Habersack, Sabine - Puşcaş, Vasile - Ciubotă, Viorel (szerk.): Democraţia in Europa centrală şi de Sud-Est - Aspiraţie şi realitate (Secolele XIX-XX) (Satu Mare, 2001)
Vörös Boldizsár: Die Symbole, Mittel der diktatorischen politiscxhen Propaganda
Die Symbole Geburtstag von Marx) oft mit den Anwendungen des Wortschatzes des Christentums die Bedeutung dieser Personen betonen. Z. B. der Leitartikel der Zeitung des Volkskommissariates für Unterrichtswesen, der Fackel, würdigte das Kommunistische Manifest mit solchen Wörter: „dieses Werk von Marx, diese Bibel des Proletariates ist heute vielfach heilig und gesegnet”.9 Solche Würdigungen bei einer Diktatur, die dem Christentum gegenübersteht, sind gar nicht selbstverständlich - es ist nicht überraschend, dass der Autor einer Marx-Engels-Biographie dagegen so argumentierte: „Man nannte schon das >Kapital< von Marx die Bibel des modernen Sozialismus, Was natürlich nur zur Bedeutung des Buches passend kann - wörtlich nehmend hätte gerade Marx am tatkräftigsten protestiert, ihn zum Prophet oder Evangelisten und die sozialistische Arbeiter zu Blindglaubender machen. Das >Kapital< predigt nicht, sondern belehrt; es fordert nicht Glaube, sondern beweist. Und deshalb der Vergleich mit der Bibel, sosehr kennzeichnet die grosse Bedeutung des Werkes, kann seinen epochemachenden wissenschaftlichen Wert nicht kennzeichnen.“10 11 Aber die Kraft der Traditionen zeigt es gut, dass derselbe Autor in derselben Broschüre mit der Anwendung eines Ausdruckes des Evangeliums des Johannes11 über die Verwirklichung der Lehren von Marx und Engels schrieb: „Das Wort ward Fleisch - die Proletarier der Welt vereinigten sich und erschafften die neue Internationale“.12 Wenn wir endlich die Funktionen dieser Kulten untersuchen, wird es offenbar, dass die Diktatur sich mit dieser Würdigungen bei den Massen legitimieren wollte: so darstellend die Räterepublik, als ob sie die Bestrebungen der grossen Revolutionären der Vergangenheit und der Gegenwart - vor allem Marx, Engels und Lenin — verwirklichen würde. Bei der Selbstdefinition des neuen Systems hatte diese Kulte auch eine innere Funktion: als Bindemittel, das Gruppenbewusstsein zu festigen - und eine äussere Funktion: die Abgrenzung von den nationalen Heldenkulten der vorhergeheneden Zeiten und von den Heiligenkulten der Kirchen.13 Wenn wir die Mittel dieser Kulte untersuchen, wird es offenbar, dass die Anführer, die Propagandisten der Diktatur solche Methoden 9 Kosa, Miklós: Marx. In: Fáklya [Fackel], 1919. május [Mai] 6, p. 1. 10 Garami, Ernő: Marx és Engels élete. [Das Leben von Marx und Engels.] Budapest, 1919, p. 44-45. 11 S. Das Evangelium des Johannes. 1,14. 12 Garami, Ernő: a. a. O., p. 54. 13 Vgl. Gottfried Korff: Politischer ..Heiligenkult” im 19. und 20. Jahrhundert In: Zeitschrift für Volkskunde, 1975. No. 2. p. 215-216. 106