Evangélikus egyházkerület főtanodája, Sopron, 1857
HC e it e zur Gymnasial-Jubelfeier in der evang. Kirche zu Oedenburg. gehalten von J. F. Wagner, evang. Pfarrer. Herr, wir gedenken an die vorigen Zeiten nnd reden von allen deinen Thaten und sagen von den Werken deiner Hände, denn deine Zeugnisse sind wunderbarlich und erquicken die Seele und machen zu nichte allen hősen Hath der Menschen. Herr, erhebe dich in deiner Kraft, so wollen wir singen und loben deine Macht! Lehre uns deine Wege, dass wir wandeln in deiner Wahrheit! Lass leuchten dein Antlitz über uns und sei uns gnädig! Amen. Zu einer Feier, die uns allen nahe gehen muss, die ob wir unsre Blicke auf die Vergangenheit oder aut die Jetztzeit richten, von der grössten Bedeutung für uns ist, sind wir heute hier versammelt, a. Z. Wir feiern das Entstehen und Bestehen unserer höheren wissenschaftlichen Lehranstalt und sehen zurück auf einen Zeitraum von drei hundert Jahren, und freuen uns, dass der Herr von so langer Zeit die Quelle der Weisheit und der Erkenntniss unter uns eröffnet, und danken es ihm, dass er seit so langer Zeit und unter allen Stürmen das Licht der Wahrheit uns erhalten und dasselbe uns helle leuchten lasset in unsern Tagen. Was unsere hohe Schule unsern Vätern gewesen, die sie gründeten und pflegten und mit vielen und reichen Spenden bedachten, das ist sie uns noch, eine Stätte des Unterrichtes und der Erziehung zu einem wissenschaftlichen Leben, zur Verbreitung jener Kenntnisse, mit welchen der Gelehrte, der Diener des Staates und der Kirche seine Laufbahn zu beginnen hat, zur Erweckung und Belebung jenes Sinnes und Strebens, in dem sich von jeher wahrhaft Gebildete zusammengefunden und von den vielen nur nach Brod Ringenden, nur jn den Gütern der Welt Schwelgenden sich unterschieden. Wie auf eine Feste sehen wir auf unsere hohe Schule hin, die nicht nur durch ihren Aufbau und ihr dreihundertjähriges Bestehen ruhmvoll für die Vergangenheit, sondern auch durch ihren Umbau und die ihr zu Theil gewordene Pflege segenbringend für die Gegenwart, heilverkündend für die Zukunft ist. Wie blickt sie da aus grauer Ferne so ehrwürdig herein diese Feste, ein Werk frommer Vorfahrer, eine Warte in langer vielbewegter und bedrohlicher Zeit, eine Zierde nicht nur dieser unserer Gemeinde, nicht nur der kirchlichen Gemeinschaft des jenseitigen Donaukreises, sondern auch der ganzen evang. Kirche Ungarns! Welche erhabene und erhebende Erinnerungen knüpfen sich an sie, welche grosse Namen hat sie in ihre Geschichte eingeschrieben; welche gefeierte Lehrer haben sich um sie verdient gemacht, welches Heer von Männern, die nach allen Seiten hier den Samen des Wahren, Guten und Schönen trugen, ist aus ihr hervorgegangen! Sehet in mir nicht einen Fremdling, der, was das Seine nicht ist, nicht verstehen, nicht gebührend schätzen und erheben kann. Auch mich zog es einst hieher mit Gleichgesinnten aus der theuren Vaterstadt: auch ich bin da zu den Füssen der Lehrer gesessen zu einer Zeit, da die Zahl der Lernbegierigen so gross war, wie je zuvor und nachher: ich habe in jugendlicher Begeisterung verklärte Gönner und Wohlthäter un