Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2012 - Acta Ethnologica Danubiana 14. (Dunaszerdahely-Komárno, 2012)

Tanulmányok - L. Juhász Ilona: Esküvő és lakodalom a temetőben. Adalékok a zsidó néphithez (Összefoglalás)

Acta Ethnologica Danubiana 14 (2012), Komárom—Komárno Trauung und Hochzeit im Friedhof Beiträge zum jüdischen Volksglauben Ilona L. Juhász Während meiner Forschungen stütze ich mich häufig auf diverse Presseartikel - sowohl auf konventionelle Tage- und Wochenblätter als auch auf Onlinemedien. Dadurch konnte ich in vielen Bezügen zahlreiche, bis dahin unbekannte Angaben und wertvolle, neue Aspekte für meine Forschungen entdecken. Dank diesen Quellen erhalten wir häufig ein viel plastische­res Gesamtbild hinsichtlich mancher Fragestellungen - häufig stößt man auf völlig unbe­kannte Belege, die gegebenenfalls weitere Forschungsfragen aufwerfen, neue Aspekte anbie­ten oder ganz andere Sichtweisen bei der Betrachtung eines Problems nach sich ziehen. Im vorliegenden Aufsatz werde ich zunächst einige in der Fachliteratur bisher weniger bekannte Aspekte der jüdischen Folklore präsentieren. Dabei möchte ich einige Artikel aus dem Jahr 1918 des in Ungwar (ung. Ungvár; slow. Užhorod, heute in der Ukraine) verlegten Wochenblattes Ung sowie des in Budapest erschienenen Blattes Egyenlőség [Gleichheit], des Presseorgans des ungarischen Judentums einbeziehen. Damit verbunden werde ich zum Schluss anhand einiger Beispiele die einzelnen Varianten und parallele Züge der behandelten Bräuche präsentieren. Die oben erwähnten Artikel beziehen sich auf die Eheschließung eines jungen Paares im jüdischen Friedhof von Ungwar, sie liefern jedoch außer der Schilderung des Geschehens gleich mehrere beachtenswerte Angaben. Bereits aus dem ersten Artikel geht klar hervor, warum ausgerechnet der Friedhof von der örtlichen jüdischen Gemeinde zum Ort der Trauung, dieser wichtigen Lebensstation ausgewählt wurde. Im Artikel lesen wird das fol­gende Argument: Nach dem jüdischen Volksglauben vermag eine Hochzeit im Friedhof die massenweise Todesopfer fordernden Seuchen anzuhalten. Da zu jener Zeit auch in Ungwar die europaweit wütende spanische Grippe ihre Opfer for­derte, wollte die jüdische Gemeinde auch mit diesem ungewöhnlichen Akt der Epidemie ein Ende setzen. Die erste Berichterstattung über diesen Fall ist auf der zweiten Seite des Blattes, mit dem Titel „Hochzeit im Friedhof” [Esküvő a temetőben] erschienen: Samu Weisz und Regina Grünberger haben am 18. Februar des lauf. Monats vor dem Matrikelfiihrer das Ehegelübde ausgesprochen. Die kirchliche Feier findet heute nm. um 2 Uhr im isr. Friedhof statt. Im Herzen einiger Juden lebt nämlich der Aberglaube, dass die Seuche aufhört, sobald man im Friedhof eine Vermählung stattfindet. Für das junge Paar hat die isr. Glaubensgemeinde 6000 K Mitgift gesammelt.1 1 Ung, 22. Oktober 1918, S. 2. 83

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