Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2015 - Acta Ethnologica Danubiana 17. (Dunaszerdahely-Komárno, 2015)
Krónika
Nach einer langen Reise erreichten wir Komom. Schon der erste Eindruck zeigte uns, dass es sich um eine sehr facettenreiche Stadt handelt. Farbenfrohe Häuser, einladende Restaurants und StraBencafés prägten neben historischen Gebäuden, modernen Bauten, alten Reihenhäusern und geschmückten Denkmalen das Stadtbild und vermittelten uns den Eindruck einer Stadt mit vielen Gesichtern. Schon bald wurde uns bewusst, dass die ungarische Minderheit in Komárno die Mehrheit der Bevölkerung ausmacht. Das aus Deutschland mitgebrachte slowakische Wörterbuch fand bei unseren ersten Begegnungen somit kaum praktische Anwendung. Das slowakische und ungarische Neben- und Miteinander eröffnete ein interessantes und vielfältiges Forschungsfeld. Bei unseren Kontakten mit den Komornem kristallisierte sich bald ein äußerst positiver Bezug der dort Lebenden zu ihrer Stadt heraus. In verschiedenen Kontexten wurden wir auf Probleme und Ängste aufmerksam gemacht, die sich durch die interethnischen Beziehungen zwischen Ungarn und Slowaken ergeben. Aber auch freundschaftliche Beziehungen und ein herzlicher Austausch zwischen beiden ethnischen Gruppen wurden in unseren Gesprächen deutlich betont. Im Laufe der Woche lernten wir die Stadt näher und besser kennen. Unsere erste Tour durch Komárno führte uns vorbei am wirtschaftlichen Mittelpunkt des Ortes, dem Hafen. Beim Blick von der Elisabethbrücke wurde uns die Tatsache, dass es sich um eine Landesgrenze und Grenzstadt handelt, einmal mehr deutlich. Es war spannend zu erfahren, was die Stadt im Laufe ihrer Geschichte erlebt hat. Der erkenntnisreiche Rundgang durch die pittoresken Gassen des gepflegten Stadtkerns bot uns einen Überblick über die einzelnen Orte, die wir in den folgenden Tagen genauer betrachten wollten. Zu Beginn der Exkursion hießen uns auch die Studierenden der Germanistik und Anglistik an der Selye János Universität herzlich willkommen. Sie berichteten uns anschaulich von der Universität und aus ihrem Unileben. Dabei fanden sich viele Gemeinsamkeit zu unserem Studierendenalltag, ebenso wie einige Unterschiede, beispielsweise den Schönheitswettbewerb und die Bälle. Trotz der Prüfungsphase, in der wir uns mit den Studierenden trafen, haben sich einige von ihnen noch viel Zeit genommen, uns eine weitere Perspektive auf die Stadt zu bieten und uns unter anderem die beliebtesten Kneipen und Cafés Komámos vorzustellen. Wir besuchten zwei Pfmgstgottesdienste, die der römisch-katholischen und der reformierten Gemeinde, die hoch frequentiert und festlich waren. Trotz der in Ungarisch gehaltenen Predigten konnte eine Annäherung an die Relevanz des Feiertags nachgefühlt werden. Während sich der katholische Gottesdienst vom Ablauf her von den aus Deutschland gewohnten Messen kaum unterschied und uns in gewisser Weise sogar vertraut war, fielen uns im reformierten Gottesdienst einige Besonderheiten auf. Die Bedeutsamkeit und gesellschaftliche Verankerung von Religion und Glaube war neben der für uns überraschend hohen Zahl von Besuchern des Gottesdienstes auch Ausdmck in der dominanten Präsenz ungarischer Nationalsymbolik erkennbar. Während uns insbesondere auch die Raumordnung und -gestaltung der Kirche, wie beispielsweise die Platzierung des Altars und der Kirchenbänke, explizit auffiel, da sie nicht der uns vertrauten Weise entspricht, konnten wir Ähnlichkeiten und vertraute Rituale bei der Durchführung des Abendmahls und dem Empfang der Hostien entdecken, sodass wir schlussendlich trotz geringfügiger Unterschiede eine gemeinschaftliche Atmosphäre empfanden. Die Festung von Komárno war einer der Höhepunkte unserer Exkursion. Was für uns eine die Stadt dominierende Anlage darstellte, die zwar etwas unauffällig und außerhalb gelegen, aber dennoch präsent zu sein schien, wurde ihr von einem Großteil der von uns befragten Komomer keine größere Bedeutung beigemessen. Die Festung war eindrucksvoll. Zum einen waren die Ausmaße in Größe und Weite des Komplexes überraschend. Die Begehung ließ uns zusätzlich verschiedene historische Epochen durchleben. Gleichzeitig konnte man beobach-282