Astaloş, Ciprian (szerk.): Satu Mare. Studii şi comunicări. Seria arheologie 28/1. (2012)

Gábor Ilon: Das Rad, die Sonne, das Wasservogel und der Vogelbarken auf spätbronzezeitlichen Schwertern ... möglice Ausdrucksformen des Handels oder anderer Bezichungen?

Gábor Ilon Die individuelle Gruppe (XI) ist durch ein Einzelstück repräsentiert (XI.): das Schalenknauf­schwert von Oradea/Nagyvárad ist mit mehr als 4 (7) konzentrischen Kreisen verziert und in den Haj­­dúböszörményer-Horizont datierbar. Das Rad-Motiv erscheint nur an den Heften von drei Schwertern (Liste 12c. 5. Karte 208-210). Zwei Dreiwulstschwerter stammen aus der westlichen Provinz und sind in die mittlere Urnen­felderzeit (Ha A2) datiert, ihnen zeitlich folgend taucht das Motiv auf dem in die jüngere Urnenfelder­zeit (Ha Bl) datierten Schalenknaufschwert aus dem Hajdúböszörményer Depotfund (1858) auf. Das Motiv wird also in Mittel-Europa auf Schwertern früher appliziert. Die Vogelschnabel-Verzierung der Hefte erscheint nur auf zwei Schwertern aus Deutschland (12e. Liste) und in jedem Fall auf Dreiwulst­schwertern. Das „Doppelaxt-Motiv“ (mit den Ecken aneinander gedrehte schraffierte Dreiecke - 12d. Liste) ist gleichfalls eine seltene Dekorierung, wahrscheinlich ist sie eine individuelle Lösung aus dem östlichen Karpatenbecken. Sie taucht auf einem in Mainz verwahrten, aber aus Ungarn stammenden Dreiwulstschwert älteren Liptau Typs, sowie auf einem Schalenknaufschwert aus Siebenbürgen auf (Typ Marvila Var. II, Ha A2-B1). Zwei uns an eine halbe Sonne erinnernde Muster (12b. Liste) sind auf einem Schwert älteren Liptau Typs aus Dögé (Ha A2) zu sehen, bzw. eine vollständige Sonne auf dem Schwert von Bernate aus der Lombardei. Das letztgenannte ist gleichzeitig die Endform der Dreiwulstschwerter (Typ Rankweil, Ha Bl). Die an ein Auge erinnernde Verzierung in der Mitte des Motivs (12f. Liste) ist nur auf den Schwertern Typ Liptau (Ha A2) von Hida (Rumänien) und aus der Umgebung von Chiem­see (Bayern) bekannt. Das Flechtendekor (12g. Liste) auf dem Heft auf zwei Schwertern ist vielleicht „Erfindung“ eines siebenbürgischen (Satu Mare) Meisters, sie erscheint aber wenig später auf einem Schalenknaufschwert in der Slowakei (Zemianské Podhradie), aber nur in der östlichen Provinz. Darüber hinaus, dass die oben erwähnten Regionen aus der Sicht des Vorkommens und der Verbreitung, sowie Aktualisierung des Säbelschnäblers nicht gleichgültig sind, ist auch etwas anderes hinter der topographischen Verbreitung der Schwerter zu erkennen. Und zwar - meiner Meinung nach - ist es die enge Kommunikation zwischen den regionalen Metallverarbeitungs- und Machtzentren der östlichen und der westlichen Provinzen. Ganz konkret: in der Spätbronzezeit existierte bereits ein zweitausendjährige Tradition der Verbindungen zwischen den oben angeführten natürlichen Lagerstätten von Kupfer (Cu) und Zinn (Sn). Und wahrscheinlich bedeutet dieser Kontakt nicht den Erz- oder Metallhandel, sondern spiegelt eine „politische“ Kontaktaufnahme zwischen den Erzen und Metalle besitzenden und den die industrie­mäßige Herstellung unter ihrer Aufsicht haltenden Mächtigen oder Machten wider. Die Geburt der Vogelsymbolik datierte A. Jockenhövel bereits vor mehreren Jahrzehnten in die ältere Urnenfelderzeit (Rixheim/Riegsee/Baierdorf/Caka/Tirol I/Canegrate/ Montelius frühe III. Pe­riode) und bestimmte ihr Vorkommen auf dem Gebiet der Donau und Karpaten45. Aus unserer Studie geht klar hervor, dass auf den Schwertern von Irland, Groß-Britannien, Griechenland, Bulgarien, Alba­nien derartige Verzierung des Heftes nicht existiert, und dass das Gebiet von Polen (4 St.), Italien (3 St.), Frankreich (1 St.) und der Schweiz (1 St.) kaum betroffen ist. Aus den oben angeführten Beispielen (wie z.B. Grăniceri), sowie aus einer neuen Studie46 geht klar hervor, dass die Vogelsymbolik in der religiösen Ideologie im Karpatenbecken bereits in der mittleren Bronzezeit eine große Rolle spielte. Deshalb ist es nicht verwunderlich - aber wichtig - dass das Vogel-Sonnen-Barke-Motiv auch in der jüngeren Ur­nenfelderzeit ein zentrales Motiv ist. Wie es Jockenhövel erklärt47: die „konservative“ Astral-Symbolik wurde durch eine „progressive“ Vogel-Symbolik ersetzt. Das Bild, wie wir es gesehen haben, ist im Kar­patenbecken etwas nuanciert, die Vogel-Symbolik gilt hier bereits als konservativ. Als Zusammenfassung unserer Studie kann festgestellt werden, dass laut unseres heutigen Kenntnissstandes die realistische Form des Vogelbarken-Motivs sich von Norden nach Süden verbrei­tete (Prag-Vysehrad: Ha Al, Umgebung von Oradea/Nagyvárad: Ha A2/Ha Bl, Derecske und Szentes: 45 Jockenhövel 1974, 84-85. 46 Guba/ Szeverényi 2007. 47 Jockenhövel 2003. 110, 112,115. 174

Next

/
Oldalképek
Tartalom