Ciubotă, Viorel (szerk.): Satu Mare. Studii şi comunicări 11-12. (1994-1995)

Istorie

186 Ernest Hauler 4 Und auf eine vom Grafen Alexander Károlyi verursachte Katas­trophe soll nun hingewiesen werden, weil darüber noch kaum berichtet wurde. Im Jahre 1712 saß der Graf beim Reichstag in Preßburg, fing dort Aussiedlungswillige auf und schickte sie scharenweise nach Groß­­karol, dem Sitz seiner Liegenschaften. Der Transport war kaum orga­nisiert. Für den Weg von Budapest bis Großkarol brauchten sie sechs Wochen. Auf die Klage seiner Frau, daß sie die vielen Kolonisten nicht unterbringen könne, meinte der Graf, dann möge sie sie weiter nach Großwardein schicken.4 Von den über 1400 Personen, die der Graf nach Großkarol geschickt hatte, blieben insgesamt 174 ansässig, dh. 12 Pro­zent.5 6 In Massen strömten die Kolonisten nach Deutschland zurück. Aus den Protokollen der Reichsstadt Ulm (Stadtarchiv Ulm, Schwörhaus, Weinhof 12) können wir entnehmen, daß für die Rückwanderer auf der Donau vor Ulm im Jahre 1712 ein Auffanglager errichtet wurde, und zwar aus Sorge vor der Einschleppung einer Epidemie. Wer kann das Elend dieser an den Bettelstab gekommenen Menschen ermessen? Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden 32 schwäbische Siedlungen im Komitat Sathmar gegründet. Die Zahl der Deutschstämmigen im Sathmarer Land kann auf 70 000 geschätzt werden.0 Die nationale Vereinnahmung der Sathmarschwaben seitens der Ma­gyaren erscheint schon in den ersten Zusammenschreibungen. Es werden vorerst die Vornamen ins madjarische übersetzt7 und Namen mit unga­rischer Schreibweise wiedergegeben. Pfarrer János Brazay bedauerte is seiner im Jahre 1886 verfaßten Dorfmonographie, daß laut canonica vi­­sitatio vom Jahre 1777 in der Pctrifclder Kirche nur zu Neujahr, am ersten Oster-, Pfingst- und Weihnachtsfeiertag, am Fronleichnam und am Feste des Hl. Königs Stephan madjarisch gepredigt wurde. Also schon 37 Jahre nach der Ansiedlung wurde in der rein schwäbischen Gemeinde jährlich an sechs allerhöchsten Feiertagen in der Kirche mad­jarisch, d.h. in einer Sprache gepredigt, die wohl kein Schwabe verstand. Es wurden Kapläne und manchmal sogar Pfarrer in deutschen Ge­meinden angestellt, die kaum der Sprache der Gläubigen kundig waren. Von den 38 Pfarrern, die in den rein deutschen Gemeinden Maitingen, Fienen und Erdeed bis zum Jahre 1900 die röm. kath. Seelsorge ver­sahen, hatten 27, d.h. 71 Prozent keinen deutschen Namen.8 Der katholische Glaube war in Ungarn die Staatsreligion. Die Bi­schöfe besaßen nicht nur ausgedehnte Liegenschaften, sondern auch po­litische Macht. Der Kirchenhistoriker Gábor Salacz wiedergibt die Mei­nung des Vatikans mit folgenden Worten: „Episcopi hungarici magis po­litici quam catholici. Die Bischöfe waren in erster reihe Kirchenfürsten 4 ebda, S. 10. 5 ebda, S. 11. 6 Hauler, Ernst, Sathmar und seine Schwaben, Wien, 1987. In: Eckartschriften Heft 102. S. 89 f. 7 Vonház, S. 387. 8. Hauler, Dr. Ernst, A 900 éves Nagymajtény és 200 éves temploma. Adalékok a szatmári svábok történetéhez, S. 1(50 ff (Das 900 Jahre alte Großmaitingen und seine 200 jährige Kirche Beitrag zur Geschichte der Sathmarer Schwaben) (magy.f. Guffart, Franz, 200-jähriges Jubiläum der Kirche von Fienen. S. 10. Flesch, Ferdi­nand, Das Schicksal der Gemeinde Erdeed, Sathmar, Wien, 1981, S. 39 ff.

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