Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2011 - Acta Ethnologica Danubiana 13. (Dunaszerdahely-Komárno, 2011)

Tanulmányok - Michael Prosser-Schell: Néprajzi-kultúrantropológiai megközelítések a "misztériumjátékhoz". Új aspektusok az ünnepkutatás egy klasszikus területén (Összefoglalás)

sie dann noch einmal erweitert und bekräftigt durch die josephinische Administration. Auch hier gab es Kämpfe um die Fortsetzung der Spiele, und auch hier lesen wir in der oben genannten Arbeit über Tirol (Sikora 1906) aus den Gemeinden ganz dieselbe Gegenargumen­tation: Mit dem Beispiel aus der Kleinstadt Schwaz 1764 zeigt der Befund wieder genau das heortologische Prinzip der an bestimmte Tage gebundenen Gedächtniskultur und die Betonung der Einprägsamkeit für die Überlieferung durch sinnlich markante und merkbare Gefuhlsappelle: Denn der „gemeine, des Lesens unkundige Mann [habe „nur einmal im Jahreslauf‘ die Gelegenheit] durch dergl. mit nassen Augen ansehend persöhnlichen Vorstellungen mit einer ohnvergeßlich lebendigen Einprägung des Leidens und Sterbens Christi“ zu verbinden - so der von Sikora edierte Wortlaut der Eingabe.17 Liest man einzelne Durchführungsbestimmungen und vergegenwärtigt sich später insbe­sondere den Kontext der ganzen staatlichen Bemühungen des Josephinismus,18 so wird klar, dass es hier nicht mehr allein um die Frage geht, ob eine Staatsregierung dem Anliegen der kirchlichen Ordinariate, die die Würde der Religion nicht ins Komödiantenhaft-Ridikulöse gezogen sehen möchte, zu willfahren vorhat oder nicht. Auch hier ist, jedenfalls wenn wir vom Josephinismus sprechen, der kameralistische und pädagogische Impetus zur Wohlfahrt des Staates vorherrschend: Wer die Erhöhung von Einkommen und von Steueraufkommen durch mehr Arbeitszeit und selbstverantwortete Arbeitsproduktivität im Blick hat sowie die allgemeine Dominanz in Bildung und Schulwesen als Aufgabe des Staates betrachtet und dies neu etablieren will, kann andere, „parallel“ ansagende Bildungskonzepte nicht gebrauchen. Und: Für den Josephinismus, generell für eine Staatsdoktrin, wie sie volkswirtschaftlich damals diskutiert wurde (man denke etwa an Adam Smith), ist die aufwendige und sorgsame Herstellung von Krippenfiguren, Dekorationen, Kostümen sowie das langwierige Lernen von Rollentexten mit langen Aufführungs- und ausgiebigen, teil mehrtägigen Besuchszeiten sol­cher Veranstaltungen eine Verschwendung von Zeit, die anderswo eher - nämlich in produk­tive Berufsarbeit - investiert hat werden sollen. (Prosser-Schell 2011, 164-165) ln habsburgischen Ländern sind die Verbote der szenischen Aufführungen in den westli­chen Landesteilen überwiegend durchgesetzt und aufrechterhalten worden, in Tirol hat soweit ich sehe nur Erl in auffallendem Maße weitermachen können. In den östlichen Landesteilen aber, gerade auch im Territorialbereich der ungarischen Stephanskrone, sind die Verbote mehrfach nicht befolgt oder aber nach 1790 teilweise zurückgenommen worden (wie etwa die Arbeiten Leopold Kretzenbachers zeigen konnten).19 Damit aber sind wir schon auf der Schwelle zum dritten Abschnitt unserer Vorlesung. III. Einen entscheidenden, bislang in der Standardliteratur zu wenig beachteten Hinweis zum Fortbestehen der heortologisch-rituellen und zugleich szenisch-schauspielerischen 17 Zit. n. Sikora 1906 S. 190 (mit gedrucktem Quellentext Karfreitags-Bruderschaft Schwaz 1764 ausführlicher ebd., leider ohne Angabe der Archivfundstelle). 18 Vgl. dazu neuerdings: Pranzl 2008, 17-52; Gant 2008, 97-124; Knoll 2008., 273-316. 19 Kretzenbacher 1953, 39-40; Eine besonders bezeichnende Aussage bietet die sogenannte „Knaffl-Handschrift“ des steiermärkischen Kameralverwalters Johann Felix Knaffl von 1813: „Unter die ländlichen Spiele gehört auch noch das beliebte Weihnachts oder sogenannte Krippet Spiet und das als Nachspiel darauf folgende Paradeißspiel. Welche beyde zwar verbothen sind, aber dennoch jährlich gespielt werden.“, zit. n. Geramb, Viktor von (Hg.): Die Knaffl-Handschrift. Eine obersteirische Volkskunde aus dem Jahre 1813. Berlin/ Leipzig 1928, 69. 42

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