Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)

Lingvistică şi etnografie / Sprachwissenschaft und Volkskunde / Nyelvészet és néprajz - Contacte culturale în prezentarea muzeografică / Kulturkontakte in der musealen Präsentation / Kultúrák találkozásának múzeumi ábrázolása

Die Entmythisierung des (karpa ten)deutschen Bildes 523 Bereich der Nationalmythen, unerreichbaren objektiven Bildes. Vielmehr besteht die Entmytisierung im Entschärfen eines Bildes, dessen betroffenes Segment durch einen anderen, weniger dramatischen Mythenteil ausgewechselt wird. Insoweit kann das Entmythisieren als mildernder Mythenaustausch beschrieben werden. Die Entmythisierung nationaler Bilder löst, wie allgemein Mythenentschärfungen und -Verschärfungen, nicht selten ein Kompensationsphänomen über das implizite oder explizite Vergleichsmechanismus aus. So erfährt das betroffene Bild eine Auf- oder Abwertung, während sein gegenteilige Pendant das komparative Image - nicht unbedingt im selben Maßen - belastet oder entlastet. Die Möglichkeit karikierender Darstellungen schwindet mit der intensiveren Wahrnehmung des kulturellen und geistigen Lebens, und durch die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Leben des betroffenen Volkes. Dies ist potentiell beim Zusammenleben zweier oder mehrerer Nationen im selben Raum, wie in Obemgam möglich. Aufgrund des jahrhundertelangen Direktkontakts mit den Karpatendeutschen fand dort bei den slowakischen Schriftstellern eine besondere Wahrnehmung des deutschen Wesens und der gesamtdeutschen Kultur statt. Insbesondere kam zum Zusammenleben mit der deutschen Ethnie, welche Sprachaneignung begünstigte, ein unmittelbarer und starker literarischer Einfluss hinzu. Diese praktische und kulturelle Kenntnis der jeweils anderen Ethnie eröffnete der Entmythisierung in Oberungam Tür und Tor. Das Verhältnis der Slowaken mit dem „Deutschtum“4 pendelte zwischen zwei Grundhaltungen: einerseits der Weitergabe traditioneller, vorwiegend negativer Bilder, andererseits der Mitteilung positiver Elemente. Das Image der deutschen Ethnie in den Werken der slowakischen Schriftsteller als Mythographen entwickelte sich daher unter dem wider­sprüchlichen Zeichen der Übernahme des Mythos und seiner Korrektur bzw. der entmythisierenden Wahrheitsentdeckung und ihres (Teil)Verlustes. Der vorhandene Beitrag hat sich zum Ziel gesetzt, die Deutschtums­­entmythisierenden Elemente in der Literatur slowakischer Sprache vorzustellen. Es handelt sich dementsprechend um eine spezifische Betrach­tung, die sich bewußt und ausschließlich auf dieses Phänomen konzentriert. Es bedeutet keineswegs die Verneinung anderer literarischen Aspekte der komplexen slowakisch-deutschen Thematik, welche Gegenstand 4 Dieser Ausdruck steht hier als Gesamtbegriff für das gemeinsame soziale Kulturgut der Österreicher, Binnen- und Außendeutschen. In der deutschen mittel- und osteuropäischen Literaturforschung wird der Terminus “Deutschtum” oft verwendet, ohne dessen sonst übliche Reduzierung auf die Volkstum-Bedeutung.

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