Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2011 - Acta Ethnologica Danubiana 13. (Dunaszerdahely-Komárno, 2011)

Könyvismertetések

Phänomen der „Wallfahrtstaufen“ (im deutschsprachigen Diskurs weniger bekannt, indessen in o. g. ungarischem Standardwerk von Sándor Bálint und Gábor Barna bereits etwas ausführ­licher dargestellt), scheint m. E. von besonderer Relevanz zu sein. Besonders aufschlussreich wirken die Konstatierungen, dass sich, nach schweren Jahren ökonomischer Konsolidierung und dem Abschluss der Verwaltungsorganisation, diese religiöse Prägung und Durchdringung der Landschaft durch neue oder revitalisierte Sakralarchitektur und Prozessionen eben erst aus­gangs des 18. Jahrhunderts merklich-sichtbar vollziehen konnte (s. S. 211). Der Historiker Zoltán Gőzsy stellt uns die „Canonicae Visitationes“ als Quelle zur Eingliederung der Kolonisten in der Diözese Pécs/ Fünfkirchen“ vor (S. 195-210). Die hier herangezogenen Visitationsberichte - eben keine normative Quelle, sondern protokollierte Aufsichtsbegehungen - geben wertvolle Aufschlüsse zur dörflichen Sozialordnung und Lebensweise im 18. Jahrhundert (Schwerpunkt ist ein Bestand aus dem Jahr 1729, also kurz nach der ersten systematisch organisierten Anwerbungswelle). Volkskundlich interessant sind insbesondere die Ausführungen zur Stellung der Lehrer und auch der Hebammen (S. 206- 207, 209). In den dokumentierten Pfarreien ergeben sich Hinweise über die Pfarrer in weltli­chen Angelegenheiten - sie treten etwa als Treuhänder und Kreditgeber auf (S. 204-205). Kirchengebäude wurden zunächst, seit den 1720er Jahren, aus Holz gebaut. In der der Predigtvennittlung mussten zudem Lösungen in den verschiedenen Sprachen gefunden wer­den (in der Regel ungarisch, kroatisch und deutsch, s. S. 201-203). Dasselbe Anliegen der Predigtvermittlung behandelt Zoltán Csepregi in seinem Text Pietismus in Ungarn und das Luthertum in der Tolnau (S. 173-194) — dies am Beispiel evan­gelischer Kolonistenprediger in Transdanubien 1718-1775. Auch diese Geistlichen hatten nach eigenen Zeugnis ihr Amt oft in drei Sprachen - deutsch, ungarisch, slowakisch - zu ver­richten (s. S. 179-180). Im Beitrag spielt jedoch inhaltlich weniger die Alltagsordnung in gemischtsprachigen und gemischtethnischen Gemeinden eine Rolle, sondern vielmehr der vollständige Aufweise der Personen mit Namen und, wenn möglich, deren Herkunft und beruf­licher Werdegang: Viele hatten zunächst in Halle/ Saale bei Francke studiert und betrachteten dann ihre Wanderschaft, so Csepregi, als „Aussendung“ bzw. „Mission“ (S. 183-184). Linguistische Problemstellungen in Bezug auf die Entwicklung der deutschen Dialekte überblickt Katharina Wild: Die Sprachentwicklungsprozesse in den donauschwäbischen Dialekten von der Ansiedlungszeit bis zur Gegenwart (s. S. 219-232) haben zur Mischung (hervorgerufen auch durch Binnenwanderung) und zum Ausgleich der einzelnen Varietäten im Lauf der Zeit zu relativ einheitlichen Ortsdialekten geführt. Unter den wirtschaftsgeschichtlich orientierten Texten ist der Beitrag von Karl-Peter Krauss volkskundlich besonders lesenswert, der den alten Satz über die Immigranten, Mit einem Bündel sind sie gekommen? in Frage stellt. Er schreibt über Geldtransfers aus dem Deutschen Reich nach Ungarn im 18. und 19. Jahrhundert (S. 125-172, mit zahlreichen Quellenauszügen). Das batyu ist ja bekanntermaßen auch zum Symbol der systematischen Aussiedlung nach dem II. Weltkrieg geworden. Hier aber besteht das interessante gerade darin, dass der Beitrag mit zahlreichen hausgewerbebezogenen, lokal- und familiengeschichtlichen Quellenstellen aufwarten kann, die die alltäglichen Lebensbedingungen von Menschen anschaulich zu machen imstande sind: Die reale Praxis von Emigration und Immigration spie­gelt sich hier, der Volkskundler Hans Moser hätte an dieser Arbeitsweise seine Freude daran gehabt. Es gereicht der Studie zum unschätzbaren Vorteil, dass Verfasser sich offensichtlich sowohl in württembergischen wie auch in ungarischen und den Wiener Archiven auskennt. Makrohistorisch und generalisierend Hingegen betrachtet György Kumcz Agrarwirtschaft und Kolonisation in Ungarn im 18. Jahrhundert aufgrund des ungarischen Forschungsstandes (S. 81-100). Der Regenerierungsprozess der Nutzflächen, die unterschiedlichen Interessen zwi-322

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