Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2010 - Acta Ethnologica Danubiana 12. (Dunaszerdahely-Komárno, 2010)

Krónika

lien zu gründen. Die kulturelle Identität stand viel eher in lokalen, ruralen Bezügen, nicht in übergreifend-nationalen (Rebbau, Getreidebau, Viehzucht sowie die Distribution der Produkte bildeten die Hauptfaktoren auch bei der kulturellen Identität). Genau dieses war auch einer der deutlichen Schwerpunkte der Diskussion im und um den Vortrag von Ber­nadett Baumgartner (Széchenyi-Nationalbibliothek Budapest), der die „Sathmarer Schwa­ben in der Zwischenkriegszeit“ (und die Geschichte ihrer historischen Ansiedlung) behan­delte. Hier wurde der einschlägige Nationalismus (im Spannungsdreieck zwischen rumänischem, ungarischem und deutschem Staat) als „Zugabe“ zur lokalen Welt prob­lematisiert: Man sprach hier sinngemäß von einer Vereinnahmung der dort lebenden Deutschen, die, eher von außen kommend, an sie herangetragen worden, weniger jedoch aus der Region selbst heraus entstanden sei. Ein Schwerpunkt der Sektion war eindeutig die (Volks-)Kalenderliteratur. Im Vortrag von Olivia Spiridon (Literaturwissenschaft, IDGL Tübingen) ging es um deutschsprachi­ge Kalender des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus Regionen des südlichen Karpaten­beckens und die darin erkennbaren „Strategien der Identitätsbildung“. Neben einem grund­sätzlichen Anstoß zur kritischen Diskussion des Identitätsbegriffs, zu dessen Dynamik und seinen Facetten (welche möglichen Facetten von „Identität“ werden wann, von wem und warum demonstrativ aktiviert oder klandestin gehalten?) ging es hier auch um die - nicht gelöste — Frage, ob der Appell an nationalistische Gefühle in diesen Kalendertexten diese eher erst auslöst oder im Gegenteil bereits bewusste Dispositionen und Meinungen ver­stärkt bzw. bestätigt. Wolfgang Kessler (Martin-Opitz-Bibliothek Herne) verwies in die­sem Zusammenhang auf die „sehr unterentwickelte“ Leser- und Lesestoffforschung in die­sem geo-historiografischen Bereich. In seinem eigenen Vortrag stellte Kessler populäre „Deutschsprachige Kalenderliteratur aus dem südslawischen Raum“ vor, exemplarisch etwa den „Illustrierten Vršacer Hauskalender“ (Erscheinungsjahre 1907-1941) oder den Hauskalender von Weißkirchen/ Bela Crkva (in Verbindung mit dem dortigen „Volksblatt“, 1896 bis mind. 1919, Schriftleitung Jakob Schümichen/ Peter Kuhn). Kess­ler und weitere Teilnehmer insistierten darauf, dass als Leserkreis ein direkt oder zumin­dest indirekt rural gebundenes Berufsmilieu eindeutig erkennbar sei, auch in Stadtgemein­den wie etwa Vršac/ Werschetz. (In diesem Zusammenhang wurde auch auf die Möglich­keit der Untersuchung von einschlägigen Werbungsinseraten/ Reklameanzeigen und deren Quellenwert aufmerksam gemacht.) Dieses lokale/ regionale Milieu ist der „Hauptidentitätsgeber“, die stärkste Einflussgröße auf die Statuierung der Identität, dem die Volkskalender aufmerksamkeitsheischend dann entsprechen, wenn sie auf landwirt­schaftlich wichtige Termine (Messen, Märkte) und auf technische Innovationen (Geräte, Maschinen), die gegebenenfalls von Österreich/ Deutschland her lieferbar waren. Über noch früher entstandene „Deutschsprachige Kalenderliteratur und ihre Regionen in Ostmitteleuropa am Ende der Frühen Neuzeit“ referierte Agnes Dukkon (ELTE­­Universität Budapest). Neben dem gleichsam prominenten Rang des zwischen Nürnberg und Ostmitteleuropa pendelnden Verlegers und Astronomen Hans Müller, gen. Regiomon­tanus (aus Königsberg/ Unterfranken) wies Dukkon insbesondere auf den ungamdeutschen Kalendermacher David Frölich hin, gerade weil er in seine Produktionen auch ethnograp­hische Betrachtungen mit eingearbeitet hat („Fasti sive Calendarium“, 1641). Inhaltlich zeigen die von der Referentin vorgestellten Quellen aufschlussreiche Befunde zur Prodi­giendeutung und zu (Wetter-)Prophezeihungen. Zum „Sankt-Urbans-Fest und seine regionale Ausprägung“, besonders am regionalen Beis­piel Hajós-Baja sprach Michael Prosser-Schell (Johannes-Künzig-Institut Freiburg i. Br.). Hier 190

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