Marta, Liviu (szerk.): Satu Mare. Studii şi comunicări. Seria arheologie 29/1. (2013)

Attila László: Leben mit den Toten? Über die kulturelle und chronologische Lage der früheisenzeitlichen Siedlung und Körperbestattung von Vlaha

die obgenannte drei Tiere eine Gesamtmenge von etwa 340 kg essbaren Fleisch lieferten. Erachtet wird ebenfalls, dass diese bedeutende Fleischmenge von den geschlachteten Tieren anlässlich des vermuteten Totenmahls aufgegessen wurde. All das würde die gesellschaftliche Rolle der hier begrabenen Frau im Leben der Siedlung von Vlaha bestätigen29. Diese Entdeckungen und Betrachtungen erheben doch einige Fragen. Erstens ist man nicht im klaren über die Lage im Grab der Tierknochen, die „um das Sckelett und über ihm” gefunden wurden: waren diese mit dem Toten und mit den drei Beigabestücken zusammengestellt und ins Grab gelegt oder waren sie während der Füllung der Grabgrube und bei der Grabverdeckung mit der „Einrichtungsschicht” beigegeben? Zweitens wurden wirklich nach einem Totenmahl Knochen im Grab beigegeben, oder knochige Fleischstücke (von denen freilich nur die Knochen zurückblieben) überhaupt? Wegen Mangel an Daten kann die erste Frage nicht unmittelbar beantwortet werden. In Bezug auf das zweite Problem, meinen wir, dass zumindest ein Teil der entdeckten Knochen aus dem im Grab beigegebenen Fleischopfer stammt. Für diese Deutung plädiert erst mal die Tatsache, dass an den Knochen keine Brennungsspuren oder andere Indizien für das durch Warmbehandlung (z. B. Kochen) vorbereitete Fleisch vorliegen. Darüber hinaus, wenn es um Überbleibsel konsumierter Fleischspeise anlässlich des vermuteten Totenmahls geht, würden die Knochen mehrfach (und wahrscheinlich in einer grösseren Stückzahl) zerstückelt gewesen sein. Für das hier zur Debatte gestellte Problem ist es zwar weniger relevant, die ganze von den drei Tieren gelieferten Fleischmenge einzuschätzen. Die im Grab entdeckten Knochen stellen ohne weiteres nur ein kleiner Teil des Fleisches der geschlachteten Tiere dar. Besonders wichtig für die Rekonstruktion der Bestattungssitte wäre gerade die Einschätzung der ins Grab gelegten Fleischmenge gewesen. Diese Fleischmenge wurde wahrscheinlich als Opfergabe, nach dem Prinzip des pars pro toto ins Grab eingesetzt. Betreffend das übrige Fleisch, nichts kann uns aufhalten anzunehmen, dass das während eines Totenmahls, das an einer anderen Stelle verlief, aufgegessen wurden, aber für eine Behauptung zu diesem Moment der Zeremonie gibt es keine Belege. Merkenswert ist es eher, unserer Meinung nach, das Alter, in dem die Tiere (der Rind mit 2,5-3,5, der Schwein mit über drei Jahren) geschlachtet wurde, weil es das übliche, optimale Schlachtsalter einer für das Fleisch aufgezogenen Tierart weit unterschreitet30. Die spezielle Auswahl zum Opfer von ausgerechnet (wirtschaftlich wertvoller) Zuchttieren oder von für Nebenprodukte aufgezogenem Vieh bezeugt von der Bedeutung, die dieser Totenzeremonie zukam, und implizite von dem Prestige, das die in Vlaha begrabene Frau genoss. Obschon man damit wohl in den Vorstellungsbereich eindringt, ist doch die Annahme nicht völlig auszuschliessen, dass zwischen der Tätigkeit der Frau bei Lebzeiten, dem Sauggefäss im Grab, und einem milchgebenden, am Tode der Herrin geopferten Vieh eine enge Beziehung herrschte. 4. Das Problem der kulturellen und chronologischen Einordnung der Bestattung Dieses Thema muss genauer besprochen werden, einerseits im Kontext der sukzessiven Bewohnungen im Fundort von Vlaha, andererseits im Kontext der ausgehenden Bronzezeit und des Beginns der Eisenzeit in Siebenbürgen und in den Nachbarregionen. Im nachfolgenden werden wir, im Rahmen des Möglichen, die Berufung auf absolute Daten aufgeben und die Angaben der relativen Chronologie vorziehen, denn für uns höchst interessant ist, bei diesem Gespräch, das System der zeitlichen Beziehungen zwischen den unterschiedlichen archäologischen Erscheinungen. (Übrigens, meinen wir, würden auch viele Verwirrungen in der archäologischen Literatur insofern vermeiden sein, als man bei der Argumentation mancher Stellungnahmen keine Angaben mehr der relativen und der absoluten Chronologie vermengt und/oder abwechselnd an wenden würde). Die meisten (über 900 von den über 1000) vorgeschichtlichen Fundkomplexe aus dem Fundort von Vlaha wurden einem Kulturaspekt, „Gruppe Gligoreşti” genannt, zugeordnet und in die Zeitspanne Spätbronzezeit II (-III), nach dem von F. Gogältan vorgeschlagenen chronologischen System eingestuff, bzw. in die Zeitperiode Bz D-Ha A (Ha Al?), nach dem mitteleuropäischen Chronologiesystem. Man glaubt, dass der Fundort, nach Untergang der bronzezeitlichen Siedlung, 300-400 Jahre lang, einschliesslich bis in die Etappe Ha B1 hin verlassen wurde. Gemäss dem in letzter Zeit umgerissenen Bild über die späten Bronzezeit in Transsilvanien stimmt dieser angenommenen Hiatus im Leben LEBEN MIT DEN TOTEN? Über die kulturelle und chronologische Lage... 29 Gogältan et al. 2008, 110-111, 115-116. 30 Udrescu et al. 1999, 33, 53-54. 259

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