Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China

veranlasste die „Beschaffung der existierenden operativen Evidenzbehelfe“ und erbat sich vom k. u. k. Küstenbeschreibungs-Bureau die militärisch-maritimen Beschreibungen von ostasiatischen Häfen.449 Da die Situation in China von Europa aus - wie Montecuccoli es in seinem Tagebuch formulierte - „nicht abzusehen“ war und eine „Wintercampagne in den nordchinesischen Gewässern wahrscheinlich“ erschien, mussten für eventuelle Landungsdetachements „viele Winterkleider“ an Bord genommen werden.450 Am 19. Juli wurden die Kohlenvorräte beider Schiffe ergänzt. Tags darauf - als unter anderem Munition und Torpedo-Material an Bord gebracht wurden - besichtigte Marinekommandant Freiherr von Spaun den Fortgang der Ausrüstungsarbeiten.451 Der Marinekommandant war erst am Abend des 18. Juli nach Pola aufgebrochen. In seiner Begleitung befand sich unter anderem der Vorstand der Operationskanzlei der Marinesektion, LSK Guido Couarde.452 Am 20. Juli wechselte das Matrosen- Korpskommando einen großen Teil der Mannschaft aus, wobei alle Angehörigen des Assentjahrganges 1896 ausgeschifft wurden. Das Eskaderkommando traf Vorsorge, dass Nachschübe von Lebensmitteln und Betriebsmaterial vor allem mit Dampfern des Österreichischen Lloyd nach China verschifft werden sollten.453 Mit 20. Juli wurde auch Montecuccolis Flaggenstab offiziell in Dienst gestellt. KK Friedrich Schwickert, bis dahin Kommandant S.M.S. „Planet“, wurde zum Stabschef der Eskader ernannt.454 Zum Flaggenstab gehörten außerdem LSL Karl Kailer und LSL Karl Prica sowie der Hauptmann-Auditor Svatopluk Mallat.455 Prica Österreich-Ungarn und der Beginn des internationalen Engagements ... 442 KA, MS/OK 1900-V-43/1, Nr. 1 677, ECiO an RKM/MS, Res. No. 18/M, Vorfallenheitsbericht für die Zeit vom 18. bis 29.7.1900, Suez, 30.7.1900. 4511 KA, Nachlass B/830. Montecuccoli-TB, S. 4 f. 451 KA, MS/OK 1900-V-43/1, Nr. 1 677, ECiO an RKM/MS, Res. No. 18/M, Vorfallenheitsbericht für die Zeit vom 18. bis 29.7.1900. 452 „Die chinesischen Wirren.“ Neues Wiener Abendblatt, Nr. 196 vom 19.7.1900, S. 1. 453 KA, MS/OK 1900-V-43/1, Nr. 1 677, ECiO an RKM/MS, Res. No. 18/M, Vorfallenheitsbericht für die Zeit vom 18. bis 29.7.1900. - Winterhaider (1902), S. 461 schrieb über die Ausrüstung der Schiffe: „Die Aufgabe war keine kleine und es ist gewiss ein glänzender Beweis für die Leistungsfähigkeit des Seearsenals und der Schiffsbemannungen, dass Graf Montecuccoli schon nach fünf Tagen, am 23. Juli mittags, seine Schiffe seeklar melden konnte.“ 454 Zwischen Montecuccoli und Schwickert dürfte während der Mission nach Ostasien ein äußerst gespanntes Verhältnis geherrscht haben. Der damalige LSK Anton Haus schrieb im Mai 1901 „von der Charakterlosigkeit des Schwickert und von seiner sehr schäbigen Behandlung durch den Admiral, weswegen er schon einige Male in Pension gehen wollte und geschworen hat, sobald er Fregattenkapitän wird, gleich zu gehen, [...].“ Eines „unverläßlichen Charakters“ zieh Montecuccoli Schwickert gegenüber Haus und meinte, dass Schwickert „auf die Offiziere nicht von gutem Einfluß und Eindruck sein kann. Er [=Montecuccoli] erzählt mir auch viel über Schwickert, daß er ihn nur genommen hat, weil er Pleskott nicht bekommen konnte, den er sehr gerne gehabt hätte und weil überhaupt niemand da war.“ KA, B/24L5/VI, Tagebuch Haus, 11. und 12.5.1901. FK Hermann Pleskott war Stabschef der (Übungs)-Eskader und Stabschef der I. Division. - Das gespannte Verhältnis zwischen Montecuccoli und Schwickert fand noch dreißig Jahre später Eingang in den Schwickert-Nachruf der NFP, Nr. 23 742 vom 17.10.1930, Abendblatt, S. 1. Vgl. dazu die Rangs- und Eintheilungs-Liste der k. und k. Kriegsmarine (1.9.1900), S. 156 („Escadre in Ostasien“). 143

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