Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424

II. TEIL. Die Ausstellung und das Jagdwesen - II. ABSCHNITT. Die Jagd und deren Betrieb

Die Jagdtropbäen. entwickelte. Foffile Stangen aus Mitteldeutfcbland zeigen mitunter eine ftarke Eisfproffe, mitunter auch keine. Behufs Anwendung der Mendelfcben Gefetje auf die Beurteilung der Geweihe ift es vor allem erfor­derlich, nach Urtypen zu fuchen und zu ergründen, welche Merkmale die »dominierenden« waren; die »rezeffiven« können einfach daraus abgeleitet werden. Einen Anhaltspunkt biefür gibt die Wiffenfcbaft. Sie unterfcbeidet zwei europäiicbe Hirfcharten, die ficb gewiß mitein­ander fo kreuzen dürften, wie es erfahrungsgemäß der beimifcbe Kronenbirfcb mit dem ihm ferner ftebenden Wapiti tut. Diefe zwei Hirfcharten find: der ganz Europa bewohnende Edelbirfcb, Elapbus elapbus (L.) und der Kaukafus­maral, Elapbus maral (Og.), der die Wälder jener Gebirgsländer im Süden des Kafpifees bewohnt, die zu ihm abwäffern. Jn der Ausftellung waren — der aufmerkfame Beobachter konnte dies feftftellen — mehrere Geweih­typen vertreten. Der eine Typus machte ficb Kronenbirfcb vom Berge Fifcbta, Gub. Kuban, weftlicber Kaukafus. gewöhnlich febon von weitem durch feine gedrungene Form kenntlich. Sein Hauptmerkmal lag darin, daß feine beiden Kronenbälften, die vordere wie die rückwärtige, auf gleicher Höbe eingefügt ftanden. Die mit der Augenfproffe ziemlich parallel verlaufende Eisfproffe war meift febwaeb entwickelt. Diefer Typus, der befonders bei den aus der weftlicben Hälfte Europas ftammenden Stücken zu finden war, gehörte dem eigentlichen »europäi feben Ed elbi riebe«, Elapbus elapbus(L.) an. Daß diefer Typus in feiner reinen Form noch im weftlicben Kaukafus auftritt, wie­wohl die Verbindungsbrücke für das Einwecbfeln der Hirfcbe zwifcben dem Kaukafus und den Karpatenländern febon lange Zeit hindurch von Meerengen unterbrochen ift, ift aus den Mendelfcben Gefetjen abzuleiten, denn nacb diefen müffen in der Reibe der Kreuzungsprodukte auch reine Urtypen wiedererfcheinen. Es weift diefes Vorkommen darauf bin, daß zwifcben den beiden genannten Hirfcharten feit langem innige Beziehungen beftanden haben. In letjterer Beziehung liefert die obige Figur, die in ihrer rechten Stange den reinen Edelbirfcb, in der linken feinen Mifcbtypus darftellt, anfebaulieben Beweis. Der zweite Typus war daran zu erkennen, daß bei ihm die vierte Sproffe als eine felbftändige, unge­teilte, ftarke, gerade, nach vorn gerichtete »Kampff proffe« entwickelt war. Infolgedeffen erfebien die eigentlich von der fünften Sproffe allein gebildete Krone erft auf einem mehr oder weniger langen Stiele dahinter aufgefegt, wodurch die Geweihe aucb länger erfebienen. Die Eisfproffe war meift ebenfo lang wie die Augenfproffe, fie konnte jedocb, wie dies bei den Munkacser Stücken zu feben war, auch ganz fehlen. Diefer zweite Typus fei, da er ficb befonders bei den Hirfcben der Karpatenländer bemerkbar macht, mit dem Namen »Kar­patenmaral«, bezeichnet. Die­fer Maraltypus ift der Verän­derlichkeit feiner Krone und Kaukafusmaral, Elapbus maral Og. aus dem öftlicben Kaukafus. Eisfproffe wegen nicbt die Hirfcbart Kaukafusmaral, er ift wabrfcbeinlicb ein Kreu­zungsprodukt derfelben, das ficb mit der Zeit als eine felb­ftändige Raffe herausgebildet haben mochte. Die Geweib­merkmale des echten Kaukafus­maral find: Eisfproffe wenig­ftens fo lang wie die Augen­fproffe, von diefer wie beim Wapiti unter einem fpitjen Winkel abftebend; die Mittel­fproffe der vierten Sproffe näher ftebend; die ober der felb­ftändigen, einfachen, nacb vorne gerichteten vierten »Kampf­fproffe« auf einem Stiel auf­fitzende Krone ift quergeftellt. Solche typifebe Marale waren feiten aufzufinden; das abgebildete Original aus dem öftlicben Kaukafus war im Pavillon für jagdlichen Unterricht zu feben. Da bei den meiften Geweiben aus den Karpatenländern die vierte Sproffe geteilt war, die ungeteilte Kampffproffe dagegen feltener auftrat, ift der Schluß erlaubt, daß das dem Edelbirfcbe innewohnende Merkmal (A) »Vierte Sproffe geteilt« als dominierend, dagegen das dem Maralbirfcbe innewohnende Merkmal (a) »Vierte Sproffe einfach« als rezeffiv anzufeben ift. Die größte Zahl der Geweihe gehörte einem dritten Typus, einer Zwifcbenform der eben genannten zwei Typen an. Sie war dadurch kenntlich, daß es bei ihr zur Bildung einer febief auffteigenden Krone kam. Der vordere Kronenteil ift dem Edelbirfcbe, der rückwärtige, auf einem langen Stiel auffitjende, dem Maralbirfcbe nachgebildet, infolgedeffen die Stangenlänge eine bedeutendere wird. Diefer Typus (erftes Bild, linke Stange) fei als »Hirfcb mit abgeftufter Krone«, Elapbus elapbus X maral bezeichnet. Da hier die 95

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