Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424

II. TEIL. Die Ausstellung und das Jagdwesen - II. ABSCHNITT. Die Jagd und deren Betrieb

Der Hund und die Jagd. Es waren daher anfangs hauptfächlich berufsmäßige Jäger, welche fich mit Zucht, Pflege und Abricbtung der Hunde befaßten und erft fpäter bat fich, von England ausgebend, die Hundezucht zu einem Sport entwickelt, der auch auf dem Kontinente immer mehr Anhänger fand. In Deutfcbland war es der großberzoglicb Säcbfifcbe Forftkommiffär C. T. G. Thon, welcher durch fein im Jahre 1821 erfcbienenes bedeutendes Werk in diefer Richtung bahnbrechend wirkte. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden in Deutfcbland fcbon Vereine gegründet, welche durch Aufteilung von Raffekennzeichen, durch Propagandafcbriften, Veranftaltung von Gebraucbsprüfungen und öffentlichen Hundefcbauen für die Veredlung der Hunderaffen wirkten. Bald darauf fand diefer Sport auch in Öfterreicb feine Liebhaber und am 5. September 1863 veranftaltete die k. k. Land wirtfcbafts-Gefellfcbaft die erfte Hundeausftellung in der »Neuen Welt« in Hiet^ing bei Wien und drei Jahre fpäter eine folebe im Tiergarten am Scbüttel. Im Jahre 1876 gründeten Prinz Solms­Braunfeld, Graf J. Wilczek, Nikolaus Dumba u. a. die kynologifebe Gefellfcbaft, die aber nach Veranftaltung einer großen Austeilung in Unter-St. Veit bald wieder ihre Tätigkeit einteilte. Einen unge­ahnten Erfolg hatte aber die erfte internationale Hundefcbau, die der I. öfterreiebifebe Geflügelzucbtverein vom 1. bis 4. April 1880 unter dem Präfidium des Fürten Karl Trauttmansdorff in den Gartenbaufälen veranftaltete und die mit 459 Hunden befcbickt war. Diefe Austeilung wurde durch den Befucb des Kaifers Franz Jofeph I. und weiland der Kaiferin Elifabetb, fowie faft des ganzen Hofes ausgezeichnet. Durch diefen großen Erfolg ermutigt, wurde fowobl in Wien als auch in den Provinzftädten eine große Anzahl von kynologifchen Vereinen gegründet, deren bedeutendfter, der im Jahre 1883 von Heinrich Marquis Bellegarde in das Leben gerufene Öfterreiebifebe Hundezuchtverein, noch beute tätig ift. Unter der Präfidentfcbaft des Grafen Hugo Abensperg-Traun warb der Verein im Laufe weniger Monate mehr als 200 Mitglieder, unter ihnen vor allem weiland den Kronprinzen Rudolf und die Kronprinzeffin fowie viele Erzherzoge. Diefer rührige Verein begründete das Hundeftammbucb und teilte ein Ausftellungsreglement auf, welches mit geringfügigen Änderungen noch beute für Öfterreicb maßgebend ift. Die bedeutende Höbe, auf welcher beute die Hundezucht in Öfterreicb ftebt, war daher von vorneherein für die Veranftalter der Erften Internationalen Jagd­ausftellung maßgebend, in das Programm diefer Austeilung eine ladung, Delegierte zu einer Vorbefprecbung zu entfenden. Die erfte Sitjung war ftark befuebt, und arbeits­freudig machten fich unfere kynologifchen Größen ans Werk. Bald war ein ftändiges Komitee unter dem Präfidium des Grafen Wilhelm Wurmbrand-Stuppacb gebildet, welches fofort mit den Kynologen fremder Staaten in Verbindung trat, um für diefe Austeilung Regeln und Beftimmungen feftzuietjen, welche, den Regeln der anderen Länder fo weit als möglich angepaßt, eine ftarke Beteiligung des Auslandes veranlaffen follten. Eine große Schwierigkeit beftand darin, die Raffeneinteilung zur Zufriedenheit der anderen Länder zu normieren. Raffen, die bei unferen einbeimifchen Austeilungen fonft nicht zu fehen find, mußten in das Programm aufgenommen werden, fo daß faft für alle in-- und ausländifeben Raffen, fogar für die feltenften Varietäten, Klaffen vorgefeben waren, von denen freilich fpäter nicht alle befcbickt wurden. Einem Wunfcbe des öfterreiebifeben Kynologen-Verbandes Rechnung tragend, übergab das General­Kommiffariat der Jagdausftellung fpäter die ganze Durchführung der Hundeausftellung diefem Verbände, welcher wieder einKomitee, beftebend aus denHerren: Graf Wilhelm Wurmbrand-Stuppacb als Präfidenten, Auguft Riedel, Ernft Dörfler, Ferdinand Grün, Hanns Ritter von Haslmayr, Alfred Hückel, Jobann Metka, Georg Graf zu Münfter-Langelage, Franz Reitter, Theodor Richter und Carl Wetzelsberger mit diefer gewiß nicht einfachen Arbeit betraute. In einer längeren Reibe von Sitzungen wurde alles wohl vorbereitet und fo konnte am 11. Juni 1910 um 1 Uhr mittags die Hundeausftellung mit der erften Serie »Jagdbunde« eröffnet werden. In den geräumigen Ausftellungsballen waren in ganz neuen eifernen Boxes 416 Hunde untergebracht, während ein hinter diefen Gebäuden befindlicher Pavillon die Meuten beherbergte, die um fo mehr Auffeben und Intereffe erregten, als wir bisher in Öfterreicb nie Gelegenheit hatten, folebe Meuten auf Austeilungen zu fehen. Eine Cbien Saintongeois-Meute (40 Hunde) des Prinzen de la Tour d'Auvergne, Paris, und die Cbiens de Poiton-Meute der Herzogin von Uzés Donariére, Paris, wurde am 13. Juni von den Pikören vor dem Pavillon der franzöfifeben Republik Sr. Majeftät dem Kaifer vorgeführt, der fich Hannovranifcher Schweißhund. temporäre Hundeausftellung auf­zunehmen, in der fieberen Voraus­fet}ung, damit bei allen Jägern und auch bei einem namhaften Teil des großen Publikums leb­haftes Intereffe zu finden. Die Austeilung nur auf Jagdbunde zu befebränken, wäre etwas engherzig gewefen und hätte nicht den großzügigen Intentionen des Generalkommiffärs, kaifer­lieben Rates Huber, entfproeben. Schon recht früh follten die Vor­arbeiten beginnen und zu diefem Zwecke erging an alle kynologi­fchen Vereine Öfterreicbs die Ein­104

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