Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)

Lingvistică şi etnografie / Sprachwissenschaft und Volkskunde / Nyelvészet és néprajz - Varietăţi şi uzanţe lingvistice / Sprachvarietäten und Sprachgebrauch / Nyelvi változatok és nyelvhasználat

472 Szabó Csilla Anna kommunikativen Handeln dieser Menschen nicht mehr die Funktion einer Muttersprache innehat, jedoch aus Sicht der emotionalen Bindung zur Familie, zur intimen Haussprache in vielen Fällen noch als die erste erlernte Sprache empfunden wird. Diese erste erlernte Sprache der Petrifelder Schwaben wurde dann später, unter dem Einfluss zahlreicher politisch-historischen bzw. sozio­­ökonomischen Umständen in ihrer Verwendung und in ihren Kommunikationsmöglichkeiten eingeschränkt. Dazu hat auch die Tatsache beigetragen, dass das Schwäbische nicht so schriftnah ist wie die anderen Mundarten und daher keine Stütze im Schriftdeutschen der Schul- und Kirchensprache fand. Auch die Furcht, wegen der schwäbischen Mundart verspottet zu werden und die Bestrebungen der Eltern, den Kindern den sozialen Aufstieg zu sichern, hat oft zur Aufgabe der schwäbischen Mundart geführt. Diese Tatsache widerspiegelt sich auch in den Antworten auf die Frage „Können Ihre Kinder Schwäbisch sprechen?“ aus dem Fragebogen: etwa 53% der Gewährspersonen, bei denen dies der Fall war, haben eine positive Antwort gegeben, der Rest hat aber mit „Nein“ geantwortet. Geht man weiter zur nächsten, zu jener der Enkelkinder über, so muss man feststellen, dass die Mundart nicht mehr weitergegeben wird, denn keines der Enkelkinder kann Schwäbisch sprechen. Es kommt aber bei dieser Generation vor, dass die Kinder und Jugendlichen wenn nicht das Schwäbische, so doch die deutsche Hochsprache im deutschen Kindergarten und in der deutschen Abteilung der Schule in Petrifeld oder in den naheliegenden Städten Großkarol und Sathmar erlernen, während jene, die nach Deutschland und Österreich ausgewandert sind, dort die deutsche Hochsprache lemen. Dieses Phänomen ist als eine Sprachbarriere zwischen den Generationen zu betrachten, die auch zur Sprachverlagerung (language shift) vom Schwäbischen zum Ungarischen als gemeinsames Verständigungsmittel zwischen den Generationen beigetragen hat. Wie es zu diesem Sprachwechsel gekommen ist, könnten am besten die politischen Zustände der letzten zwei Jahrhunderte erklären, auf die ich hier nicht einzeln eingehen möchte. Verstärkt hat sich jedoch diese Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, als es ausgesprochen unerwünscht war, die deutsche Sprache bzw. die schwäbische Mundart zu verwenden. Das bedeutete damals für die Menschen schwäbischer Abstammung und Muttersprache ein erzwungenes Sich-Lossagen von der eigenen Sprache. Die heranwachsende Generation erlebte ihre Muttersprache unter den damaligen politischen Umständen als etwas Verbotenes, etwas Minderwer­tiges, dessen Besitz man leugnen musste. Da diese Sprache keine Rolle im

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