Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)
Lingvistică şi etnografie / Sprachwissenschaft und Volkskunde / Nyelvészet és néprajz - Varietăţi şi uzanţe lingvistice / Sprachvarietäten und Sprachgebrauch / Nyelvi változatok és nyelvhasználat
462 Hans Gehl Was den Unterricht in deutscher Sprache anbelangt, enthält das im Juni 1995 beschlossene rumänische Unterrichtsgesetz zwar restriktive Bestimmungen, aber die Existenz der deutschsprachigen Schulen und Abteilungen ist - bei korrekter Anwendung der Bestimmungen - von der gesetzlichen Basis her gesichert. Voraussetzung für den Fortbestand der Schulen ist allerdings, dass sie ihr Niveau halten und dadurch auch für mehrheitlich rumänischen Schüler attraktiv bleiben. Das ist eine Frage der Lehrerversorgung, und gerade der Lehrermangel gibt Anlaß zu großen Sorgen. Die Erhaltung der deutschen Schulen wird nicht ganz aus eigener Kraft, nicht ohne Hilfe von außen möglich sein. 6. Perspektiven In den Siedlungsgebieten wird die Rolle der deutschen Standardsprache immer mehr von der dortigen Staatssprache übernommen. Was in Deutschland bzw. Österreich als sprachliche Integration bezeichnet werden kann, muss in Südosteuropa als sprachliche Assimilation durch die Staatssprache betrachtet werden. Diese Assimilationstendenz wird in absehbarer Zeit - vor allem bei der jungen Generation - zum Verlust der als "Muttersprache" geltenden Mundart führen. Im Sathmarer Gebiet ist dieser Vorgang bereits im Gange. Wie sich die Verwendung der deutschen Sprache, sowohl als Muttersprache als auch als Fremdsprache im Sathmarer Gebiet und in der Marmarosch konkret weiter entwickeln wird, ist schwer zu prognostizieren: Es hängt von vielen Faktoren ab, die über die Grenzen der Sprachwissenschaft hinaus gehen. Verschiedene soziolinguistische Untersuchungen (z. B. die von Csilla Szabó26) haben gezeigt, dass hier von einer totalen Assimilation der deutschen Minderheit nicht die Rede sein kann. Die Befragung hat ergeben, dass die Verwendung einer oder der anderen Sprache domänenspezifisch ist, wobei die sozialen Netzwerke eine wichtige Rolle spielen. Die Sprachbewahrung und der Sprachverlust sind altersbedingt, Geschlecht und soziale Schichtung zeigten sich als minderwertige Faktoren beim Sprachverhalten. Unter diesen Umständen ist es schwierig, eine Prognose für die Zukunft und das Weiterbestehen der deutschen Minderheit in Rumänien zu stellen. Darüber wird auch im Demokratischen Forum intensiv diskutiert. Man ist hier der Meinung, dass eine deutsche Präsenz in Rumänien nur in enger Zusammenarbeit und mit Hilfe bundesdeutscher Stellen verwirklicht werden kann. Es wird dabei um ein Netz von wirtschaftlichen, kulturellen 26SZABÓ 1998.