Marta, Liviu (szerk.): Satu Mare. Studii şi comunicări. Seria arheologie 29/1. (2013)

Attila László: Leben mit den Toten? Über die kulturelle und chronologische Lage der früheisenzeitlichen Siedlung und Körperbestattung von Vlaha

Die in den Bestattungen der Mezőcsát-Gruppe gefundene Keramik gehört zum grossen Teil den bekannten Gefásstypen der vorausgehenden Gáva- und Kyjatice-Kultur, gibt es aber auch Gefässe, die sich durch Form und/oder Verzierung von dem lokalen Keramikstil unterscheiden55. Dazu zählen noch vielfältige Varianten der doppelkonisch-bauchigen Gefässe, oftmalst von gedrückter bikonischen Form, deren Schulter und Hals gut markiert sind, das Rand stark ausgeweitet, sogar „trichterförmig”, am Bauch mit senkrechten Rillen- und Rippenverzierung, die dem „Sauggefäss” aus dem Grab von Vlaha ähnlich sind56. Gefässe diesen Typs liegen auch in dem keramischen Repertoir der Periode Ha B2-B3 aus Transdanubien57, sowie im Rahmen der sog. südost-pannonischen Gruppe der Urnenfelder- und Hallstattkultur (Gruppe Dalj, nach der traditionellen Terminologie) vor, und zwar unter den Leitformen der keramischen Horizonten II-IIIa-b, in die Zeitspanne Ha B3-C1 datiert58. 5. Schlussbemerkung Am Ende der unternommenen Untersuchung hoffen wir nur behaupten zu können, dass das Körpergrab von Vlaha nicht in die Kategorie der „Siedlungsbestattungen” einzuordnen ist und auch nicht den Bewohnern der Gäva-Siedlung zuzuschreiben werden kann, sondern als Anteil der Grabfunden der Mezőcsát-Gruppe, und dadurch in die Periode post-Gäva der Siedlung von Vlaha einstufen muss. Folglich, kann man im vorliegenden Fall von keinem „Leben mit den Toten” sprechen, aber die Tatsache, dass die alte Frau, von speziellem sozialen Status am Rande einer Siedlung der Gáva-Kultur beerdigt wurde, könnte darauf hinweisen, dass zu jener Zeit die Erinnerung an die hier vorhandene Siedlung aus dem kollektiven Gedächtniss nicht verloren ging. Ziehen wir noch das in Rechnung, dass die am weitesten östlichen, bislang bekannten Grabfunde des Typs Mezőcsát eben in der Körös (Criş) Gegend anzutreffen sind59, so wirkt das Aufkommen eines isolierten Grabes dieser Art in dem Becken des Kleinen Somesch, im Herzen Siebenbürgens also, recht überraschend. Ohne diese Angelegenheit zufriedenstellend ausdeuten zu können, sei hier trotzdem daran erinnert, dass sie gar keine Einmaligkeit darstellt, zumal da gewisse Kontakte schon vorher zwischen der Mezőcsát-Gruppe aus Theissebene und der späten Gáva-Kultur aus Siebenbürgen Vorlagen. Die vorhandenen Analogien zwischen der in den Gräberfeldern der Mezőcsát-Gruppe gefundenen Keramik und der Keramik mancher Gáva-Siedlungen aus Siebenbürgen (beispielsweise Teleac II-III) wurden mehrfach gemerkt als Beweis der Beziehungen und eines teilweisen Synchronismus zwischen den beiden Kulturerscheinungen, wahrscheinlich in den Grenzen der Periode Ha B2-B360. In der Periode des Niveaus III von Teleac sind neben den Mezőcsát-Elementen auch manche Fundkomplexe nachgewiesen, die als zur Basarabi-Kultur zugehörend angesehen sind, deren Expansion nach Siebenbürgen das Ende der Gáva-Kultur, zumindest im Mureschbecken, zu markieren scheint61. Es bleibt noch zu prüfen, inwieweit eine Verbindung zwischen den hier angeführten Erscheinungen gab u. zw. zwischen der „Expansion” der Basarabi-Kultur und dem Auftritt isolierten Hinterlassenschaften der präskythischen Mezőcsát- Gruppe (als mögliche Belege zu den Inkursionen von der Theissebene her nach Siebenbürgen). Offen bleiben ebenfalls die mit dem weiteren Kontext dieser Phänomene verbundenen Fragen, unter denen die ost-europäischen, nordwest-pontischen und kaukasischen Konnexionen der Mezőcsát-Gruppe, wie auch deren Kontakte mit der mitteleuropäischen Welt62. Diese Diskussion überschreitet aber das Ziel dieses Beitrages. LEBEN MIT DEN TOTEN? Über die kulturelle und chronologische Lage... Kemenczei 2003,177-179. 55Patek 1982, 29-30; Abb. 20: Typentafel; 1993,19. “Patek 1982, 29; Abb. 16/3: Awktö-Dongóhalom; 17/41-42: Mezőcsát-Hörcsögös; Abb. 20: Typen B14-16; 1993, 19; Abb. 15/6: Aroktő-Pejpuszta; 23/1; 26/15; 28/15; 30/6; 31/21,34, 32/26: Mezőcsát-Hörcsögös). 57 Patek 1982, Abb. 20: Typ A/12; 1993, Abb. 7/10. 58 Metzner-Nebelsick 2002, 178; Abb.73/Nr. 5, 8; 74/Nr. 2-3; 75/Nr. 3. 59 Bóka 2010, 157; Abb. 11: Verbreitungskarte. “Pare 1998, 420-421; Metzner-Nebelsick 2002, 476; Ciugudean 2009, 319, 331; Abb.2: Tabelle; 2010, 171. Sana 2010, 194-196 nimmt in Acht, dass die ersten Basarabi-Elemente in Sălaj gegen Ende der Phase II oder Anfang der Phase III (Ende Ha B3 - Anfang Ha C) der Siedlung von Şimleul Silvaniei auftreten, und die Kontakte mit der Basarabi-Kultur sowie mit der Mezőcsát Gruppe im Verlauf der Phase III intensivieren. 61 Siehe in Anm. 45, 48, 50, 60. zitierte Literatur. S. auch Vasiliev 2011. 62 Siehe auch László 1979; 1999, wo im Zusammenhang mit den oben genannten Problemen, u. a. auch über den Dolch vom Typ Golovjatino (der in der Cernogorovsk-Phase aus der präskythischen Periode der nördlichen Schwarzmeresküste verbreitet) und früher bei Panade, Bez. Alba, entdeckt war, sowie über gewisse Überlagerungen der Mezőcsát-Gruppe mit der Stoicani-Gruppe, Basarabi-Kultur, bzw. Şoldăneşti-Gruppe gesprochen wurde. 263

Next

/
Oldalképek
Tartalom