Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424

I. TEIL. Der Führer durch die Ausstellung. Von Dr. Adolf Stengl, k. k. Forstrat

Der Führer durch die F íus ítellung. zu einem und demfelben Träger gehörig. Das Tier, welches im Jahre 1888 und 1889 normal acht Enden auffegte, ftürzte, von einem Hunde gejagt, und fetjte feitdem auf dem linken Rofenftock abnorm auf. Die Kollektion ift um fo beachtenswerter, als fie aus freier Wildbabn ftammt. fluch des fcblefifchen fluerbubnes muß hier Erwähnung getan werden, welches, nach den zwei ausge­pellten und nach Mitteilung zuverläßlicher Gewährsmänner für die Verbältniffe im Lande typifeben Exem­plaren zu urteilen, als befonders ftark angefproeben zu werden verdient. Die exponierten Damwildgeweibe gehörten einer Wildgattung an, die beute in Schlefien nicht mehr gehegt wird, während die ausgefeilten Schwarzwildhäupter nur Wechfelwild repräfentierten. Nur mehr fporadifcb finden fieb im Lande Luchs und Steinadler vor, welche Wildgattungen gleichfalls in febönen Exemplaren zur flusftellung gebracht worden find. Hnfonften wies der Saal eine auserlefene Kollektion biftorifeber Objekte auf, die fich direkt auf die Jagd bezogen oder die mit derfelben im Zufammenbange ftanden. Neben kunftvoll gearbeiteten alten Waffen (Gewehre, flrmbrüfte, Hirfcbfänger etc.) waren es befonders kunftgewerblicbe Erzeugniffe, die den Befcbauer feffelten und ihm wechfelvolle Bilder aus dem Jagdleben längft vergangener Zeiten vorzauberten. Hier ein großes grapbitiertes Gefäß der älteften Steinzeit aus dem Breslauer Mufeum, welches in einer, wenn auch etwas naiven, fo doch lebensfrifeben Weife eine Hirfcb­bat3 in grauer Vor­zeit darftellt, dort drei Jagdbecber des XVII. und XVIII. Jahrhunderts, zweier Breslauer Bifcböfe, prächtige Erzeugniffe deut­feber und öfterrei­chifcher Goldfchmie­dekunft mit figura­lem jagdlichen Zie­rat. In der Mitte der Längswand, zur Rechten des aus dem oberöfter­reiebifeben Saale eintretenden Betű­cbers, ein wir­kungsvolles Bild­nis des Fürften Jagdbrief des Fürfterzbifebofs von Breslau. Öfterreicbifcbes Reicbsbaus. Scblefien. Jobann Karl von Licbnowsky (1721 bis 1788), gegen­über ein modernes Ölgemälde, eine Parforcejagd dar­ftellend. flußerftinter­effante Streiflich­ter auf das Jagd« wefen an der Wen­de des XVIII. Jahr­hunderts warfen zwei von Fürfterz­bifebof von Bres­lau 1815 und 1816 ausgeftellte Jagd­briefe, die durch die Darftellung des damals vorgekom­menen Wildes wert­volle Beiträge zur Gefcbicbte der Jagd in Scblefien bilden. Schließlich verdient noch die Sammlung von Wildererwaffen erwähnt zu werden. Die Objekte — aus­fcbließlicb Raubfcbüt)en aus den Beskiden im Sprengel des Tefcbner Kreisgericbtes abgenommen — verblüfften durch die primitive Herftellungsart fowie den erfinderifeben Geift des Verfertigers, der oft zu den unglaub» liebften Surrogaten griff, um mit den zu Gebote ftebenden Mitteln und Werkzeugen ein brauchbares Stück anfertigen zu können. Der nächfte Raum in der Flucht der Säle an der rückwärtigen Front des Reichshaufes fiel dem Landes­komitee für Krain zu. Dasfelbe brachte aus dem eigenen Lande alles, was auf die Jagd Bezug hatte. Neben präbiftorifeben Funden der diluvialen Fauna und dem in zwei Gruppen von Stopfpräparaten zur Darftellung gebrachten, heute in Krain vorkommenden Wilde, waren in zwei dioramaartigen Tableaux markante Landfcbafts­bilder aus Krain zu feben. Das eine derfelben veranfebauliebte in einem die Saalecke überfpannenden Wandgemälde mit dem Modell einer typifeben Oberkrainer Scbutjbütte im Vordergrunde die majeftätifebe Natur des Triglav-Stockes (Julifcbe Hlpen), das zweite zur Linken den unvermittelt aus dem Laibacher Moore auf­zeigenden Krimberg. Eine kleine Kolonie von Pfahlbauten belebte die Szenerie. Fin der Wand fab man Schädelfunde von Höhlenbären und Ebern, Gehörne des Fiuerocbfen und Geweihe von Hirfchen und Reben, in einer Vitrine allerband Funde aus der jüngeren Steinzeit, die in der genannten Gegend ergraben worden find. Von den zwei zuvor erwähnten Wildgruppen zeigte die eine einen in den Forften von Gottfcbee erlegten braunen Bären mit einer geriffenen Ziege unter den Pranken und anderes Raubwild, die andere die jagdlich intereffanten Gattungen der Ornis des Laibacher Moores. Daneben ftand ein bobler Bucbenftamm, in dem der Siebenfcbläfer (Bilcb) in feiner Bebaufung in gelungenen, ebarakteriftifeben Stellungen zu feben war. Das Tier, welches befonders in Unterkrain häufig vorkommt und dem die dortigen Bewohner eifrig nacbftellen, liefert neben eßbarem Fleifcbe und dem in der Hausapotheke des Krainers eine große Rolle fpielenden Fett 82

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