Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Peter Gasser zu wünschen übrig. Was das Arsenal von Neapel betreffe, so wäre nur Ungünstiges zu berichten. So sei es zur Gewohnheit geworden, alles zur Durchführung Pächtern und sonstigen Privatpersonen zu überlassen, („che si è introdotto di far fare tutto alli Appaltatori e Impresari“)50. Nach dem Besuch von Palermo und Messina, dessen Hafen er in jeder Hinsicht vortrefflich fand, und von Trani, den er als den ausbaufähigsten Hafen Apuliens bezeichnete, traf Deichmann am 12. Oktober in Buccari bzw. Porto Rè ein. Von allen Häfen, die er besucht hatte, hielt Deichmann Buccari und Porto Rè, allein durch die geographische Nähe, für die Stationierung und Konzentrierung der kaiser­lichen Flotte als am geeignetsten. Vor allen Winden wäre der Hafen von Porto Rè geschützt. Trinkwasser sei in reichem Maße vorhanden. Auch gäbe es hinreichend Platz für die Errichtung von Lagerhäusern und für ein Arsenal. Nicht weit von Buc­cari und Porto Rè befanden sich Wälder aus denen das benötigte Schiffbauholz ge­wonnen werden könnte. Es scheine, so schwärmte der Viceadmiral, als hätte die Natur diesen Hafen eigens für die geplanten Einrichtungen geschaffen. („... pare che la Natura abbia formato un tale sito appunto per simile stabilimento“)51. Die in Porto Rè errichteten staatlichen Werften waren zunächst nur beschränkt leistungsfähig nicht zuletzt durch die beschwerliche Anlieferung des Schiffbauholzes aus. Zudem war das in Triest bereits vorhandene Arsenal den mit dem Bau größerer Schiffe verbundenen Ansprüchen in keiner Weise gewachsen. Dazu versagte der aus Flandern herbeigeholte und reichlich mit Vorschußlorbeeren bedachte Schiffbau­meister Reinald de Boyer völlig. Letzterem warf man, wie einem aus Triest an den Spanischen Rat abgegebenen Berichte vom 25. Mai 1725 entnommen werden kann, gröbste Fahrlässigkeit vor, da er u. a. das kostbare für die Schiffe bereitgestellte Holz über ein Jahr den Unbilden der Witterung überlassen hatte52. Am 22. Dezember 1730 wurde die Fregatte „S. Elisabetta“ mit der Begründung, daß sie untätig in Triest vor Anker läge („... che resta presente oziosa in Trieste ...“) über Anforderung des Vizekönigs Grafen Harrach nach Neapel detachiert. In ihrem neuen Standort sollte, was in Triest offenbar undurchführbar war, ihre überalterte Takelage und Artillerie überholt werden53. In den folgenden Jahren besserte sich die Lage einigermaßen. In Porto Rè sorgte ab 1730 der Spanier Don Antonio de Verneda, dem auch die Errichtung von Befesti­gungsanlagen im Küstengebiet oblag, für eine Reorganisation der staatlichen Werf­ten54. 50 HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 8 (Konvolut Porto Rè), fol. 69v. 51 E b e n d a, fol. 44”. 52 HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 9, fol. 274" 53 Ebenda, fol. 100" 54 Ebenda, fol. 106' und 133-134*; „Demnach zu Erweitherung des zu Porto Rè anlegenden Squero, und auch arbeithen desselbst ohnumbgänglich nöthig gewest ... Per quello, che concerne il lavoro avendo egli (Verneda) nel tempo, che ha amministrato la sua carica dato buon saggio della sua capacité, della sua dili- genza, e della sua prudente condotta ...“. Für letztere forderte und erhielt er, wie einer kaiserlichen Weisung an die innerösterreichische Holkammer vom 15. März 1730 entnommen werden kann, freie Hand. 48

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