Kiss Imola - Szőcs Péter Levente (szerk.): Arhitectura religioasă medievală din Transilvania (Satu Mare, 1999)

Corina Popa: Consideraţii privind arhitectura şi sculptura decorativă ale bisericii evanghelice din Richiş

174 der ebenfalls für eine fortgeschrittene Gotik spezifisch ist. Die Güte der figurativen Darstellung auf dem Tympanon des Portales, des einzigen dieser Art der siebenbiirgischen Gotik, übersteigt in qualitativer Hinsicht das Mittelmass der Statuen auf den Stützfeilern der Mühlbacher Kirche und erinnert an den Wert derer auf den Stützpfeilern der Bergkirche in Schässburg. Der Tympanon gehört dem weichen Stil an. Die Silhouette der Kirche ist von dem Chor und dem Mittelschiff beherrscht, welche annähernd die gleiche Breite und Höhe haben. Dementsprechend bilden sie einen geschlossenen Baukörper. Eine solche Form ist auch dem Ostwerk eigen, welches mit seinen Seitenkapellen eine für gotische Dorfkirchen Siebenbürgens ungewöhnliche kompositionelle Anordung besitzt. Die Kirche ist ein eleganter, schmaler und hoher Bau, der für den gotischen Manierismus vom Ende des 14. und vom Anfang des 15. Jahrhunderts charakteristisch ist. Entsprechend dem weichen Stil, in dem das Westportal mit seiner Tympanondarstellung geschaffen wurde, ist die gotische Architektur dieser Kirche im Gefolge der Ästhetik internationaler Gotik von nach 14oo entstanden. Das Fehlen eines Westturmes an der Reichesdorfer Kirche ist eine Eigenheit der Hoch- und Spätgotik, bei welcher die Geschlossenheit des Innenraumes nach aussen in einem monolithischen Baukörper ausgedrückt ist. Gotische Stadtkirchen, die mit zwei Türmen geplant waren - die Michaelskirche in Klausenburg und die Schwarze Kirche in Kronstadt - blieben nur mit einem Turm, und spätgotische Bauten, wie jener in Birthälm wurden von Anbeginn ohne der Parier ist ein charakteristisches Beispiel solcher Baukunst, die einen neuartigen Raum und ein neuartiges Raumgefüge bevorzugte, welches durch Einheitlichkeit und Monumentalität gekennzeichnet ist. Die Reichesdorfer Kirche bildet ein Beispiel eigenständiger Gotik, in welcher eine gewisse romanische Tradition in einer neuen Formensprache Ausdruck findet, welche von den Bauhütten der Städte angeboten wurde. Diese Formensprache ist von verscheidenen Handwerkergruppen weiter getragen worden, die auf den nach 137o eröffneten Baustellen der Städte Siebenbürgens arbeiten. Die Kirche in Reichesdorf ist nicht eine Vereinfachung eines bestimmten Modelles sondern eine glückliche Anpassung und Kombination von Lösungen und Formen der Baukunst in der Nachfolge der Parierarchitektur an die Notwendigkeiten und Forderungen einer blühenden Dorfgemeinschaft in Südsiebenbürgen nach 14oo.

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