Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Karl VI., Triest und die Venezianer jedoch in ein lehenähnliches Abhängigkeitsverhältnis {fidelitas) treten mußte. Triest empfand diesen Zustand drückend und begab sich im Jahre 1354 unter den Schutz des Reiches. Ein Schritt, der in Anbetracht der den Luxemburgern zur Verfügung stehenden Machtmittel erfolglos blieb. Am 3. September 1368 wurde die Stadt aber­mals genötigt dem Dogen den Eid der fidelitas zu leisten. Am 31. August 1369 begaben sich die Triestiner zum ersten Mal in die Herrschaft der Herzoge von Österreich. Auch dieser Versuch schlug fehl, da Venedigs Waffen zunächst erfolgreich blieben und die von der Republik mit einer Abschlagszahlung abgefertigten Österreicher auf die kaum erworbenen Rechte verzichteten. Abermals konnte Venedig von Triest, aber nur mehr für kurze Zeit den Treueid fordern. Neben den Königen von Ungarn, die ihren Anspruch auf Dalmatien geltend machten und dem allerdings in Auflösung befindlichen Patriarchat von Aquileia, war den Venezi­anern in den Herzogen von Österreich ein neuer ernstzunehmender Nachbar und Gegner entstanden. Gleichschreitend mit der endgültigen Festigung des venezianischen „Dominium culfi“, hatte das Streben der österreichischen Herzoge nach einem Zugang zur See eingesetzt. Dazu war mit der Besitznahme Krains und dem Tode Heinrichs von Kärnten 1335, eine wichtige Ausgangsposition geschaffen worden. Während der Regierungszeit Albrechts II. waren die Beziehungen zu Venedig, dank dem diplomatischen Geschick dieses Regenten, leidlich. Albrechts Tod änderte auch hier das Bild. Die weitausgreifende, ungestüme Politik seines Nachfolgers Ru­dolf IV. richtete sich u. a. auch auf Friaul, das von dem kraftlosen Aquileia schwer­lich auf die Dauer behauptet werden konnte. Beide Mächte, der Herzog vom Norden und die Serenissima von Süden waren nunmehr bereit, in das Patriarchat besitzer­greifend einzudringen. Eine entscheidende Auseinandersetzung zwischen San Marco und den mit den mailändischen Visconti verbündeten Habsburgern stand bevor. Rudolfs unerwarteter Tod schob die Entscheidung im Kampf um die friaulische Ebene zunächst hinaus. Den österreichischen Herzogen eröffneten sich jedoch wenig später neue Möglich­keiten. Ein Jahr nach dem Ableben des Stifters anerkannte Hugo Duino, dessen Herrschaft vom Timavo über Teile Inneristriens bis zum Quarnero reichte, die Habs­burger als Lehensherren an, die somit, wenn auch nur mittelbar, die Adriaküste erreichten. Die Position der Herzoge erführ von Süden, durch die ihnen aus der Teil­erbschaft nach Albrecht von Görz im Jahre 1374 zugefallenen Gebiete, eine weitere wesentliche Verstärkung, doch trug ihnen dieser territoriale Gewinn auch die unmit­telbare Nachbarschaft Venedigs ein. Entscheidend waren die folgenden Jahre. In einem Kampf auf Leben und Tod mit der alten Rivalin Genua und anderen italienischen Signorien verwickelt, vermochte zwar die Serenissima durch den Heldenmut ihrer Admirale Vettor Pisani und Carlo Zen, den feindlichen Würgegriff zu sprengen, nicht aber ihr Augenmerk dem nördli­chen Nachbarn und den Triestiner Verhältnissen zu schenken. 19

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