Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Peter Gasser Frankreich und der Levante eingeführten bzw. aus dem Reiche und den Erblanden nach den vorerwähnten Gebieten exportierten Güter aufgetragen wurde203. Letzteres sollte zur Hebung des Tauschhandels erfolgen, den man in Verbindung mit der Fiera in Triest aufziehen wollte. Weitere Kompetenzbereiche der Intcndenza waren der Straßenbau bzw. die In­standhaltung der schon vorhandenen Wege und Brücken, das Lazarettwesen und der Schiffbau. Was diesen betraf, so hatte sie nicht nur für Transport und zeitgerechte Lagerung, sondern, durch die ihr unterstellten „Waldbeamten“, auch für die geord­nete Schlägerung des Schiffbauholzes im Pannowitzer- und Tarnowanerwald zu sorgen. Entscheidende Bedeutung kam auch dem Punkt 24 des Patentes zu, mit wel­chem der Intendenza diç Administration der Justiz in commercialibus et cambialibus übertragen und sie zur regelmäßigen Kontrolle der 1727 in Triest und in der Folge auch in Fiume, Görz und Gradiska tagenden Merkantil- und Wechselgerichte ange­halten wurde. Dieses am 26. Mai 1731 publizierte Patent hat viele Forderungen Stefano Grennas, wenn auch nicht immer mit letzter Konsequenz, erfüllt. Man könnte daher versucht sein, den Einfluß des Freiherrn von Widmann gering zu schätzen oder gar zu igno­rieren. Dies ist nicht der Fall, denn erstens waren beide in diesem Punkt einer Mei­nung, und zweitens war die Notwendigkeit einer Merkantilbehörde im Litorale von Widmann, ohne daß er einen detaillierten Plan vorgelegt hätte, ebenfalls erkannt worden. Zwei seiner Anregungen fanden Eingang in dieses Patent. Eine davon betraf die im Küstenland herrschende und bereits erwähnte „Münzkalamität“; die andere forderte die Beteiligung des Adels am Handel. In der Erkenntnis, „... daß der durch das commercium anerwerbende Reichthum den Adel gleichsam erhebe, welcher sonsten in Müssiggang durch die Armuth sehr verdunkelt werde ...“, wurde mit diesem Patent die von Widmann kritisierte Verordnung vom 21. Juni 1727 aufgeho­ben. Als Chef der Intendenza war ein Präsident vorgesehen, dem, ohne nähere Angabe über die ihm zugedachten Aufgaben, ein Intendant sowie einige Offizianten unter­stellt sein sollten. Der Intendant sollte nicht nur über den Handel zu Lande, sondern auch per aver navigato über das Kommerzium zur See bestens informiert sein. Vor­schläge und Forderungen, die den zuständigen Referenten zur ironischen Bemer­kung dove trovarlo veranlaßten204. Der neue Apparat spielte sich ein, sodaß die In­tendenza in der Folge als ein klaglos funktionierendes Instrument bezeichnet werden kann. AVA Wien, Patentesammlung, Karton 13, Patent vom 26. Mai 1731: „Ferner mit besonderem Fleiß außzukundschaften und wohl zu merken, alle jene Waaren, welche von außen her namentlich aus Welschland (besonders über den Pofluß), auß Spanien, Frankreich, Portugal und Levante mit mehr oder wenigerem Nutzen eingefuhret, und was für Waaren hingegen von Teutschland und anderen diesseitigen I .ändern hinaus geführet werden mögen, sodann von beeden solchen Sorten ein gantz genaues Register zu halten alles in der Absicht, damit nemblieh künftighin der doppeltnützige Baratto der Tausch-Handels de­sto bequemer und vollkommener eingerichtet werden könne ...“. HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 10, fol. 416'. 106

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