Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China

schränkte den Verkehr mit dem Land daher auf das Notwendigste ein, ließ die Kohlenvorräte ergänzen und setzte noch in der Nacht zum 28. Juni die Fahrt fort.418 Durch die Aufnahme arabischer Heizer - die von der Marine-Sektion auf telegraphischem Weg genehmigt worden war419 - erhoffte sich Bless von Sambuchi eine schnellere Durchquerung des Roten Meeres. Angesichts der in Port Saïd aufgetretenen Pestfalle konnten diese Heizer jedoch erst in Suez (as-suwais) durch das dortige k. u. k. Vizekonsulat organisiert werden. Das für kurze Zeit alle vier Hauptkessel befeuert worden waren, war die Temperatur in der Maschine auf 64 °C, in den Heizräumen sogar auf 74 °C gestiegen. Nach der Einstellung des Betriebes von zwei Kesseln fiel die Temperatur auf 55 beziehungsweise 68 °C.420 Am 1. Juli betrug die Lufttemperatur 34 °C, die Wassertemperatur lag bei 33 °C.421 422 423 In seinen Jugenderinnerungen beschrieb Georg Ritter von Trapp auch diesen Aspekt: [...] kein Hauch ist auf Deck zu spüren und die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel unbarmherzig auf die Eisenhaut des Schiffes. Unter den Sonnenzelten flimmert die stickige Luft und mischt sich mit den Oel- und Sodgerüchen, die durch die Ventilation aus Maschinen- und Kesselräumen strömen. [...] Fortwährend werden ohnmächtige Heizer auf das vordere Freideck den immerhin noch kühlsten Platz, gebracht. An ein Dutzend liegt ständig dort [...].4 2 Die Zahl der Hitzschläge nahm in „besorgniserregender Weise“ zu, allein auf der Fahrt durch das Rote Meer waren zwanzig Fälle zu verzeichnen. Auch unter den arabischen Heizern traten Fälle von Hitzschlag auf. Die Araber „rangierten ihrer Verwendbarkeit nach mehr auf der Höhe geübterer Kohlenmänner, obwohl sie mit Heizerzeugnissen versehen waren.“ Als S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ am 4. Juli in Aden einlief23, führte sie die Flagge halbtopp: „Ein Österreich-Ungarn und der Beginn des internationalen Engagements ... 418 KA, MS/OK 1900-V-22/1, Nr. 1 349, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ an RKM/MS, Res. No. 85, Port Said, 27.6.1900 (Vorfallenheitsbericht vom Beginne der Missionsbereitstellung bis zum 27.6.1900). - HHStA, IB Kart. 409, 1900-11/1584/1. B., Stepski an MdÄ, No. LXX1II, Port-Said, 1.7.1900 („Ein- und Auslaufen S.M.S. ,Maria Theresia“ “). 419 KA, MS/OK 1900-1-1/5, Nr. 1 305, Telegraphische Depesche vom Marinekommando an S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ c/o k. u. k. Konsulat Port Said, Wien, 27.6.1900: „Commando ermächtigt für Fahrt Rothes Meer eingebome [siel] Heizer aufzunehmen. Trotz beschleunigter Reise auf Kesselreinigung Bedacht nehmen.“ 4211 Vgl. neben dem bereits angeführten Vorfallenheitsbericht auch den Missionsbericht vom 10.8.1900 (KA, MS/OK 1900-X1-2/6, Nr. 2 294). - Dieser Bericht zeigt, dass die physischen Belastungen noch schwerer waren, als von vornherein angenommen. Vgl. etwa: „Die Wirren in China. Die Thätigkeit unserer Kriegsmarine.“ In: DAZ 5,27 vom 5.7.1900, S. 2. Dort hieß es, dass die Temperatur in den Maschinenräumen „trotz aller Ventilationsapparate“ nicht unter 45 °C zu halten sei und dass die Temperatur hinter den Kesseln auf 55 °C steigen könne. 421 KA, MS/OK 1900-1V-22/2, Nr. 1 485, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Res. No. 88, Reisebericht vom 28.6. bis 4.7.1900, Aden, 4.7.1900. 422 Trapp (1936), I, S. 7. 423 KA, MS/OK 1900-V-22/2, Nr. 1 486, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Vorfallenheitsbericht vom 27.6. bis 4.7.1900. 135

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