Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424
I. TEIL. Der Führer durch die Ausstellung. Von Dr. Adolf Stengl, k. k. Forstrat
Der Führer durch die Husftellung. ganze Einrichtungen aus der prägnanteften Zeit ihrer als Jäger bekannten Vorfahren der jagdfportlicben Abteilung des deutfcben Ausftellungskomitees zur Verfügung geftellt und es dadurch ermöglicht, daß einzelnen Räumen einbeftimmterStil gegeben werden konnte. Und ein wirklich glücklicher Gedanke war es, beim Bau des Jagdfcbloffes die Räume für das Tabakskollegium und den MoritjburgerSpeifefaal, nur um ein Be ftimmtes verkleinert, genau nach den Originalen mitallenFenftern, Türen, Nifcben und Kaminen, fogar in der Farbe der Wände berzuftellen. Für das Tabakskollegium war derTon derWände geradezu in verblüffender Ähnlichkeit getroffen. Geweib= und Gebörnkollektion aus der gräflich flrco-Zinnebergfcben Geweibfammlung in München. Deutfcbes Jagdfchloß. Der preußifcbe Saal fiel gegen den imponierenden Moritjburger Speifefaal wohl etwas ab. Hier das Jagdzimmer des einfachen, geraden Soldaten, Friedrich Wilhelm I., der nach anftrengendem Dienft Erholung auf der Jagd fucbte und fand; mit all und jedem zufrieden war,als Delikateffe eingut und fauber zubereitetes Geriebt, Kohl und Rindskaldaunen, in der einfachen Förfterei begrüßte; bauende Schweine von 5,6 und 7 Zentner Lebendgewicht in den Saugärten auf die Saufeder auflaufen ließ und die Hatjjagd ohne Rückficbt auf ihre Gefahren mit einer Art Wonne und Begeifterung betrieb; der fich auf der Jagd und abends im Tabakskollegium im Kreife feiner alten, derben Generäle am woblften fühlte; in jeder Beziehung ein kerndeutfeher Mann — auf der Moritjburg Auguft der Starke, eine der glänzendften Erfebeinungen der damaligen Zeit, ein böcbft paffionierter Jäger und wiederum ein Äftbet,der fich mit allemzu umgeben liebte, was das Leben verfebönte. Ein größerer Ge= genfaö zwifeben zwei Monareben war kaum denkbar — und diefer Gegenfat} zeigte fich auch in der Einrichtung der Räume. Im Tabakskollegium maffive braune und bunt bemalte grüne Eicbenftüble um den febwerenbreiWiffenfcbaftlicbe Abteilung. Deutfcbes Jagdfchloß. und weißgraue Adlerkrüge, febwere Humpen, aus denen Duckfteiner Bier getrunken wurde, bolländifcbe Tonpfeifen und grober Kanafter auf einfachem Porzellanteller, febwere Meffingleuchter mit der Licbtput)febere, der uralte gefüllte Fidibusbeeber — in den fäcbfifcben Sälen die erlefenften Kunftfcbätje! Den denkbar größten Kontraft zu diefem Jagdzimmer bildete in eineranderenHinficht der anftoßende, nach dem des Allgemeinen ten Tifcb, braune Treppenbaufe führende Raum, das »wiffenfcbaftlicbe Kabinett«, das die Austeilung deutfcben Jagdfcbutj-Vereins beherbergte. Der Soldatenkönig und feine braven Forftleute würden jeden für verrückt erklärt haben, der ihnen mit folebem Krimskram gekommen wäre. Wildmarken — lächerlicher 7* 51