Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Österreich-Ungarns Maritim-Militärische Präsenz in China: Vom Entsatz der Gesandtschaften bis Ende Januar 1901

Georg Lehner - Monika Lehner Da, wie bekannt, bei abgekühlten Menschen eine ausgesprochene Apathie und Schlafsucht vorhanden ist und der Erfrierungstod durch mangelhafte Muskelbewegung, durch ruhiges Verhalten der betreffenden Individuen befördert wird, so trachte man dieselben im kritischen Momente in steter Körperbewegung zu erhalten. Im hohen Grade unterstützt wird der schädliche Einfluss der Kälte durch Alkoholgenuss, der zwar Hyperämie |: Blutüberfüllung :| der Haut und dadurch zunächst Wärmegefühl, aber dann auch vermehrte Wärmeabgabe herbeiführt. Bei Übernachtungen in freiem Gelände sollte getrachtet werden, „die Entwärmung möglichst gering zu halten.“ Dazu sollten windstille Plätze aufgesucht und das Lager selbst auf schlechten Wärmeleitern wie Laub, Stroh und Zweigen errichtet werden: „Eingraben in den Schnee ist Nothbehelf in der äußersten Lage.“ Neben entsprechender Fuß- und Handbekleidung sowie Ohrenlappen sollten Erfrierungen der peripheren Körperteile auch durch Einreibungen mit Fett verhindert werden. Neben prophylaktischen Maßnahmen wurden auch Anleitungen zur Behandlung von Erfrierungen gegeben. Dabei wurden alle Grade von „totaler Erfrierung oder Erstarrung des ganzen Körpers“ als auch von der „Erfrierung einzelner Gliedmaßen bzw. Körpertheile“ berücksichtigt.1461 Am 7. November hatte Montecuccoli dem Landungsdetachement-Kommandanten in Beijing nahe gelegt, dass es in „sanitärer Hinsicht“ von Vorteil sein werde, die Mannschaft auch bei rauher Witterung recht viel in Bewegung im Freien zu erhalten; Uebungsmärsche und gymnastische Uebungen werden besonders empfohlen.1462 Durch das Auftreten eines Falles von heftiger Ruhr bei einem der von Tanggu eingerückten Matrosen musste bei der Hauptambulanz in Tianjin wegen der großen Ansteckungsgefahr eine eigene Abteilung geschaffen werden.1463 Als die Etappe in Tongzhou Mitte Dezember 1900 aufgelöst wurde und wieder nach Tianjin zurückkehren sollte, befürwortete LSK Bless von Sambuchi auch die Rückkehr des Fregattenarztes Dr. Werbenec nach Tianjin, nachdem bei dem dermaligen geringen Krankenstand fünf Mann bettlägerig, die Anwesenheit eines zweiten Arztes nicht mehr nöthig ist, während die Etappenstation Tientsin bei einem Stande von 42 Mann neun Kranke aufweist.1464 Nachdem die Standquartiere und Etappenstationen im Herbst weitgehend bezogen worden waren, traten bei den Kontingenten der kooperierenden Mächte neben den auf klimatische Verhältnisse zurückzuführenden Erkrankungen des Verdauungstraktes und der Respirationsorgane in zunehmendem Maße auch Geschlechtskrankheiten auf.1465 KA, MDT Kart. 1, Beilage zum Escadre-Commando-Tagsbefehl No. 48 vom 13.11.1900: „Maßnahmen zur Verhütung von Erfrierungen und die erste Hilfe beim Vorkommen derselben.“ 1462 KA, MDP Res. No. 44 ex 1900, ECiO an Bless von Sambuchi, Res. No. 319/LD, Taku-Rhede, 7.11.1900. 1463 KA, MDP Res. No. 69 ex 1900, Schusterschitz an LDP, Res. No. 229, Tientsin, 26.11.1900. 1464 KA, MDP Res. No. 86 ex 1900, LDP an ECiO, Peking, 17.12.1900. 1465 Vgl. dazu Emil Louis Alfons Schulz, Die Prostitutionsfrage für europäische Heere auf asiatischen Kriegsschauplätzen mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse während der chinesischen 404

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