Zs. P. Komáromy szerk.: Studia Botanica Hungarica 15. 1981 (Budapest, 1981)
Hajdu, Lajos; Orbán, Sándor: Über die grüne Pflanzenwelt der Baradla-Höhle bei Aggtelek (Ungarn)
3. Ökologie der Höhlenkryptogamen 3.1. Algen Das Auffinden der in dunklen Teilen der Baradla-Höhle lebenden Algen erregte seinerzeit ein grosses Aufsehen. Heute ist es schon allgemein bekannt, dass viele Algen fähig sind im Dunklen eine heterotrophe (chemoorganotrophe) Lebensweise zu führen. Eine Art Massenkultivierung führt man in Japan sogar auf diese Weise durch. In die Höhle wird viel organischer Detritus hineingebracht, die Holzbrücken (CLAUS 1962), die Spalierbäume, die von den Besuchern weggeworfenen Abfälle bieten entsprechendes Substrat für manche Algen. Wir wissen ferner, dass der Untergangsprozess mancher Algen (z.B. wegen Lichtmangel) kann Monate-Jahrelang sich in die Länge ziehen. An der Grenze ihres Existierens können diese Pflanzen ihre Lebensfähigkeit dauerhaft behalten (SCHWABE 1966). Eins steht fest: der dunkle Abschnitt der Höhle ist auch für die anspruchlosen Algen ein ungünstiger, energiearmer Lebensraum, dort wächst eine geringe Algenmenge, welche eben ihrer Spärlichkeit wegen keine Höhlenschutzprobleme bedeutet. Diese obligat oder fakultativ heterotrophen Organismen können ihre Bedeutung in der Nahrungskette der Höhle haben, d.h. sie bereichern die Nahrungsquelle der Höhlentiere. Nach der Einführung der elektrischen Beleuchtung entwickelt sich mit einer schnell zunehmenden Biomasse die Lampenflora, die über eine bestimmte Menge hinaus schon die Schönheit der Höhle gefährdet. Es wäre anzunehmen, dass die Dunkelflora nur quantitativ zunimmt, die Artenzusammensetzung bleibt fast die gleiche. Bei unseren Untersuchungen war aber kaum eine Übereinstimmung mit den Angaben von CLAUS, mit Sicherheit sind nur zwei Arten wiedergefunden worden. Diese Erscheinung ist erstens auf die bedeutenden Unterschiede der ökologischen Gegebenheiten in den zwei Biotopen zurückzuführen, zweitens können uns die methodischen Fehler der Dunkelfloraforschung auch irreführen. CLAUS z.B. fand in der Baradla überraschend viele Blaualgen, wie auch Bchon von DOBAT (1963) darauf hingewiesen wurde. Eine mögliche Ursache dessen mag sein, dass die Kulturen wahrscheinlich kurz ausgetrocknet waren und so konnten die sehr wiederstandsfähigen Blaualgen sich vermehren. Die unentbehrlichen sterilen Verhältnisse waren damals nicht immer gesichert. Die Bestimmung der in der Lampenflora lebenden Algen ist nicht nur aus floristischem Gesichtspunkt interessant, sondern die Analyse bietet wichtige Informationen für die Naturschwärmer, die sich um die Schönheit der Höhle beängstigen. Aufgrund der Buntheit, der Diversität der Flora können wir den jeweiligen Stand der pflanzlichen Invasion beurteilen. Mit der Zeit vollzieht sich folgende Sukzession in der Lampenflora. Zuerst erscheinen einige Blaualgen in Lampennäbe. Später kommen immer mehr Arten vor, der Pflanzengürtel wird breiter, anstatt der Blaualgen dominieren die Grünalgen, die am Ende von den Moosen und Farnen unterdrückt werden. In der Baradla kommt eine Blaualge neben den Lampen, wo es noch keinen mit blossem Auge sichtbaren Pflanzengürtel gibt, vor. Diese ähnelt an Gloeothece rupestris. konnte aber ihrer Spärlichkeit wegen nicht näher bestimmt werden. Diese Pioniere halten mehr Wasser zurück, so bieten ein Substrat für Bakterien und Pilze, in den Exkrementen der pflanzenfressenden Tiere können sich saprophile Pflanzenarten vermehren. Die Lebensgemeinschaft wird immer artenreicher, die Stoff- und Energie Strömung fliesst durch immer mehrere Zweige. Die Biotope mit schlechterer Wasserversorgung beherrschen die Blaualgen (z.B. in der Lampennähe, wo die austrocknende Wirkung durch infrarote Strahlung am grössten ist). An Stellen, wo eine ausreichende Wasser- und Lichtmenge gesichert ist, gedeihen die Grünalgen, die aber an den besten Stellen von Moosen und Farne unterdrückt werden (DOBAT 1963). Die unter schlechteren Lichtverhältnissen lebenden Algen sind viel dunkler (ganz bis blaulichschwarz) als ihre Artgenossen an günstiger beleuchteten Orten. Diese Zonati on zeigt sich an den Felsen bei weitem nicht in Form gut trennbarer Streifen, da das Mikrorellef des Steines, die verschiedenen Wasserquellen einen starken Elnfluss an die örtlichen Licht- und Wasserverhaltnisse ausüben. Endlich bekommen wir ein buntes mosaikartiges Bild, das anfangs auch vom Zufall beeinflusst wird, da nicht überall Sporen hingelangen wo ihnen Lebensverhältnisse gesichert werden. Diese Lücken werden später von den herumkriechenden Tieren (DOBAT 1963) oder durch Nachschub von der Erdoberfläche (durch Luftströmung, durch antropogene Verschleppung usw.) ausgefüllt. Es muss betont werden, dass die Algen sich in geometrischer Progression vermehren. In der Höhle können wir lange nur einige kleine grüne Flecken sehen, die nicht allzu gefährlich erscheinen, dies wäre der geeignete Zeitpunkt für einen rationellen Höhlenschutz. Leider nur wenn die Not am grössten ist, kann die Aufmerksamkeit einer Umgestaltung bzw. Bekämpfung erweckt und