deine Mitgift? Das war jeden Tag der Höhepunkt der langen Rei­se, denn sonst war sie schrecklich langweilig. Das Schifffuhr sehr langsam, es wurde nur vom Donau­wasser getrieben. Insgesamt vier Ruderer-Steuer­manner achteten darauf, dafi es nicht ans Ufer stöjit. Schnelle Ruderschiffefuhren mindestens fünfmal am Tag an ihnen vorbei - da war Macht und Geld - und die reichen Leute hatten es eilig. Dieses Schiff war nur eine kleine Ziege unter den Pferden und Maultieren, es war nicht so wichtig, wann es ankommt, das Fahr­geld wurde ja noch bei derAbfahrt in Ulm eingezahlt. Eins war nur wichtig: soll sein Ziel erreichen, in der Gemeinde Tolnau die Aussiedler absetzen, und dann mit der Hilfe der Schleppferde zurückkommen nach Ulm. Lisbeth gewöhnte sich schon an die groben Scher­zen der langbártigen Hendriks; eine Woche lang lieji sie sich mit einem Pianwagen von Kassel bis Ulm rüt­teln, wo sie an Bord ging. Dieser Hendrik war schon der dritte Herr der langen Reise:jede Strecke hatte ih­ren eigenen Hendrik, der sie jeden Tag spottete, zur gröfiten Vergnügung der anderen. - Lisbeth hütet ihre Mitgift für die ungarische Pufi­ta. Lisbeth argerte sich nicht, sie lachelte nur schüch­tern, wenn Hendrik mit ihr die anderen amüsierte. - Lisbets Hafer ist die Mitgift... Sogar die kaiserlichen Soldaten hielten sich den Bauch vor Lachen, als sie in Wien das Brautschiff durchsuchten. Das warnámlich dieLadungdesSchif­fes:lauterBraute. Es lieferte Braute nach Ungarn, das nach der Türkenzeit halb verwüstet war. Braute, die ihren Brautigam nicht kannten, und von den geschickten Werbern nur soviel erfahren habén, dq/J entlassene deutsche Soldaten nach den langen Krie­gen auf den Brachackern blieben, und Mádchen ihrer Muttersprache gern heiraten würden, wenn... ... Wenn sie als Mitgift einen PJIug, eine Egge, Saatkorn, Leinwand, Taler mitbringen würden. Auch Handwerker habén sich gemeldet. Schusterwerkzeu­ge, Leder, Faden wáren schon genug gewesen, um eine Unbekannte zu heiraten. Lisbeth brachte nur einen Hafersack mit, über den Sack voll Hafer lachte das ganze Schiff wahrend der Reise. Auf dem Deck stolzierten die Inhaberinnen schöner Webstühle, grojier Wollballen, andere be­wahrten Geldsáckchen unter ihren Brusttüchern, es gab welche, die Möbel, Schafe, sogar eine Kuh mit­brachten. Lisbeth pajhe sehr gut auf ihren Hafersack auf. Die wohlhabenden Braute würdigten sie keines Wor­tes. Sie hatten eine Schrift in ihren Taschen, darauf stand derName und Adresse ihres Bráutigams in der Pufita. Solch eine Schrift besafi Lisbeth nicht. Sie hatte nur einen Namen, der auf einem Sackge­schrieben stand: Adam Hoff erwartet sie im Hafen von Tolnau, wenn sie den Sack voll Hafer mitbringt. Nur einer wujite das Geheimnis von Lisbeth, der Organisator des Brautschiffes. Das war ein flinker, kleiner Schwabe, der für die deutschen Ansiedler aus der Heimat Braute verschaffte, Erging durch die Dör­fer von Hessen, Schwabenland, Thüringen, nahm sei­ne Liste hervor und erzáhlte, wie schön der Brautigam ist, wievielAcker er besitzt, wasfürein tüchtiges Haus er sich gebaut hat. In den Gegenden: wo die Menschen vor Hunger litten, meldeten sich zahlreiche Witwen und enttáuschte Braute. Er versprach Lisbeth nicht viel, die Waise hatte ja nichts. Er lieji sie schon beinahe dort, aber dann schlug er sich plötzlich auf die Stirn, zog aus seinem Rucksack ein Stück zerknitterte Leinwand. Darauf stand ein Name mit Stierblut geschrieben, daneben ein grojies „B". Er erzáhlte dann dem Mádchen, (das nicht mehrso ganzjung war), was diesesgrofie„B"be­deutet. Einer möchte gern ein Mádchen oder eine Witwe heiraten, die noch Kinder bekommen kann; sie kann auch bettelarm sein, aber sie soll eine Bibel mitbrin­gen. Lisbeths Gesicht verschönerte sich vor Freude, sie lief in ihre Kammer und machte ihre Truhe auf. e LJ ie nahm die grofie Bibel mit Schnailenverschlufi heraus; das einzige, was ihr von den Eltem zurück­blieb. Sie war einen halben Meter lang, eine Spanne breit, in feinem Kalblederband, der Kupferbeschlag glánzte an ihren beiden Seiten. Und die Bilder darin waren geradezu wundervoll! FORTZETZUNG FOLGT.

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