Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424

I. TEIL. Der Führer durch die Ausstellung. Von Dr. Adolf Stengl, k. k. Forstrat

Der Führer durch die FJusftellung. Ganz befonders günftig beurteilt in der Preffe war das fogenannte Falkenkabinett, in deffen zwei Meter bober Täfelung 20 Ölgemälde, Por­träts der Lieblingsfalken des Kur­fürften Klemens Auguft von Köln (um 1736) eingelaffen waren. Die Bilder hingen bis vor kur­zem wenig beachtet im Schlöffe Brühl bei Köln, jetjt Eigentum der Krone Preußen. Ein Unikum diefes Raumes war ferner die kleine Holzftatuette eines Falkoniers aus dem XVI. Jahr­hundert. Für den Jäger hatte das Kabi­nett aber noch eine weitere Anzie­hungskraft. Die ftärkften Rotbirfcb­geweibe, die Se. Majeftät Kaifer Wil­helm II. in Rominten erbeutet bat, waren hier an den Wänden oberhalb der Täfelung angebracht und riefen Zweiter fächfifcber flusftellungsfaai. Deutfcbes Jagdfchloß. di e Bewunderung aller Kenner hervor. Der Kaifer wollte fich von den wertvollen Trophäen nicht trennen und erteilte deshalb den Auftrag, die Geweihe nachzubilden. Es gehörte fcbon ein außerordentlich fcbarfes Auge dazu, um die Geweihe als Nach­bildungen zu erkennen, fo korrekt und natürlich waren die Trophäen in Holz ausgeführt. Das ftärkfte Geweih ift das des 44-Enders; nur der von König Friedrich I. von Preußen 1696 erlegte 66=Ender aus Brandenburg übertrifft an En­denzabl diefen Rominter Kapital­birfch. Im oberen Gefcboß des Jagd­fchloffes befand fich der für den Präfidenten der deutfcben Abteilung, den Herzog von Ratibor, beftimmte große Empfangsfalon. Der kreis­runde Raum war mit einer gobelin­artig wirkenden Tapete befpannt und zeigte in der eleganten Ein­richtung den Komfort eines moder­nen Jagdbaufes. Norwegen hatte zwei Baulichkeiten nach Plänen des Architekten Finn Knudfen aufgeführt, einen Pavillon, in dem die Ausftellungsgegenftände untergebracht waren, und eine Jagdbütte, die mit ihrer Inneneinrichtung für fich ein Ausftellungsobjekt bildete. Der Pavillon im Stile des »Bauernrokoko«, norwegifcb in Kompofition, Material und Ausführung, beftand aus einem Mittelbau und zwei etwas vorfpringenden Flügeln, zwifeben denen nach vorne zu eine Veranda lag. Die Faffade, in 3 hohe Giebel auslaufend, trug in der Mitte das Landeswappen, ober dem Eingang die Auffcbrift »Norge«. Der Zugangsweg zwifeben den Rafenbeeten war mit Elcbabwürfen eingefaßt. Das Innere barg alles, was im Lande auf die Jagd Bezug hatte. Eine Reibe von Bildern und Photo­graphien, zahlreiche Häute, Bälge und Decken, Geweibtropbäen und Federfcbmuck veranfebauliebten den Artenreichtum Norwegens. Man fab die beiden im Lande vorkommenden Bärenarten — den braunen Bären und feinen weißen Vetter — fab Wolf, Luchs und Vielfraß, die verfebiedenen Farbenvarietäten des Füchtes (Weiß-, Silber-, Blau-, Rot-, Kreuz- und Koblfucbs), dann Trophäen vom Mofcbusocbfen, Ren, Elch und Rot­birfch, Flügel und Stöße von Auer-, Birk- und Schneehühnern, endlich die nordifebe Ornis, reich vertreten. 54 Falkenkabinett. Deutfcbes Jagdfchloß. Falkner. Deutfcbes Jagdfchloß.

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